Kater Brown und die Klostermorde - Kriminalroman
ganz unbürokratisch auf dem kleinen Dienstweg erledigen. Sonst hätten wir die Abgabefrist versäumt und damit riskiert, nur den halben Zuschuss in Höhe von zwanzigtausend Euro zu erhalten. Zuerst nahm ich an, dass es sich um einen Irrtum, eine Verwechslung handelte, aber die Daten zum Kloster selbst stimmten alle. Nur dass es hier keine Behindertenwerkstatt gab. Nein, das stimmt nicht ganz: Die Bankverbindung war ebenfalls nicht die unsrige. Es handelte sich um ein Konto, das Abt Bruno auf den Namen des Klosters eingerichtet hatte, von dem jedoch sonst niemand wusste. Ich schlich mich in einem unbeobachteten Moment in sein Zimmer und durchsuchte die Unterlagen. Dabei stieß ich auf dieses Konto und stellte fest, dass sich darauf noch ein paar Tage zuvor fast zwei Millionen Euro befunden hatten und es danach komplett leergeräumt worden war. Der Betrag war als ›Auszahlung‹ vermerkt worden, aber es gab keinen Vermerk darüber, was anschließend damit geschehen war.
Als ich am Abend Abt Bruno auf dem Klostervorplatz begegnete und er mir wie nebenbei erzählte, er habe vor, am nächsten Morgen für zwei Tage nach Köln zu fahren, um dort mit dem Kardinal zu reden, wusste ich, er wollte sich in Wahrheit absetzen! Ich stellte ihn zur Rede, er stritt nichts ab, und er war so unverschämt, mich auch noch auszulachen. Er fühlte sich völlig sicher. Aus irgendeinem Grund war er davon überzeugt, ich würde ihn nicht aufhalten. Er verspürte nicht die mindeste Reue, und es kümmerte ihn nicht, was seine Unterschlagungen für uns alle bedeuteten. Ich war außer mir vor Zorn und … zog den Hammer aus der Tasche meiner Kutte. Ich hatte gerade im Foyer einige neue Bilder aufgehängt. Und als der Abt mir den Rücken zuwandte, um mich einfach stehen zu lassen, schlug ich ihn nieder. Anschließend schaffte ich ihn durch die Kapelle in den Keller, wickelte ihn in die Plastikfolie und legte ihn in diesen Sarg.«
»Und dann haben Sie Ihren Mitbrüdern erzählt, der Abt sei nach Köln abgereist?«, fragte der Polizist.
Bruder Johannes nickte. »Ja. Als wir nichts mehr von ihm hörten und von unterschiedlichsten Stellen immer wieder nach dem Abt gefragt wurden, erkundigte sich Bruder Andreas in Köln nach ihm. Natürlich wusste man dort nichts von einem Termin mit Abt Bruno. Die anderen waren ratlos. Wir sahen in seinem Zimmer nach, ob es dort einen Hinweis auf sein Verschwinden gab, und dabei entdeckte ich dann ›zufällig‹ den besagten Kontoauszug. Wir fanden außerdem die gefälschten Anträge, und das brachte meine Brüder auf den Gedanken, er müsse wohl das Geld abgehoben und sich ins Ausland abgesetzt haben. Keiner von uns machte sich auf die Suche nach dem Abt, schließlich wusste niemand, wohin er sich gewandt haben könnte. Es gab ja keine Reiseunterlagen. Und die polizeilichen Ermittlungen liefen ins Leere.«
»Nur Kater Brown suchte ihn«, warf Alexandra ein und streichelte den Kater, der nun auf einem der anderen Särge saß und von dort das Geschehen interessiert verfolgte.
»Ja, der Kater sprang jedes Mal auf diesen Steinsarg, wenn er mit einem unserer Brüder in den Keller ging. Zum Glück wunderte sich niemand darüber, aber dann … dann veranstaltete er dieses Theater auf dem Brunnenrand, das Sie auf Herrn Wildens Leiche aufmerksam hatte werden lassen.«
»Und deshalb beschlossen Sie, den Kater zu vergiften, bevor er auch noch auf den toten Abt aufmerksam machen konnte?«, fragte Alexandra zornig.
Bruder Johannes hob hilflos die Arme. »Verstehen Sie denn nicht? Er hätte alles in Gefahr gebracht. Das musste ich verhindern. Zum Glück verwahrten wir in unserem Sanitätsraum noch Medikamente, die Bruder Elmar mitgebracht hatte, als er seine Tierarztpraxis aufgab und sich uns anschloss.«
Tobias schüttelte den Kopf. »Dann wären wir sicher die Nächsten gewesen?«
Bruder Johannes zuckte resignierend mit den Schultern, antwortete jedoch nicht.
Alexandra konnte nicht verhindern, dass ihr ein Schauder den Rücken hinunterlief.
»Zum Glück haben wir Wildens Handy noch rechtzeitig gefunden«, sagte Tobias, kam zu ihr und legte einen Moment den Arm um sie.
Alexandra wehrte sich nicht dagegen. »Es gibt noch etwas, was mich interessiert. Bruder Dietmar und Bruder Siegmund, was treiben Sie beide hinter dem Rücken von Bruder Johannes?«
Die beiden Mönche schraken zusammen, als sie plötzlich wieder im Mittelpunkt des Interesses standen, und schauten sich an. Ihre schuldbewussten Mienen sprachen Bände.
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