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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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ich.
    »Gemma«, flüstert Miss McChennmine, »was immer geschehen mag, Sie müssen Ihre Furcht beiseiteschieben und die Magie bewahren.«
    Was immer geschehen mag. Der Klang dieser Worte gefällt mir nicht.
    »Manchmal müssen wir uns um eines höheren Zweckes willen opfern«, sagt sie. »Versprechen Sie mir, dass Sie die Magie schützen werden.«
    »Ich verspreche es«, sage ich, aber es behagt mir nicht.
    Pippa murmelt vor sich hin. »Ein williges Opfer. Das ist tatsächlich ein sehr starker Zauber. Ich nehme es an.«
    Die Fabrikmädchen haken Miss McChennmine unter.
    »Lasst mich los, ihr kleinen Rabauken ! «, knurrt Miss McChennmine schließlich doch nicht so willig. Sie gibt Mae eine kräftige Ohrfeige und Bessie versetzt ihr als Antwort einen Hieb, der Miss McChennmine zu Boden streckt. Ihr Ohr blutet. Die anderen Mädchen schlagen mit Händen und Füßen auf sie ein.
    »Halt!« Ich will mich dazwischenwerfen, aber Miss McChennmine hält eine blutige Hand hoch.
    »Gemma, nicht ! «, warnt sie.
    »Ja, das genügt«, sagt Pippa, als würde sie einen Nachschlag Suppe dankend ablehnen. »Bringt sie zu mir.«
    Sie zerren Miss McChennmine zum Altar und binden ihr die Hände auf den Rücken. Ihre Lippen bluten und ich sehe Angst in ihren Augen. Langsam dämmert ihr die Erkenntnis, dass sie diese Mädchen gründlich unterschätzt hat.
    »Dulden wir Ungläubige unter uns?«, ruft Pippa.
    Die Mädchen antworten wie aus einem Mund: »Nein!« In ihren Gesichtern sehe ich blanken Hass. Es jagt mir einen kalten Schauer über den Rücken. Sie betrachten uns nicht mehr als Menschen; wir sind die anderen, die Bedrohung, die beseitigt werden muss.
    Pippa wendet sich mit einem Seufzer an Miss McChennmine. »Es tut mir leid, aber für die, die uns nicht folgen wollen, gibt es nur eine Strafe.«
    Bessie holt ein glänzendes Schwert hervor. Seine Schneide schimmert im Licht. Die Mädchen brechen in ein ohrenbetäubendes Gejohle und Gekreische aus. Miss McChennmine wehrt sich aus Leibeskräften.
    »Nein!«, brüllt sie. Sie tritt um sich und versucht sich loszureißen. Aber Mae und Mercy halten sie eisern fest und zerren sie quer über den Altartisch. Mein Herz hämmert gegen meine Rippen.
    »Pippa, was tust du?«, rufe ich und stürze auf sie zu.
    Pippa wirft mich mit der Kraft ihrer Magie zurück. Überrascht taumle ich rückwärts und pralle schmerzhaft auf dem Boden auf. Die Mädchen drücken Miss McChennmines Kopf nach vorn und legen ihren Hals bloß.
    »Nein!« Ich rapple mich auf die Füße, doch bevor ich die Magie aufrufen kann, entfesselt Pippa die ihre. Diesmal krache ich zu Boden wie ein hilfloses Spielzeug. Miss McChennmine drückt ihre Augen fest zu; ihr Mund bildet eine schmale, entschlossene Linie. Die Klinge ist erhoben.
    »Bewahren Sie die Magie …«, ruft sie noch, gerade als das Schwert blitzschnell auf sie herabsaust.
    Ann neben mir schreit und schreit, ihr verzweifeltes Schreien vermischt sich mit dem Triumphgeheul der anderen, bis sich nicht mehr sagen lässt, wo das eine aufhört und das andere beginnt. Mir ist speiübel. Mein Atem geht keuchend und Tränen brennen in meinen Augen. Plötzlich hört Ann auf zu schreien und sitzt vollkommen reglos, vor Entsetzen verstummt.
    Mit einem wohligen Seufzer schlängeln sich die Ranken vorwärts und fordern den kopflosen Leib von Miss McChennmine. Die Mädchen knien mit gefalteten Händen wie im Gebet. Pippa nimmt eine dicke Beere aus einem Kelch und legt sie sanft in Bessies wartende Hand. Langsam und ernst schreitet sie von einem Mädchen zum anderen und eine nach der anderen verneigt sich vor ihr und empfängt eine Beere aus ihrer Hand. Wie in einem Atemzug heben die Mädchen die Beeren an den Mund. Sie schlingen sie gierig hinunter.
    Pippa breitet die Arme aus, ihr Mund ist zu einem verklärten Lächeln geöffnet. »Es tut mir leid wegen eurer Lehrerin, aber sie hätte nicht zu uns gepasst. Doch auf euch ist Verlass. Schließlich seid ihr zurückgekommen. Aber ihr müsst unserem Beispiel folgen, meine Lieben. Wer mir dienen will, muss die Beeren essen.«
    Endlich gehorcht mir meine Stimme wieder. »Pippa, bitte hör mir zu. Die dunklen Geister der Winterwelt haben vor, das Magische Reich zu übernehmen. Wenn ihr mich tötet, kann ich sie nicht bekämpfen.«
    Bessie steigt auf den Turm und kommt mit einer schreienden Felicity zurück, die sich mit Händen und Füßen wehrt. Sie versucht, Bessie zu beißen, und Bessie schlägt ihr auf die Hand.
    »Oh, Fee! Du bist

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