Kater Brown und die Klostermorde - Kriminalroman
seinem ach so schlauen Vorschlag!« Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Danach hat er mich weitgehend in Ruhe gelassen, von Kleinigkeiten abgesehen. Ich möchte meine Kollegen nicht um den Spaß bringen, Ihnen ihre schönsten Erlebnisse zu schildern, das dürfen die später gern selbst machen.« Nach einer kurzen Pause stutzte sie. »Wieso wollen Sie das eigentlich wissen?«
»Wir stellen ein paar Nachforschungen an, was die Umstände von Wildens Tod angeht«, erklärte Alexandra.
»Er ist im Übereifer im Dunkeln in den Brunnen gestürzt«, sagte Tina Wittecker schulterzuckend. »Wahrscheinlich wollte er feststellen, wie viel Wasser drin ist, um sich dann über den Pegel zu beschweren.«
»Sein Tod scheint Sie nicht sehr zu berühren«, stellte Tobias fest.
Tina Wittecker warf ihm einen ärgerlichen Blick zu. »Sie haben doch gehört, was ich erzählt habe. Natürlich habe ich ihm nicht den Tod gewünscht, ich kann aber auch nicht behaupten, dass ich traurig bin, von jetzt an meine Ruhe vor ihm zu haben. Aber soweit ich weiß, hat dieser Polizist doch gesagt, dass es ein Unfall war, oder nicht?«
»Ja, doch er hat den Toten auch nicht genauer untersuchen können. Außerdem«, Alexandra wechselte einen raschen Blick mit Tobias, »haben wir verschiedene Äußerungen aus dem Kreis Ihrer Kollegen mitbekommen, die Zweifel an einem Unfalltod aufkommen lassen«, bluffte sie.
Tina Wittecker sah Alexandra mit zusammengekniffenen Augen an. »Was denn für Äußerungen? Und von wem?«
»Es waren … sagen wir … vage Äußerungen. Unter anderem sagte gestern Abend ein Mann, dass die ›einzige Möglichkeit‹ darin bestehen würde, Wilden ›für immer zum Schweigen zu bringen‹«, behauptete Alexandra aufs Geratewohl. »Und heute Morgen am Brunnen bekam ich am Rande die Bemerkung mit, jetzt sei irgendwer ja ›endlich am Ziel‹.«
»Und nicht zu vergessen die Bemerkung – sie stammte übrigens von einer Frau aus Ihrer Gruppe –, das sei wohl die Rache dafür, dass er ›die Zicke abgeschossen‹ hat«, ergänzte Tobias.
»Ist Ihnen darüber etwas bekannt?«, fragte Alexandra. »Hatte Herr Wilden ein Verhältnis mit einer seiner Mitarbeiterinnen?«
»Mit einer? Pah!« Tina lachte spöttisch. »Mit etlichen, wäre genauer formuliert. Aber ich weiß das nur vom Hörensagen …«
»Hatte er mit Ihnen auch ein Verhältnis?«, erkundigte sich Tobias geradeheraus.
In den Augen der rothaarigen Frau blitzte es zornig auf. »Sehe ich so aus?«
»Sie sind eine attraktive Frau, warum sollte er kein Interesse an Ihnen gehabt haben?« Tobias schenkte ihr ein charmantes Lächeln, das sie jedoch nur mit einem hochmütigen Blick quittierte.
»An mir haben ständig Männer Interesse und manchmal auch Frauen, aber das heißt nicht, dass ich auch leicht zu haben bin. Und bevor Sie auch noch einen Versuch wagen: Ich bin bereits vergeben.«
Alexandra seufzte leise. »Gibt es eine Kollegin, die eine Affäre mit Bernd Wilden hatte und nun einen Grund haben könnte, sich an ihm zu rächen?«
Tina Wittecker zuckte mit den Schultern. »Wilden hielt sich für unwiderstehlich, und auch wenn ich’s nicht beschwören kann, wird er sehr wahrscheinlich versucht haben, seine Machtposition auszunutzen. Also, es wurden in diesem Zusammenhang mal seine beiden Sekretärinnen erwähnt, Yasmin Tonger und Regina Drach. Die beiden mussten ihn häufig auf Dienstreisen oder zu Kongressen begleiten, und was sich da in den Hotelzimmern abgespielt hat, das wissen nur die drei und der liebe Gott. Das haben Sie aber nicht von mir, damit das klar ist. Wenn Sie nachher die beiden zur Rede stellen und mich da reinziehen, werde ich alles abstreiten.«
»Und was ist mit der Bemerkung, dass da irgendwer jetzt ›am Ziel‹ angekommen sei?«, fragte Tobias. »Gibt es jemanden, der von Wildens Tod profitiert?«
Die Frau überlegte kurz. »Sein Assistent Kurt Assmann könnte den Posten ›erben‹; er darf als sein Stellvertreter fungieren. Und dann natürlich die Damen und Herren Groß, Dessing und Kramsch … und eventuell noch der Wiesmann.«
»Und wieso?« Alexandra notierte sich die Namen auf einem kleinen Block.
»Die leiten seit Jahren die drei wesentlichen Bereiche des Verbands: Verwaltung, Rettungsdienst, Soziale Dienste. Und Wiesmann hat die Finanzen unter sich. Eigentlich waren sie alle im Gespräch für die Nachfolge des vorangegangenen Kreisgeschäftsführers. Aber dann hat sich Wilden mit einer Klage wegen Ungleichbehandlung zu Wort
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