Kasey Michaels
vorgestellt, der Grosvenor
Square am Vormittag sehr zufrieden, mit einer Bankanweisung über fünftausend
Pfund in der Tasche, verlassen hatte, nachdem die Schuldscheine im Kamin in
Flammen aufgegangen waren.
Fitz hätte
den Mann einzuschätzen gewusst, mit ihm hätte er die Vorgänge besprechen und
sich beraten können.
Doch er
sagte sich, dass er ja Charlotte hatte mit ihrem klaren Verstand; sie war klug,
und er schätzte ihre Meinung.
Neuerdings
pflegte er sich mit ihr abends nach dem Dinner für eine Weile in sein
Arbeitszimmer zurückzuziehen, wo sie in trauter Gemeinschaft über die täglichen
kleinen Ereignisse des Haushalts plauderten.
Allerdings
war sie heute sehr darauf versessen, ihm nachdrücklich klarzumachen, dass ganz
eindeutig jemand ihn zu ermorden versuchte.
„Du
brauchst mich gar nicht so kritisch zu mustern! Soll ich etwa so tun, als hätte
ich nicht gemerkt, was da heute Vormittag geschah? Ich weiß, ich bin nur eine
Frau, doch ...“
„Ah, du
bist viel mehr, du bist eine großartige Frau!“, unterbrach er sie. „Jede
andere hätte einen heftigen hysterischen Anfall erlitten, als dieser Brocken
da herunterkam. Ich bin sehr stolz auf dich, Charlie. Ehrlich.“
„Danke.
Aber damit kannst du nicht vom Thema ablenken! Das war offensichtlich ein
Mordversuch!“
„Mir ist
nicht bewusst, dass ich Feinde hätte“, sagte er ruhig.
„Grayson sagte, dass das Nachbarhaus seit dem Tod des Besitzers unbewohnt ist.
Offensichtlich kann sich jedermann dort Zugang verschaffen. Möglicherweise hat
da oben auf dem Dach jemand aus reinem Mutwillen mit losem Mauerwerk
herumgespielt. Diese Unfälle auf Ashurst Hall, denke ich, können wir außer Acht
lassen – ich glaube nicht, dass, wer mir dort übel wollte, mir nach London gefolgt
wäre.“
„Da habe
ich mir auch schon überlegt“, erklärte Charlotte sachlich. „Und was hältst
du von unserem Mr Hugh Hobart?“
„Genau das
wollte ich dich gerade fragen. Zuerst einmal denke ich, er ist nicht unser Hugh
Hobart. Mit etwas Glück hat er sich, das Geld in der Tasche, fröhlich
davongemacht.“ Unter gesenkten Lidern hervor sah er sie an. „Außer du
meinst etwas anderes?“
„Ja. Ich
meine, welch ein Glück doch Mr Hobart hatte, genau dort zu sein, wo er
war.“
„Ja? Sprich
weiter.“
„Überleg
doch. Genauer hätte er uns gar nicht platzieren können, damit uns der Schädel
zerschmettert würde“, meinte sie, legte den Kopf schief und schaute Rafe
erwartungsvoll an.
„Sicher.
Aber wir trafen ihn zufällig.“
Sie nickte.
„Außer er hätte dir draußen auf dem Platz aufgelauert, in der Hoffnung, dass
du ausgehst. Immerhin gehst du in den letzten Tagen ziemlich oft aus.“
„Und hätte
außerdem eine ganze Armee Schurken auf dem Dach des Nachbarhauses platziert,
die Tag und Nacht, in Wind und Wetter darauf warten, dass ich vor die Tür
trete? Um uns obendrein aus dem Weg zu stoßen und so uns beide zu retten, als
der Brocken herunterkam. Klingt das logisch, Charlie?“
Seufzend
schüttelte sie den Kopf. „Doch, ja – als ich mir das alles oben in meinem
Zimmer durch den Kopf gehen ließ. Jetzt leider nicht mehr. Es scheint, ich habe
meine Zeit verschwendet.“
„Also sind
wir nun wo?“
„Ich weiß
es nicht. Aber einig sind wir uns, dass wir Mr Hobart nicht mögen?“
„Sehr
einig. Selbst wenn wir alles, was heute Vormittag war, unberücksichtigt lassen,
könnte ich den Burschen nicht leiden, weil er ein Freund meiner Cousins war.
Zeigt, dass er einen schlechten Charakter hat, findest du nicht?“
„Freundschaft
war es wohl kaum, das ihn an die beiden band. Und überleg doch bitte. Mr Hobart
war dabei, als dein Onkel und deine Cousins ertranken. Er war hier, als wir beide
beinahe getötet worden wären. Entweder bringt der Mann Unglück, oder
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