Kasey Michaels
Rippen. „Da steht ein
komischer kleiner Kerl an unserem Tisch und redet mit dir. Also, ich denke, dass
er dich meint, denn mich kann er unmöglich meinen. Er sagt dauernd Euer
Gnaden. Richte dich mal auf, mein Freund. Das ist sehr sonderbar.“
Mühsam hob
Rafe seine Lider ein wenig, sah, wie Fitz mit verwirrter Miene einen Fremden
musterte, und rappelte sich in die Höhe. „Hölle und Teufel!“, stieß er
beim Anblick ei nes
kleinen, ziemlich zerknitterten Mannes hervor. Eindeutig Engländer. Nur dass
der vor seinen Augen verschwamm, samt seinen wild rudernden Armen. Er
versuchte, seinen Blick zu fokussieren. „Können wir Ihnen helfen?“
„Sie sind
Rafael Daughtry, nicht wahr?“, sagte der Mann. „Bitte sagen Sie, dass das
stimmt, denn seit beinahe einem Monat jage ich nun hinter Ihnen her, seit
nämlich die Einstellung der Kriegshandlungen sicheres Reisen erlaubt. Vermutlich
hat keiner der Briefe von Ihrer Tante Sie erreicht, Euer Gnaden?“
„Hörst du,
Rafe? Er hat es schon wieder gesagt! Euer Gnaden.“ Mit diesen Worten
schob Fitz die Mamsell von seinem Schoß fort, woraufhin sie einen Schwall
übelster Schimpfworte ausstieß, die selbst ihn zum Erröten gebracht hätten,
wenn er sie denn verstanden hätte.
„In der Tat
sagte ich das“, bestätigte der Mann aufseufzend. „Wenn ich mich setzen
dürfte, Sir?“
Rafe
tauschte einen irritierten Blick mit seinem Freund und wies mit dem Kopf auf
einen freien Stuhl. „Aber leider weiß ich nicht, was ...“
„Das ist
mir klar, Euer Gnaden. Mein Name ist Phineas Coates, und mir obliegt die traurige
Pflicht, Ihnen mitzuteilen, dass Ihr Onkel, Charlton Daughtry, der dreizehnte
Duke of Ashurst, wie auch seine Söhne, George, Earl of Storrington, und Lord
Harold vor sechs Wochen dahinschieden, als ihre Jacht betrüblicherweise vor der
Küste während eines Sturms kenterte. Sie, Sir, als Sohn ihres verstorbenen
Vaters und als der letzte Daughtry, sind nun rechtmäßig der vierzehnte Duke of
Ashurst, und tragen ebenso den Titel Earl of Storrington und ... und Viscount
... äh, das ist mir im Moment entfallen. Sir? Sir! Haben Sie verstanden?“
Doch Rafe
hatte abermals seinen Kopf auf die Arme sinken lassen; denn die Stimme des
Mannes klang nur durch ein lautes Klingeln in seinen Ohren vage zu ihm durch.
Komisch, dachte er grinsend, beim letzten Fieberschub habe ich Engel gesehen,
aber keine komischen kleinen Männer in zerknittertem Anzug. Engel fand er
schöner...
„Rafe, los
antworte!“ Fitz schüttelte ihn ein wenig. „Hast du gehört, was er sagte?“
„Ja, ja,
lass mich! Irgendwas an der Küste ...“
„Vor der Küste,
Euer Gnaden. Die Schwester des verstorbenen Duke, Lady Emmaline Daughtry,
beauftragte mich auch, Ihnen persönlich den Brief auszuhändigen, in dem sie Sie
um Ihre möglichst baldige Heimkehr ersucht. Mein Beileid, Sir, und, äh, ...
meine Glückwünsche. Euer Gnaden?“
Fitz schob
ein Büschel feuchten Haares von Rafes Stirn zurück. „Ich glaube, Seine Gnaden
hat nichts mitbekommen, Mr Coates. Aber erzählen Sie mir doch ein wenig mehr
über diese Sache, ja? Hängt denn an diesen feinen Titeln wenigsten auch Geld?“
„Ich
schätze, der Mann schwimmt jetzt in Geld äh, ich meine, Seine Gnaden ist ein
ziemlich reicher Mann.“
Begeistert
klopfte Fitz seinem Freund auf die Schulter. Hast du gehört, Rafe? Du bist
reich! Hast du ein Glück! Wach auf, stoßen wir auf dein Vermögen an!“
Rafe jedoch
regte sich nicht, auch nicht, als Fitz ihn kräftig an der Schulter rüttelte.
„Ah, nun sehen Sie sich das an! All seine Probleme gelöst, seine Sorgen dahin,
und der arme Kerl weiß es nicht. Seine Gnaden werden wohl eine Weile schlafen.
Aber morgen ist er wieder er selbst; war zumindest bisher immer so.“
Phineas
nickte wissend. „Ah,
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