Kartiks Schicksal
Es tut seine magische Wirkung und ich fühle mich leichter. »Tatsächlich habe ich mein Herz an ein anderes Mädchen gehängt.«
Mein Magen krampft sich zusammen. »Oh?«
»Ja. Ihr Name ist Bonnie. Sie ist gleich dort drüben.« Er zeigt auf eine glänzend kastanienbraune Stute, die zur Startlinie geführt wird. »Manche sagen, ihre Zähne seien zu groß für ihr Gesicht, aber ich bin anderer Meinung.«
»Und bedenken Sie nur, was Sie sich an Rasenpflege ersparen«, sage ich.
»Ja. Unsere Verbindung wird sehr glücklich und dauerhaft sein. Stallgeruch verbindet«, sagt er und entlockt mir wieder ein Lachen.
»Es gibt da etwas, was ich mit Ihnen besprechen möchte, wenn ich darf«, sage ich zögernd. »Es betrifft Ihre Mutter.«
»Ich verstehe.« Er sieht enttäuscht aus. »Was hat sie diesmal angestellt?«
»Es geht um Miss Worthington.«
»Ach, um Felicity. Was hat sie angestellt?«
»Lady Markham soll sie bei Hof präsentieren«, sage ich, seinen Spott ignorierend. »Aber Ihre Mutter scheint sich dagegenzustellen.«
»Meine Mutter ist keine Bewunderin von Mrs Worthington und Ihr Streich mit Miss Bradshaw zu Weihnachten war bei dieser Fehde nicht sehr hilfreich. Meine Mutter fand, ihr eigener Ruf habe dadurch gelitten.«
»Es tut mir leid. Aber Felicity muss debütieren. Kann ich irgendetwas tun, um ihr zu helfen?«
Simon richtet seinen schamlosen Blick auf mich und eine Röte steigt mir ins Gesicht. »Lassen Sie den Dingen ihren Lauf.«
»Das kann ich nicht«, sage ich flehend.
Simon nickt, er überlegt. »Dann müssen Sie Lady Markhams Gunst gewinnen. Sagen Sie Felicity, sie soll die alte Schachtel und auch Horace, ihren Sohn, mit ihrem Charme umgarnen. Das könnte Wunder wirken – und ihr das Erbe retten. Ja«, sagt er, als er meinen Gesichtsausdruck sieht, »ich weiß, dass sie debütieren muss, um Anspruch auf ihr Vermögen zu erheben. Jeder weiß das. Und es gibt genug Leute in London, die die vorlaute Felicity Worthington lieber unter der Fuchtel ihres Vaters sehen würden.«
Am unteren Ende der Damenreitbahn gehen die Reiterinnen an den Start. Sie sitzen aufrecht in den Sätteln, ein Bild der Selbstdisziplin und Eleganz, während ihre mit Scheuklappen bewehrten Pferde schnauben und tänzeln. Sie sind bereit zu rennen, zu zeigen, was sie können.
»Es ist gut, Sie zu sehen, Gemma.« Simon berührt ganz leicht meinen Arm. »Ich habe mich gefragt, wie es Ihnen wohl geht, ob Sie das Kästchen mit dem doppelten Boden noch haben, das ich Ihnen geschenkt habe, und ob Sie Ihre Geheimnisse noch darin eingeschlossen haben.«
»Ich habe es noch«, sage ich.
»Die geheimnisvolle Gemma Doyle.«
»Und hat Miss Fairchild Geheimnisse?«, frage ich.
Er blickt die Rennbahn hinunter, wo Lucy Fairchild kerzengerade auf ihrem Reitpferd sitzt. »Sie ist … unbekümmert.«
Unbekümmert. Sorglos. Ihre Seele ist mit keinem dunklen Futter ausgekleidet.
Die Hand senkt sich. Die Pferde rennen. Sie wirbeln entlang der Strecke eine Wolke von Staub auf, aber der Staub kann den nackten Ehrgeiz auf den Gesichtern der Reiterinnen, die Wildheit in ihren Augen nicht verbergen. Sie wollen gewinnen. Lucy Fairchilds Pferd geht als Erstes durchs Ziel. Simon läuft hin, um sie zu beglückwünschen. Lucys Gesicht ist vom Rennen erhitzt und staubig. Ihre Augen blitzen. Es verdoppelt ihre Schönheit noch. Aber sobald sie Simon sieht, streift sie ihre Wildheit schnell ab und nimmt einen Ausdruck scheuer Zurückhaltung an, während sie zärtlich den Hals des Pferdes streichelt. Simon bietet ihr an, ihr aus dem Sattel zu helfen, und obwohl sie leicht allein absteigen könnte, lässt sie es bereitwillig zu. Es ist ein Pas de deux, den sie fehlerlos zu beherrschen scheinen.
»Herzlichen Glückwunsch«, sage ich und reiche ihr meine Hand.
»Miss Doyle, darf ich Ihnen Miss Lucy Fairchild aus Chicago, Illinois, vorstellen.«
»Sehr erfreut«, bringe ich mit knapper Not über die Lippen. Ich suche in ihrem Gesicht nach Fehlern, finde aber keine. Sie ist eine makellose Rose.
»Miss Doyle«, entgegnet sie liebenswürdig. »Wie schön, eine Freundin von Simon kennenzulernen.«
Simon. Sie nennt ihn beim Vornamen. »Sie reiten wunderbar«, sage ich.
Sie neigt den Kopf. »Sie sind zu freundlich. Ich reite nur leidlich.«
»Gemmai« Ich bin erleichtert, Felicity auf uns zukommen zu sehen. Sie trägt einen kleinen, mit einem Sträußchen Seidenblumen geschmückten Samthut. Er steht ihr ganz reizend.
»Da naht Ärger«, murmelt Simon
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