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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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Abenteuer der großen, weiten Welt verspricht. Die Geschäfte werden mit Unterschrift, Handschlag und einem Penny als Pfand für den Vertrag besiegelt.
    Andere sind hier, um Vieh zum Kauf auszuwählen. Sie sehen sich in den Schaf- und Pferdeställen um und hören sich die Beteuerungen der Händler an. »Sie werden keine Besseren finden, meine Herren. Das garantiere ich Ihnen!«, ruft ein Mann mit einem Lederschurz und großen Stiefeln zwei Bauern zu, die eins seiner hochgepriesenen Schafe begutachten. Die Bauern fahren mit ihren Händen über die Flanken des Tieres. Sein lautes Blöken scheint mir Ausdruck tiefster Demütigung zu sein.
    »Ich würde das auch nicht wollen«, sage ich lautlos zu mir selbst. »Schrecklich erniedrigend.«
    Am Nachmittag nehmen wir unseren Tee unten am Ufer des Flusses, wo sich eine Menschenmenge versammelt hat, um die Bootsrennen zu sehen. Brigid hat uns ein köstliches Lunchpaket mit gekochten Eiern, knusprigem Brot und Butter, Himbeermarmelade und Johannisbeertörtchen eingepackt. Ann und ich streichen großzügig Butter und Marmelade auf dicke Brotscheiben, während Felicity nach den Törtchen greift.
    »Ich habe einen Brief von meiner Mutter bekommen«, sagt Felicity und beißt fröhlich in den Fruchtbelag.
    »Das versetzt dich für gewöhnlich nicht in so heitere Stimmung«, sage ich.
    »Sie bietet mir nicht oft eine so großartige Gelegenheit«, antwortet Felicity rätselhaft.
    »Na gut«, sage ich. »Heraus damit.«
    »Wir werden Lily Trimble in Macbeth am Drury-Lane-Theater sehen.«
    »Lily Trimble!«, ruft Ann mit vollem Mund. Sie schluckt den Bissen im Ganzen hinunter und japst. »Du bist ein Glückspilz.«
    Felicity schleckt ihre Finger sauber. »Ich würde dich ja mitnehmen, Ann, aber Mutter würde es nicht erlauben.«
    »Ich verstehe«, sagt Ann dumpf.
    Mrs Worthington hat Anns Täuschungsmanöver nicht vergessen, während sie über Weihnachten in ihrem Haus zu Gast war. Es spielt keine Rolle, dass wir alle bei dem Schwindel mitgemacht hatten, ja dass es Felicitys Idee war, Ann als die Tochter eines Herzogs auszugeben. Nach Meinung von Mrs Worthington sind Felicity und ich schuldlose Opfer von Anns unverschämtem Plan.
    »Du kannst nicht als du selbst gehen, Ann«, sage ich. »Aber du könntest als jemand anderes gehen.«
    Sie sieht mich verständnislos an.
    »Die Magie«, flüstere ich. »Begreifst du nicht? Das wird unsere erste Chance sein, unsere Zukunft zu ändern.«
    »Direkt unter der Nase meiner Mutter«, grinst Felicity. Diese Verlockung allein genügt, um sie für die Idee zu begeistern.
    »Und wenn es nicht funktioniert?«, sagt Ann.
    »Sollen wir uns deswegen davon abhalten lassen, es zu versuchen?«, protestiere ich.
    Felicity streckt ihre Hand aus. »Ich bin dafür.«
    Ann legt eine Hand auf Felicitys Hand und ich die meine obenauf. »Auf die Zukunft.«
    Eine Welle der Aufregung geht durch die Menge der Jahrmarktsbesucher. Die Ruderer kommen in Sicht. Die Leute drängen ans Ufer, um sie anzufeuern. Wir zwängen uns unter einem überhängenden Felsen hindurch. Nun sind wir näher am Fluss, aber vor Mrs Nightwings Blicken verborgen. Drei Boote wetteifern um die Führung, eine Kette schwächerer Ruderer hinter sich lassend, die ihnen in ihrem Kielwasser folgen. Die Männer haben ihre Hemdsärmel bis zu den Ellbogen aufgerollt, und als sie vorbeikommen, können wir ihre muskulösen Arme sehen.
    »Oh, sie sind ziemlich stark, nicht wahr?«, sagt Ann verträumt.
    »Ja«, sage ich. »Ziemlich.«
    »Welchen würdest du heiraten?«, fragt Ann.
    Kartiks Gesicht kommt mir ungewollt in den Sinn und ich schüttle den Kopf, um den Gedanken fortzujagen, bevor ich melancholisch werde. »Ich würde den dort vorne nehmen«, sage ich und deute mit dem Kinn auf einen hübschen jungen Mann mit blondem Haar und breiter Brust.
    »Oh, er ist wunderschön. Glaubst du, er hat einen Bruder für mich?«, sagt Ann.
    »Ja«, sage ich. »Und ihr werdet die Flitterwochen in Umbrien verbringen.«
    Ann lacht. »Er ist natürlich reich.«
    »Natürlich«, wiederhole ich. Das Spiel macht mir mein Herz schon wieder leichter. Finde dich damit ab, Kartik.
    »Welchen möchtest du, Felicity?«
    Felicity überlegt gar nicht. »Keinen.«
    »Du hast sie nicht einmal angesehen«, beklagt sich Ann.
    »Wie du wünschst.« Felicity hüpft auf einen Stein. Sie verschränkt die Arme und betrachtet die Männer eingehend. »Hmmm, der da bekommt eine Glatze. Den Milchgesichtern dort hinten sprießt noch kaum ein

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