Kasey Michaels
Hände
aufgestemmt, gelang es ihr zumindest, den Kopf ein wenig zu heben. Die Box war
größer als normal und für fohlende Stuten bestimmt. Nun brannte in jeder der
Ecken eine
Laterne, und in deren Licht konnte sie Harold unschwer erkennen.
Kaum zwei
Meter vor ihr hockte er, nackt wie der Herr ihn schuf. Massig, übergewichtig,
die nie der Sonne ausgesetzte Haut käsig weiß, Fettwülste rollten sich an den
Hüften und Speichel sabberte über sein Kinn. Doch das Schlimmste war sein
Gesichtsausdruck – eine Mischung aus animalischer Raserei und unverhüllter
Gemeinheit.
Er kniete
dicht hinter einer ebenfalls unbekleideten Frau, die im Stroh kniete, das
Gesicht von ihren langen Haaren verdeckt. Mit einer Hand umklammerte er die
Taille der Frau und traktierte deren Rücken mit der Reitgerte, die er in der
anderen hielt. Entsetzt hörte Charlotte, wie er schrie: „Hopp, mein hübsches
Pferchen, hopp! Los doch, hopp!“
Dann sah er
Charlotte und riss verblüfft die Augen auf. Die Kinnlade sank ihm herab, doch
wie ein Besessener fuhr er mit seinem widerlichen Tun fort, bis ihm ein
röhrendes Grunzen entfuhr und er über dem armen Geschöpf zusammensackte.
„Fein
gemacht, Harold, wenn auch ein bisschen laut. Aber du hast dich erschöpft,
Brüderchen. Da muss wohl ich die Honeurs machen“, sagte er, dabei stemmte
er seinen Fuß noch fester in Charlottes Rücken.
„Den Teufel
wirst du!“, rief Harold, immer noch keuchend, und hockte sich auf. „Ich
habe Geburtstag, nicht du. Los, gib sie mir!“
„Gut, gut,
du kannst sie zuerst haben, und anschließend zeige ich ihr, was ein richtiger
Mann ist.“ Er bückte sich, packte Charlotte bei den Haaren und zerrte sie
hoch, bis sie kniete.
Sie schrie,
vor Angst außer sich, konnte nicht denken, war körperlich auch nicht stark
genug, sich gegen den Mann zu wehren. Sie würden sie missbrauchen. Sie würden
mit ihr machen, was Harold gerade mit dem armen Ding gemacht hatte, das
zusammengekauert und schluchzend in einer Ecke der Box hockte und versuchte,
seine Blöße zu bedecken.
„Nein!
Nein!“, stieß sie hervor und wand und drehte sich in Georges
Griff, doch zwecklos.
Er schubste
sie gegen seinen Bruder und sagte: „Küss ihn! Los, Charlotte, küss ihn. Jetzt!
Sofort, sonst muss ich dir wehtun!“ Sich zu ihr beugend, zischte er ihr
ins Ohr: „Ich tu dir so oder so weh, mit Schmerzen, die sich dein keuscher
Geist nicht ausmalen kann – bis du bei jedem neuen süßen Schmerz vor Wonne
schreist. Ist das nicht aufregend?“
„Alter
Aufschneider!“, sagte Harold und musterte Charlotte. Dann schien er zu
zögern. „George? Sollen wir wirklich? Ich weiß nicht, sie ist keine von den
Schlampen.“
„Nein, tu
es besser nicht“, sagte Charlotte hastig. „Lass mich gehen, Harold. Ich
werde schweigen wie ein Grab.“ Harold sah seinen Bruder an.
„Sie ist
noch Jungfrau. Wann hattest du zuletzt eine Jungfrau, hmm?“
Harold
leckte sich die Lippen. „Das weißt du doch. Noch nie!“ Wieder gaffte er
Charlotte an. „Sind die wirklich besser?“
„Das wirst
du nie wissen, bis du eine hattest. Herrgott, Harold, wenn du sie jetzt laufen
lässt, plaudert sie alles aus. Papa hat gesagt, wir sollen unser Nest nicht
beschmutzen! Wo bleibt wohl unser Monatswechsel, wenn er hiervon erfährt? Aber
wenn wir erst mit ihr fertig sind, wird sie wohlweißlich den Mund halten,
schon, um sich selbst zu schützen. Wir müssen es tun.“
„Nein,
bitte, bitte nicht!“, stammelte Charlotte erstickt. „Ich werde nichts
sagen, niemandem! Es war allein mein Fehler. Rafe warnte mich ...“
„Hast du
das gehört, Harold? Rafe warnte sie. Rafe! Unser lieber Cousin, der dich
mit deiner eigenen Reitgerte verdroschen hat. Er hat es ihr erzählt. Sie weiß
es. Willst du sie immer noch laufen lassen?“
Als wäre
das seine Antwort, umschlang Harold sie und
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