Kater Brown und die Klostermorde - Kriminalroman
ebenfalls Platz.
»Entschuldigen Sie, Herr Assmann«, sagte Tobias. »Wir möchten gern allein mit den Leuten reden.«
»Tut mir leid, aber das geht nun wirklich zu weit«, ereiferte sich Kurt Assmann. »Schließlich möchte ich wissen, was hier gesprochen wird. Sie setzen sich einfach über meine Arrangements hinweg, leiten selbst die Befragungen der Verdächtigen und …«
»Der Verdächtigen?«, fiel Norbert Hellinger ihm empört ins Wort. »Wer hat Sie denn zum Kommissar ernannt, dem es zusteht, uns zu verdächtigen, Herr Assmann? Und was heißt, Sie wollen zuhören, was hier gesprochen wird? Wenn ich mit den beiden Journalisten rede, ist das ganz allein meine Sache, und wenn mir ihre Fragen nicht gefallen, werde ich sowieso kein Wort mehr sagen. Und eines vorweg …« Er schenkte Assmann ein spöttisches Lächeln. »Ich werde ohnehin nichts von mir geben, was Sie für eine Abmahnung missbrauchen könnten. Sie halten sich für unglaublich schlau, doch in Wahrheit sind Sie nur ein kleiner dummer Junge, der seinem zweifelhaften Vorbild nachzueifern versucht. So und nicht anders sieht’s aus!«
»Wir leben in einem freien Land«, konterte Assmann und rettete sich damit in eine Plattitüde der übelsten Art. Er lehnte sich auf der Bank zurück und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. »Und von Ihnen …«, er bedachte Hellmann mit einem hochnäsigen Blick, »lasse ich mir schon gar nicht vorschreiben, wo ich mich hinsetzen darf und wo nicht.«
Nun platzte Alexandra der Kragen. »Wissen Sie, Herr Assmann, wenn Sie so engagiert sind, sollten wir vielleicht kurzerhand die Reihenfolge ändern und Sie vorziehen.«
»Mich vorziehen?« Er sah verständnislos zwischen Tobias und ihr hin und her. »Was soll das heißen?«
»Wir befragen Sie zuerst. So erhalten Sie die Möglichkeit, Ihren Kollegen mit gutem Beispiel voranzugehen«, erklärte Tobias, um dessen Mundwinkel es belustigt zuckte.
»Warum … warum sollte ich Ihre Fragen beantworten?«
Alexandra lächelte ihn gespielt harmlos an. »Ja, wissen Sie denn nicht, dass Sie auf unserer Liste der Verdächtigen ganz oben stehen?«
Assmanns Gesicht war inzwischen puterrot angelaufen, und er sprang entrüstet auf und ging davon. »Fangen Sie jetzt schon wieder mit diesen unsinnigen Unterstellungen an? Das muss ich mir nicht bieten lassen!« Sie tauschte einen raschen Blick mit Tobias und wandte sich an Norbert Hellinger, der sie anlächelte. »Sie machen so einen zufriedenen Eindruck«, stellte sie fest. »Wie kommt das?«
»Den mache ich immer, wenn dieser Schnösel eins auf den Deckel bekommt. Leider ist das viel zu selten der Fall.« Hellinger warf sein langes graues Haar über die Schulter zurück und zupfte an seinem Bart, der ihm bis auf die Brust reichte. »Aber jetzt, da Wilden nicht mehr ist, wird das sicher noch öfter passieren.« Er legte den Kopf schräg. »Die werden sich noch wundern.«
»Wer wird sich noch wundern?«, wollte Alexandra wissen.
»Na, die Damen und Herren vom Vorstand. Als Wildens Assistent dürfte Assmann die besten Chancen haben, zumindest kommissarisch dessen Posten zu übernehmen, doch das wird auch schon alles sein. Dann wird seine Karriere nämlich bald einen jähen und tiefen Absturz erleben.«
»Wieso?«
»Weil Assmann ein Blender ist, der nur solange den Kopf über Wasser halten kann, wie er jemanden hat, den er imitieren und dem er nacheifern kann. Er hat sich von Wilden abgeguckt, wie man seine Mitarbeiter von oben herab behandelt. Aber das funktioniert alles nur, solange es jemanden gibt, der die Hände schützend über ihn hält. Ohne starke Rückendeckung und eine Vorlage, an der er sich orientieren kann, ist Assmann nämlich so hilflos wie ein Fisch auf dem Trockenen. Wenn er die Arbeit kommissarisch erledigt, kommt früher oder später ein Vorgang auf seinen Tisch, mit dem er überfordert ist. Dann wird der Vorstand begreifen, dass Assmann in Wahrheit eine Null ist, und man wird ihn feuern.«
»Aber Sie und einige Ihrer Kollegen sind doch schon viel länger mit dabei«, wandte Tobias ein. »Wieso sollte man ausgerechnet den zu Wildens Nachfolger ernennen, der als Letzter eingestellt wurde?«
»Weil Assmann ein Blender ist.« Hellinger zuckte mit den Schultern. »Er versteht es, sich zu verkaufen und gleichzeitig die Konkurrenz schlechtzureden.«
»Wird der Vorstand ihn denn nicht durchschauen?«
»Sehen Sie, Assmann verkörpert ein Image, das zurzeit sehr in ist. Er ist jung und voller Elan, er hat
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