Kasey Michaels
presste seinen ekelerregenden Mund
auf den ihren. Sie versteifte sich und versuchte, sich abzuwenden, doch
vergeblich, er bohrte gewaltsam seine Zunge zwischen ihre Lippen, sodass sie
krampfhaft würgte. Dann tat sie das einzig Mögliche. Sie
biss zu. Fest und tief senkte sie ihre Zähne in seine Zunge, bis sie Blut
schmeckte.
Vor Schmerz
auf quiekend fuhr er zurück, George ließ ihre Haare los, doch nur, um ihr mit
beiden Händen an den Kopf zu schlagen.
Charlotte
brach bewusstlos zusammen.
Sie wusste
nicht, wie lange sie da gelegen hatte, doch als sie endlich die Augen einen
Spalt weit zu öffnen wagte, schaute sie auf ein Paar schwarz glänzende Stiefel
kaum zwei Fuß vor ihrem Gesicht.
„Ihr
Idioten! Meine holde, geistlose, wertlose Gemahlin gebar mir zwei
Idioten!“
„Papa, das
ist ungerecht. Sie hat ihn gebissen! Was hätte ich denn tun sollen? Aber sie
ist nicht tot! Du hast gesagt, sie ist nicht tot!“
„Wenn sie
tot wäre, gäbe es weniger Komplikationen.“ Der Duke sprach kalt und
sachlich. „Man sieht ihr nichts an. Wir würden sie draußen irgendwo neben einem
Gatter hinlegen, und jedermann würde glauben, dass ein Sturz vom Pferd sie
umgebracht hat. Aber so ...“
Hastig
schloss Charlotte wieder die Augen und hoffte, der Duke of Ashurst hätte nicht
bemerkt, dass sie zu sich gekommen war. Sie lebte. Sie hatten ihr nicht Gewalt
angetan. Aber würden sie sie nun auf Geheiß des Herzogs töten?
„Also, wir
machen Folgendes ...“, sagte der Duke und begann in der Box auf und ab
zu schreiten. „George, meine Kutsche, spann den Viererzug an.“
„Ich? Aber
Papa, ich weiß nicht, wie man ...“
Es
klatschte, George schrie „Au!“, und dann hörte Charlotte ihn aus dem
Stall hasten.
„Gut
getroffen, Papa!“, lobte Harold. „Es ist sowieso alles seine Schuld, er
hat sie hierher gebracht in den ...“
„Ich weiß
nicht, wer von euch beiden mir stärker zuwider ist“, sagte der Duke. „Aber
euch nehme ich mir später vor. Zuerst lass uns sehen, wie wir diese Katastrophe
zu unserem Vorteil nutzen.“
„Ja,
Papa“, murmelte Harold unterwürfig. „Darf ich fragen, was
wir machen werden?“
Charlotte
lief es kalt den Rücken herab, als sie das leise Lachen des Herzogs hörte.
„Öffnen Sie
die Augen, Miss Seavers. Ich weiß, dass Sie wach sind. So! Und nun stehen Sie
auf und hören gut zu. Wir werden jetzt dieses andauernde Problem lösen, diesen
Dorn in meinem Fleische, das Land ringsum Rose Cottage. Harold, darf ich dir
deine Verlobte vorstellen? Miss Seavers, meine Glückwünsche, willkommen in
unserer Familie.“
„Ver-lob-te?
Aber Papa!“
„Still, du
Schwachkopf! Und zieh um Gottes willen endlich deine Hosen an! Es kann einem
ja schlecht werden. Wenn George wieder hier ist, zerreiß ihr die Kleider. Rupf
ein bisschen an ihr herum, sodass es aussieht, als hätte sie getan, was du und
dein idiotischer Bruder mit ihr vorhattet. Ich warte im Wagen.“
„Ich habe
den Groom geweckt“, verkündete George von der Schwelle her. „Keine Sorge,
ich habe ihm genug zugesteckt, dass er den Mund hält. Was ist das? Warum guckt
sie uns so an? Bringen wir sie jetzt doch um?“
„Ah, ich
sollte euch beide enterben“, sagte der Duke kopfschüttelnd. „Nur Gott
weiß, was mit dem Besitz passiert, wenn ich einmal nicht mehr bin.“ Er
wollte hinausgehen, hielt aber noch einmal inne. „Tu, was ich gesagt habe, Harold,
sofort!“ Mit diesen Worten wandte er sich zum Gehen.
Derweilen
wär Charlotte aufgestanden und hatte nach einer Waffe Ausschau gehalten. In
der hintersten Ecke erspähte sie eine Mistgabel. Ihr Blick wanderte von der
Gabel zu den beiden Brüdern und wieder zurück, doch ehe sie noch ein paar
Schritte dahin tun konnte, hatte George ihren Plan durchschaut, riss einen Fuß
hoch und trat ihr vor die Brust, sodass
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