Kasey Michaels
plötzlich als
so folgerichtig erschien.“
„In
bestimmten Situationen erscheint einem manches als folgerichtig“, wagte
er anzudeuten. Er schaute ihr tief in die Augen. „Zum Beispiel erscheint es
mir gerade als sehr folgerichtig, dich zu küssen.“
Als sie
lächelte, ließ seine Anspannung nach. Wieder ein Schritt weg von der
Vergangenheit. Aufeinander zu. Nur ein Schritt fehlte noch.
„Wirklich?
Vielleicht hätte ich die Tür offen lassen sollen?“
„Heißt das, wenn ich
dich nun küsste, würdest du schreien?“ Kaum merklich schüttelte sie den
Kopf. „Nein ... nein, ich glaube
nicht. Sollen wir es versuchen? Es wäre mein zweiter Kuss. Und
das an einem Tag.“
Behutsam
umfing Tanner ihr Gesicht mit den Händen und hörte, wie sie hastig einatmete.
Der Feuerschein spielte auf ihrem zerzausten Haar und überhauchte ihren
makellosen Teint mit zarter Röte. „Ich weiß nicht, ob zwei Küsse genügen?“
„Nein? Wie
viele dann?“
Sanft
drückte er seine Lippen auf die ihren, zärtlich und weich, um sie nicht zu
erschrecken, und zog sich dann nur zögernd zurück, wobei er entzückt bemerkte,
dass sie ebenso sehr zögerte, den Kuss zu beenden.
„Wie viele,
Lydia?“, fragte er, seine Stimme rau von ungekannten Emotionen. „Ich
könnte hier sitzen und dich küssen, bis die Sonne vergeht und die Sterne ins
Meer fallen. Bis wir beide ...“
Aber sie
saß nicht mehr still; sie schlang ihm die Arme um den Nacken und zog ihn
dichter an sich, verbannte jeden vernünftigen Gedanken und küsste ihn.
Er gab
seinen Gefühlen, die zu zügeln ihm schwer fiel, ein wenig weiter nach und
erwiderte ihren Kuss, zuerst zart und sanft, schließlich leidenschaftlicher,
weil er spürte, wie sie ihm entgegenkam, sich enger und enger an ihn presste,
jede Rundung ihres Körpers ihre Entsprechung an dem seinen fand, als er sie die
Wunder tiefer, körperlicher Empfindungen lehrte.
Sie rückte
sich auf seinem Schoß zurecht, und er wusste, durch den dünnen Stoff ihres
Negligés musste sie seine Erregung spüren.
„Lydia,
mein Herz, wir müssen aufhören“, flüsterte er in ihr Haar, um Fassung
bemüht und gegen sein Begehren ankämpfend – ein Kampf, den er bald verlieren
würde, wie er merkte.
„Nein“,
hauchte sie und hob den Kopf ein wenig, was er als Einladung auffasste, ihren
schlanken Hals zu küssen. Sie suchte nach seiner Hand und legte sie auf ihren
Busen. „Da, Tanner, spürst du es?“, flüsterte sie. „Das ist mein Herz,
endlich schlägt es wieder. Ich fühle mich lebendig. Und danach habe ich mich so
gesehnt. Ich weiß nicht, was ich mir von dir erbitte, ich weiß nur, dass ich
erneut sterbe, wenn du nun gehst, mich allein lässt. Bitte.“
Sie jetzt
allein zu lassen, hätte es eines hundertfach, tausendfach stärkeren Mannes
bedurft, als er es war. „Du weißt, was du erbittest, Lydia, ja? Wir beide
wissen es. Und bei Gott, eher würde ich mir den Arm abhacken, als dich in
diesem Augenblick zu verlassen.“
Sie an
seine Brust drückend stand er auf und trug sie zu dem Himmelbett im hinteren
Teil des Zimmers. Als er sie davor absetzte, schien sie ihm so zart, so klein;
ihr Kopf reichte ihm gerade bis zur Schulter, und er kam sich groß und breit
vor. Und war aufgeregter als einst mit sechzehn.
Wie seltsam
er sich fühlte, wie er da so vor ihr stand und sich aus dem Jackett kämpfte!
Und sie zu küssen, während er seine Weste aufknöpfte, erschien ihm so
unnatürlich. Er hatte nie darüber nachgedacht, wie eine scheue, zurückhaltende
Frau auf seine Nacktheit reagieren würde; vielleicht wäre sie gar ein wenig
erschreckt.
Als sich
Lydia jedoch an den Knöpfen seines Hemdes zu schaffen machte, vergaß er seine
Unsicherheit, seine Zweifel, ob er das Richtige tat. Ohne Worte zeigte sie ihm,
dass sie wollte, was er wollte.
Mit
Weitere Kostenlose Bücher