Kater Brown und die Klostermorde - Kriminalroman
bringen.«
Assmann nickte zufrieden, und Alexandra ärgerte sich im Stillen noch mehr. Sie hätte lieber zuvor gewusst, was die Bewegungsprofile ergeben hatten, die Bruder Andreas auf den Computer hatte übertragen wollen. Dann hätte sie die Möglichkeit gehabt, die Leute gegebenenfalls sofort mit einer falschen Aussage zu konfrontieren. Na gut, überlegte sie grimmig. Der Punkt geht an Assmann, aber das wird auch der einzige Punkt bleiben, den er für sich verbuchen kann.
Zu dritt begaben sie sich ins Refektorium, einen weitläufigen, L-förmigen Saal mit hoher, kuppelartiger Decke, an der mehrere schlichte Kronleuchter hingen.
Zwei Tischreihen mit Holzbänken zu beiden Seiten erstreckten sich über die ganze Länge des Raumes. In Abständen waren diese Reihen unterbrochen, damit man vom äußeren in den inneren Bereich des Saals gelangen konnte, ohne erst um die gesamte Tafel herumgehen zu müssen. Die zehn Mitarbeiter, die zusammen mit Wilden für das Wochenende hergekommen waren, saßen wie die Hühner auf der Stange auf der inneren Bank und schauten nervös hin und her. Assmann hatte ihnen offenbar massiv zugesetzt.
»Wir haben bereits alles vorbereitet«, erklärte Wildens Assistent. Dabei zeigte er auf einen Tisch im linken Teil des Saals, der durch eine mobile Stellwand vom Rest des Raumes abgetrennt worden war. Auf diesem Tisch standen zwei Schreibtischlampen, die so ausgerichtet waren, dass sie eine Tischhälfte und den Stuhl auf dieser Seite in grelles Licht tauchten. Alexandra drängte sich unwillkürlich der Verdacht auf, dass Assmann die ursprünglichen Glühbirnen durch viel stärkere hatte ersetzen lassen.
Dieses Arrangement erinnerte, passend zu Assmanns Wortwahl, an ein Verhörzimmer in einem Kellerraum oder einer alten, längst nicht mehr genutzten Fabrikhalle. Obwohl diese Szene in ihrer Klischeehaftigkeit beinah lächerlich wirkte, verursachte sie Alexandra eine Gänsehaut.
Sie hatte Assmann schon bei ihrer ersten Begegnung unsympathisch gefunden, doch je länger er sich in ihrer Nähe aufhielt, desto größer wurde ihre Abneigung gegen diesen Mann, der so wirkte, als wäre er in einer anderen Zeit geboren worden.
»Aha«, sagte sie nur, stieß Tobias, den der Anblick gleichermaßen irritiert hatte, leicht an und wandte sich nach rechts. Sie nickte den wartenden Mitarbeitern freundlich zu. Manche von ihnen wirkten trotzig, andere wiederum ängstlich oder unsicher.
Alexandra blieb stehen, stellte sich und Tobias vor und begrüßte die Anwesenden. Dass sie Tina Wittecker bereits kannte, ließ sie absichtlich unerwähnt.
»Frau Drach, kommen Sie«, sagte Assmann dann in einem sehr bestimmenden Tonfall, der die Frau zusammenzucken ließ. Schnell stand sie auf und ging zu ihm. »Sie setzen sich schon mal dahinten an den Tisch und …«
»Nein, nein, bitte entschuldigen Sie, Frau Drach!« Alexandra fuhr zu Kurt Assmann herum. »Was soll das werden? Bitte lassen Sie uns die Befragung auf unsere Art und Weise und in der von uns gewünschten Reihenfolge durchführen! Ich halte nämlich nichts von solchen … Stasimethoden.« Sie wies mit dem Kopf zu der von Assmann arrangierten »Sitzgruppe«. »Wir werden uns mit unseren Gesprächspartnern nach dahinten an den letzten Tisch zurückziehen. Dort können wir in Ruhe reden. Ohne grelle Lampen, ohne Stellwände, okay?«
Assmann, dem die Zornesröte ins Gesicht gestiegen war, stemmte die Arme in die Seiten. »Frau Berger, das finde ich unerhört! Ich habe alles vorbereitet, um ein geeignetes Ambiente zu scha …« Weiter kam er nicht, da die Kollegen in Erheiterung ausbrachen, als Kater Brown in aller Seelenruhe zu ihm geschlendert kam, kurz an seinen Hosenbeinen schnüffelte und dann zweimal hintereinander lautstark nieste.
Als wollte er die öffentliche Demütigung dieses Mannes noch unterstreichen, trottete er dann weiter und sprang auf den Tisch, auf den die Lampen gerichtet waren. In der Wärme der starken Glühbirnen ließ er sich nieder und blickte sich hoheitsvoll zu Assmann um.
Alexandra hätte bei diesem Anblick fast laut aufgelacht. Deutlicher hätte Kater Brown wohl kaum zum Ausdruck bringen können, was er von diesem Mann hielt. Um Kurt Assmann jedoch nicht gegen das Tier aufzubringen, bemühte sie sich, ernst zu bleiben.
Kopfschüttelnd sah Assmann zu, wie sie die Sekretärin bat, wieder Platz zu nehmen, und stattdessen Norbert Hellinger zu sich an einen der hinteren Tische rief.
Missmutig gesellte er sich zu ihnen und nahm
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