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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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Lippen zittern. »Vermutlich würden sie kein Mädchen wie mich – mein wahres Ich – auf ihrer Bühne wollen.« Jedes bisschen Selbstvertrauen, das sie gesammelt hat, schwindet dahin und das Trugbild von Nan Washbrad gerät ins Wanken.
    »Ann«, warne ich.
    Es nützt nichts. Als ihr das, was sie getan hat, in seiner ganzen Tragweite bewusst wird, welche Komplikationen damit verbunden sind, ist es um sie geschehen. Die Illusion verflüchtigt sich rasch. Sie darf nicht Ann werden – nicht hier, nicht jetzt. Es wäre ein Desaster.
    »Ann, dein Trugbild verschwindet«, flüstere ich eindringlich und schiebe sie hinter einen Samtvorhang.
    Ihre Augen weiten sich vor Schreck. »Oh! Oh nein.« Der schwarze Glanz ihres Haars weicht einem stumpfen, hellen Braun. Ihr Kleid verliert seinen seidigen Schimmer und wird langsam zu eintönig grauer Wolle.
    »Wenn meine Mutter dich so sieht, sind wir erledigt«, stöhnt Felicity.
    »Ann, du musst es rückgängig machen«, sage ich. Das Herz klopft mir bis zum Hals.
    »Ich kann nicht! Ich kann es mir nicht mehr in Erinnerung rufen!« Ihre Angst ist zu groß. Die Magie will nicht zünden. Ihr Hut ist bereits verschwunden. Ich muss irgendetwas tun, um es aufzuhalten, und zwar schnell. Ohne zu fragen, packe ich ihre Hände und zwinge die Magie, auf sie überzugehen, indem ich mir vorstelle, dass sie wieder als Nan Washbrad vor mir steht.
    »Es funktioniert«, flüstert Ann. Sie führt zu Ende, was ich begonnen habe, und innerhalb von Sekunden ist Nan wieder bei uns, mit ihrem flotten karamellfarbenen Hut auf dem Kopf. »Danke, Gemma«, sagt sie zitternd, als wir hinter dem Vorhang hervortreten.
    »Da sind Sie ja«, trillert Mrs Worthington. »Ich fürchtete schon, ich hätte Sie verloren. Es ist merkwürdig, denn ich war sicher, Madame LaCroix gesehen zu haben, aber als ich die Frau erreicht hatte, sah sie ihr überhaupt nicht ähnlich. Wollen wir?«
    *
    Auf der Straße verteilt ein Mann, der als wandelndes Sandwichplakat unterwegs ist, Werbezettel für eine Schau im Rahmen einer Ausstellung in der Ägyptischen Halle. »Erstaunlich und verblüffend! Besuchen Sie das Spektakel der Spektakel! Vordem in Paris, Frankreich – nur eine Woche lang in der Ägyptischen Halle – die berühmte Laterna magica der einzigartigen Wolfson-Brüder – bewegliche Bilder! Machen Sie sich auf ein außergewöhnliches Erlebnis gefasst! Erblicken Sie Dinge, die Ihre kühnsten Träume übersteigen! Hier, Miss – das sollten Sie sich nicht entgehen lassen.«
    Er drückt mir den Werbezettel in die Hand. Die Wolfson-Brüder präsentieren: Die Riten des Frühlings. Eine Phantasmagorie. »Ja, danke«, sage ich und falte den Zettel zusammen.
    »Oh nein.« Felicity bleibt plötzlich stehen.
    »Was ist?«, frage ich.
    »Lady Denby und Lady Markham«, flüstert sie und deutet mit dem Kopf. Ich erspähe die beiden im nachmittäglichen Gedränge. Lady Denby, Simon Middletons Mutter, ist eine imposante Frau, sowohl in ihrer Erscheinung als auch was ihre Reputation betrifft. Heute trägt sie einen ihrer berühmten Hüte mit einer so breiten Krempe, dass die Sonne vor Neid erblasst, und sie schreitet einher wie ein hochdekorierter Admiral. Lady Markham ist so dünn wie ein Zahnstocher und bemüht sich, mit ihrer Freundin Schritt zu halten. Sie nickt, als Lady Denby etwas zu ihr sagt.
    Ann stöhnt auf. Es war Lady Denby, die Anns Maskerade zu Weihnachten entlarvte, hauptsächlich um Mrs Worthington zu demütigen. Ich halte den Arm meiner Freundin, um sie zu stützen. Ich will nicht noch ein Missgeschick mit der Magie riskieren.
    »Lady Markham, Lady Denby«, sagt Mrs Worthington mit einem strahlenden Lächeln. »Wie schön, Sie zu sehen. Was für eine reizende Überraschung!«
    »Ja. Wie nett.« Lady Markham nimmt Mrs Worthingtons Hand nicht. Stattdessen schaut sie zu Simons Mutter.
    »Guten Tag, Mrs Worthington«, sagt Lady Denby, ohne zu lächeln.
    »Wir kommen soeben aus dem Theater und wollten Tee trinken. Würden Sie uns die Ehre erweisen, uns Gesellschaft zu leisten?«, fragt Mrs Worthington, ein klein wenig errötend.
    »Nun …«, sagt Lady Markham mit einem Seitenblick auf Felicity.
    »Bedaure, aber das geht nicht«, antwortet Lady Denby für sie. »Meine teure Cousine, Miss Lucy Fairchild, ist aus Amerika angekommen und ich kann es nicht erwarten, sie Lady Markham vorzustellen.«
    »Ja, natürlich.« Mrs Worthingtons Lächeln zuckt. Ihre Stimme nimmt einen flehenden Ton an. »Lady Markham, ich dachte,

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