Kasey Michaels
Dienstboten entlangmarschiere und
tiefernst ihre Verbeugungen entgegennehme. Gott, Charlie, ich werde bestimmt
lachen müssen und mich zum Narren machen.“
„Dann nimm
eine Stecknadel in die Hand, und immer, wenn du kichern musst, piek dich
damit“, schlug sie vor, während sie zur Tür ging.
„Gute Idee!
Was täte ich ohne dich, Charlie?“
Sie drehte
sich zu ihm um, endlich lächelnd, nach kurzem, und wie ihm vorkam, betretenem
Schweigen. „Sag weiter Charlie zu mir, und du wirst es herausfinden!“
Ob dieses
perfekten Treffers laut auflachend schaute Rafe ihr nach,
dann schüttelte er den Kopf und fragte sich, wieso er sich plötzlich so allein
fühlte.
Nun ja, das
mochte an den ungewohnten Umständen liegen; in ein paar Tagen würde er sich
eingewöhnt haben.
Gott sei
Dank hatte er Glück gehabt, über die gute alte Charlie zu stolpern – Charlotte!
Denn sonst hatte er keine Freunde hier außer Fitz.
3. Kapitel
it zunehmendem Tempo eilte Charlotte
die Treppe hinauf und den Gang entlang, der zu Nicoles Zimmer führte.
Ohne erst
zu klopfen, stürmte sie in den Raum und knallte die Tür hinter sich zu. „Du!“,
fauchte sie drohend.
Nicole saß
lächelnd vor ihrem Frisiertisch und kämmte sich ungerührt ihr langes schwarzes
Haar. „Ah, Charlotte, du schon wieder. Ich gratuliere.“
Mit harten
Schritten, die zu ihrem Leidwesen von dem kostbaren Aubusson-Teppich stark
gedämpft wurden, stapfte Charlotte auf Nicole zu. „Du gratulierst zu was? Dass
ich dich noch nicht erwürgt habe?“
„Ja,
genau.“ Nicole wandte sich zu ihr um. „Und wo wir dabei sind: Wie hast du
unser kleines Täuschungsmanöver entdeckt? Ich wusste es, kaum dass ich unten
dein Gesicht sah. Sag, wo habe ich gepfuscht? Oder hat mein Bruder irgendetwas
verlauten lassen? Anders kann ich es mir eigentlich nicht vorstellen.“
„Und ich
kann mir nicht vorstellen, wie du mit dieser gemeinen List so lange
durchgekommen bist – nicht nur deine Tante und deinen Bruder zu narren, sondern
auch mich!“
„Letzteres
zwickt dich am meisten, nicht wahr?“
„Ja“,
gestand Charlotte widerwillig ein. „Warum habt ihr mir nichts von eurem Plan
gesagt? Ich hätte euch geholfen.“
In dem
Moment, in dem sie die Worte sprach, wurde ihr klar, dass sie die Mädchen
tatsächlich unterstützt hätte. Schließlich hatte Emmaline es verdient, ihr
Glück zu genießen, und Rafe hatte
eindeutig gewünscht, nach dem Tode seiner Verwandten seine Mission, Bonaparte
ins Exil zu geleiten, zu Ende zu bringen. Es war ja nicht so, dass die
Zwillinge völlig ohne Aufsicht gewesen wären.
„Das dachte
ich mir“, sagte Nicole grinsend. „Aber Lydia ließ sich nicht davon
überzeugen.“
„Lügnerin!“
Charlotte versetzte Nicole einen Klaps. „Wir wissen schließlich beide, dass du diese fantastischen Geschichten ausbrütest und Lydia von so ziemlich allem
überzeugen kannst. Gib es doch zu, du wolltest das im Alleingang machen. Wie
viele Stunden hast du damit verbracht, diese Briefe zu fälschen? Ich hätte dir
helfen können. Und bestimmt hätte das deiner unsäglichen Rechtschreibung gutgetan.“
„Dann bitte
ich aus tiefstem Herzen um Vergebung. Du weißt, Lydia kann manchmal so
starrköpfig sein, und sie wollte dem Plan nur zustimmen, wenn sie sich an den
Briefen nicht beteiligen musste. Du erzählst es doch nicht Tante
Emmaline?“
„Nein, das
bringe ich nicht über mich. Es könnte ihr schaden. Heute Morgen bekam ich
einen Brief von ihr. Sie ist in Erwartung und schon mit ihrem Gatten auf dessen
Besitz heimgekehrt. Erst nach der Geburt des Kindes werden sie wieder
reisen.“
„Emmaline
bekommt ein Baby? Wie wunderbar!“, rief Nicole begeistert, stutzte dann
und sagte: „Nein, überhaupt nicht wunderbar! Wer wird dann
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