Kater Brown und die Klostermorde - Kriminalroman
geschlichen haben. Sie mussten doch befürchten, von irgendjemandem gesehen zu werden. Einer Ihrer Mitbrüder oder einer der Gäste hätte im Haus unterwegs sein können. Wenn Sie dabei beobachtet worden wären, wie Sie nachts das Kloster verlassen, wäre der Verdacht doch gleich auf Sie gefallen …«
»Ich werde nichts von dem leugnen, was Sie über mich und meine Motive in Erfahrung gebracht haben«, erklärte der Mönch gelassen. »Aber was Sie noch nicht wissen, werde ich Ihnen auch nicht verraten.«
»Ich glaube, ich kann Ihre Frage beantworten«, sagte Alexandra anstelle des Mönchs und zog die Kellerschlüssel hervor, die Tobias ihr gegeben hatte. »Bruder Johannes, Herr Pallenberg, wenn Sie uns in den Keller begleiten würden? Ach ja, Bruder Siegmund und Bruder Dietmar, es wäre schön, wenn Sie beide auch mitkommen könnten.«
Die Mönche tauschten einen unbehaglichen Blick, standen aber auf und kamen zu ihnen.
Wie auf ein Stichwort sprang Kater Brown von dem Beistelltisch. Für den Moment hatte Alexandra ihm die Leine abgenommen; er trug nur das Geschirr.
Gemurmel im Saal wurde laut, als die kleine Prozession sich in Richtung Kellertür in Bewegung setzte.
Im Kellergeschoss angekommen, eilte Kater Brown mit steil aufgerichtetem Schwanz voraus und setzte sich vor die Tür, die in den angrenzenden Raum führte.
»Ja, ich weiß, mein Kleiner«, sagte Alexandra. »Du willst mir dort schon lange etwas zeigen. Gleich habe ich Zeit für dich. Aber zuerst muss ich noch etwas anderes erledigen.«
Kater Brown sah ihr interessiert zu, wie sie aufschloss. Kaum war die Tür einen Spaltbreit geöffnet, huschte er hindurch und verschwand in der Dunkelheit.
Alexandra schaltete das Licht ein, dann bedeutete sie den anderen, ihr zu folgen. Der Kater war nicht zu sehen, als sie den nächsten Raum betrat. Zielstrebig ging sie an den Regalreihen vorbei, bis sie die linke hintere Ecke erreicht hatte. Vor einem der Regale dort blieb sie stehen und zeigte auf den Boden. »Sehen Sie diese Kratzer da unten?«, fragte sie die anderen, die ebenfalls näher gekommen waren.
»Diese bogenförmigen Streifen? Sie sehen so aus wie die Kratzer unter einer Tür, unter der sich Steinchen festgesetzt haben, die dann beim Öffnen über den Boden schaben.«
Der Polizist richtete sich auf, warf Alexandra einen anerkennenden Blick zu und betrachtete das Regal, dann sah er zu Bruder Johannes. »Das ist offensichtlich eine Geheimtür. Wären Sie so freundlich, sie für uns zu öffnen?«
Der Mönch nickte schweigend, ging an Alexandra vorbei, schob einen Karton zur Seite und drückte auf die Holzplatte, die an der Regalrückseite befestigt war. Ein Teil der Platte gab nach, ein Mechanismus wurde in Gang gesetzt, und das Regal bewegte sich wie eine Tür an Scharnieren zur Seite. Dahinter kam eine schmale, steile Treppe zum Vorschein, die nach oben führte.
»Ich glaube, wir müssen nicht erst dorthinaufsteigen, um zu sehen, wohin die Treppe führt«, meinte Alexandra. »Sie endet unter dem Regal in Ihrem Quartier, in dem Sie Ihre Krimisammlung aufbewahren, nicht wahr, Bruder Johannes?«
Der Mönch nickte und schenkte ihr ein spöttisches Lächeln.
»Auf dem Weg konnten Sie unbemerkt Ihr Quartier verlassen.« Sie wandte sich zu den anderen um. »Aber kommen Sie bitte!« Die Gruppe folgte ihr. Im Nebenraum standen die Steinsärge. Auf einem von ihnen hatte sich Kater Brown niedergelassen. Seine Blicke folgten der kleinen Prozession, die sich an ihm vorbei in den Korridor bewegte, von dem aus man in den Vorratsraum der Klosterküche gelangte.
Am Durchgang zur Kapelle blieb Alexandra stehen. »Dort entlang konnte Bruder Johannes über den Umweg durch die Klosterkapelle nach draußen gelangen.«
»Dort entlang?« Pallenberg sah sie ungläubig an. »Doch wohl kaum durch die Holzwand da. Der Weg ist ja bewusst versperrt worden, damit keiner die Kapelle betritt.«
»Der Weg ist nicht ganz versperrt.« Alexandra zeigte wieder auf den Boden. »Bruder Johannes ist, wie Sie wohl selbst sagen müssen, recht schmal gebaut. Die Bretter schließen unten nicht mit dem Boden ab. Der Freiraum ist groß genug, dass jemand von Bruder Johannes’ Statur dort mühelos hindurchpasst.« Sie schaute über die Schulter zurück und fragte den älteren Mönch: »Wollen Sie es Herrn Pallenberg vorführen?«
Der Mann schüttelte den Kopf. »Danke, nein.«
»Dann frage ich Sie jetzt noch einmal: Geben Sie auch den Mord an Kurt Assmann zu?«, vergewisserte sich
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