Kartiks Schicksal
Hals. Sogar der Schleier ist von der dicken, schwarzen Luft durchtränkt; er streut goldgesprenkelten Ruß auf unsere Körper. Und dann sehe ich es: Der schöne Wald steht in Flammen. Die Hütten brennen und rauchen. Die Flammen verheeren die Bäume, bis sie rote und orange Blüten zu treiben scheinen. Viele der Waldbewohner sind eingeschlossen. Sie schreien und wissen nicht, wohin sie sich wenden sollen. Mütter laufen mit weinenden Kindern im Arm zum Wasser. Die Zentauren kommen denjenigen, die um ihr Leben rennen, zu Hilfe, lesen sie im Laufen auf und hieven sie auf ihre Rücken.
»Wir müssen ihnen helfen!«, schreie ich und versuche aufzustehen. Die Hitze ist zu groß. Sie wirft mich auf den Boden des Schiffes zurück.
»Nein, wir müssen die Winterwelt erreichen und den Baum fällen!«, ruft Miss McChennmine. »Das ist unsere einzige Hoffnung.«
»Wir können sie nicht einfach ihrem Schicksal überlassen!«, schreie ich, aber im selben Moment landet ein verirrter Funken in meinem Rock und ich muss wild darauf einschlagen, um ihn zu löschen.
Ich höre ein Platschen. Ascha ist vom Schiff gesprungen und watet ans Ufer. Leichen treiben zuhauf im Fluss, aber Ascha schenkt ihnen keine Beachtung. »Hier!«, ruft sie und wedelt mit den Armen, damit sie durch den Rauch gesehen werden kann. Das Waldvolk rennt auf sie zu und in die Sicherheit des Wassers.
Es gelingt ihnen, unter der schweren Rauchschicht ihre kleinen Boote zu finden. Sie besteigen sie und paddeln auf den Fluss hinaus, fort von den Ruinen ihres einst schönen Heimatlandes.
Philon erscheint. Er tritt ans Ufer und die Medusa trägt uns näher zu ihm. »Die dunklen Geister der Winterwelt sind gekommen. Sie sind schnell und scharf geritten.«
»Wie groß ist ihr Heer?«, fragt Kartik.
»Vielleicht tausend Mann«, antwortet Philon. »Und sie haben einen Krieger, der so stark ist wie zehn.«
Kartik tritt gegen den Boden. »Amar.«
Fowlson verengt seine Augen. »Amar kämpft für diese Kreaturen? Ich mach Hackfleisch aus ihm.«
»Nein«, sagt Kartik.
»Er ist nicht mehr einer der Unsern, Bruder. Vergiss ihn«, sagt Fowlson und es klingt fast freundlich.
Ascha zieht einen Körper aus dem Fluss. Es ist ein weibliches Wesen und sie ist verletzt. Während wir sie auf das Schiff der Medusa schleifen, erbricht sie Wasser. Es ist Neela.
»Lass mich«, faucht sie, als sie die Hände von Ascha auf ihren Armen sieht. Sie schlüpft aus ihrer dunkelvioletten Gestalt mühelos in die von Ascha, in meine, in die von Creostus und wieder in ihre eigene. Es ist, als könne ihr Körper diese Verwandlungen nicht beherrschen.
Aschas Stimme ist fest. »Du warst es, die den Zentauren getötet hat, stimmt’s?«
Neela hustet Wasser aus ihren Lungen. »Ich weiß nicht, was du meinst. Du lügst.«
Philons Augen blitzen auf.
Ascha lässt nicht locker. »Du hast ihm Mohnblumen in die Hände gegeben, damit die Schuld auf uns fällt.«
Diesmal versucht Neela nicht, es zu leugnen. »Na und?«
»Warum hast du das getan?«, fragt Philon streng. Der Flammenschein vom Wald wirft flackernde Schatten auf die hohen Wangenknochen seines außergewöhnlichen Gesichts.
»Wir haben einen Anlass gebraucht, um den Krieg zu erklären. Du wärst nicht ohne einen Grund in den Kampf gezogen.«
»Du hast also einen Grund erfunden?«
»Ich habe ihn nicht erfunden. Er bestand schon immer! Wie lange leben wir nun schon ohne eigene Magie? Wie lange hätten wir das noch erdulden sollen? Sie haben sie ganz in ihrem Besitz. Und die schmutzigen Unberührbaren wurden über uns gestellt! Aber du wolltest nicht handeln. Du bist immer schwach gewesen, Philon.«
»Die Magie bedeutet dir so viel, dass du bereit warst, einen der Deinen zu töten?«
Neela richtet sich mühsam auf. »Jeder Fortschritt hat seinen Preis«, sagt sie trotzig.
»Der Preis ist zu hoch, Neela.«
»Ein Zentaur für die Herrschaft über das Magische Reich? Das ist ein kleiner Preis.«
»Wir hätten uns lieber vor einer echten Gefahr in Acht nehmen sollen, anstatt Schatten nachzujagen. Und jetzt sind wir heimatlos. Unser Volk ist tot. Unsere Redlichkeit ist dahin. Die zumindest hatten wir vorher.«
Neela zeigt keine Reue. »Ich habe getan, was nötig war.«
»Ja«, sagt Philon grimmig. »So wie ich es nun tun muss.«
Neela zittert und bebt am ganzen Leib; ihre Lippen werden so bleich wie die Haut von Weintrauben.
»Sie hat einen schrecklichen Schock erlitten«, sage ich. »Jemand muss bei ihr bleiben.«
»Lasst sie
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