Kasey Michaels
leichtsinnigen Mutter anfangen sollte, war eine Frage, die ihm
schlaflose Nächte bereiten konnte.
Doch wie
auch immer, er selbst würde von seinem Onkel keine Wohltaten mehr annehmen. Zu
viele Jahre hatte er sich von seinem
Cousin George schikanieren lassen müssen. Noch immer hallten die Worte ,Die
Bettler sind wieder mal da' in seinem Kopf nach, die er stets zu hören bekam,
wenn er und seine Schwestern von seiner Mutter auf der Schwelle des Duke of
Ashurst abgesetzt wurden. Unterstützung für seine Schwestern würde er, wenn
auch mit zusammengebissen Zähnen, annehmen, doch nicht einen schäbigen Penny
für sich selbst. Das hatte er sich schon vor Jahren geschworen.
Die
kommenden Monate, in denen er für Bonaparte das Kindermädchen würde spielen
dürfen, gaben ihm vielleicht Gelegenheit, Pläne für seine Zukunft zu schmieden.
Während des Krieges hatte er kaum über den nächsten Tag, die nächste Schlacht,
die nächste Mahlzeit hinaus gedacht. In stummer Übereinkunft hatten Fitz und er
niemals über die fernere Zukunft zu sprechen gewagt.
Nun, da der
Krieg vorbei und er selbst zu seinem Erstaunen noch heil und ganz war, konnte
er das nicht länger ausblenden.
All diese
Gedanken machten ihm Kopfweh, ganz teuflisches Kopfweh sogar ... genau
genommen tat ihm alles weh.
„Also,
wirklich“, sagte Fitz mürrische „dieses arme Mädchen gibt sich
alle Mühe, dich aufzumuntern – du verstehst schon. Und du hängst nur da auf
deinem Stuhl und starrst ins Feuer. Überlass sie mir. Ich weiß mit einem
willigen Weibchen umzugehen.“
Als Rafe
aus seinem Grübeln auffuhr, merkte er, dass das Schankmädchen ihn wenig
begeistert musterte. „Tausendmal Verzeihung, chérie“, sagte er auf
Französisch zu ihr und schob sie von seinem Schoß. „Du bist sehr reizend, aber
ich bin hundemüde. Und der behaarte Bursche da“, er wies mit dem Daumen
auf Fitz, „hat sowieso mehr Geld.“
Auf der
Stelle schenkte das Mädchen Fitz ein strahlendes Lächeln und ließ sich auf
seinen Knien nieder. Der murmelte: „Tut mir leid, mein Freund, aber du weißt
ja, der bessere gewinnt.“
„Der bist
du auch“, sagte Rafe gedämpft. „Aber ehe du dich nach oben verziehst, gib
mir deine Börse. Sicher ist sicher. Verdammt“,
fügte er hinzu und schüttelte den Kopf, „was ist mit diesem Bier? Mir dreht
sich alles.“
„Das kann
nicht sein, du hast den zweiten Krug kaum angerührt“, widersprach Fitz.
Dann musterte er seinen Freund genauer. „Weißt du, Rafe, du siehst gar nicht gut
aus. Komm, lass mich mal fühlen.“ Mit einem Arm das Mädchen umfangend
beugte er sich vor und legte Rafe eine Hand auf die Stirn, zog sie dann hastig
fort und schüttelte sie theatralisch. „Teufel auch, du bist heiß wie die
Hölle!“
„Unmöglich,
ich friere mich gerade zu Tode. Es sind diese verdammten nassen
Klamotten!“ Rafe presste die Lippen fest aufeinander, denn ihm klapperten
die Zähne, und es schüttelte ihn vor Kälte.
„Nein,
Rafe, ich glaube eher, dieses teuflische Fieber ist wiedergekehrt, das du dir
in Spanien eingefangen hast. Wetten? Los, gehen wir zurück in unser Quartier,
ehe du mir umfällst und ich dich den ganzen Weg tragen muss wie damals in
Vitoria.“
Unwillig
wehrte Rafe ab. „Ach, geh, vergnüg dich. Wenn es wirklich das Fieber ist, kann
ich kränker auch nicht mehr werden. Nimm die Kleine mit nach oben und verdirb
sie mit deinem irischen Charme für alle anderen Männer. Ich ... ich warte hier
beim Feuer auf dich. Bin sowieso zu fertig, um draußen im Regen
herumzulaufen.“ Müde legte er den Kopf auf seine verschränkten Arme.
„Euer
Gnaden? Verzeihen Sie die Störung, Euer Gnaden. Wenn ich ein paar Worte mit
Ihnen wechseln dürfte? Euer Gnaden?“
„Rafe“,
zischte Fitz und stieß ihm den Ellenbogen in die
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