Kater Brown und die Klostermorde - Kriminalroman
drehte sie sich um und richtete den Lichtkegel ihrer Handy-Taschenlampe auf den Schemen, der sich dort gerührt hatte.
»Da sind Sie ja, Frau Berger«, sagte eine vertraute, unangenehme Stimme. »Wir haben schon auf sie gewartet.«
»Herr Assmann, was … was machen Sie denn hier unten?«, flüsterte Alexandra, und namenlose Angst erfüllte sie.
»Du bist einfach zu neugierig«, vernahm sie eine andere Stimme, die sie kannte, aber ebenfalls nicht sofort zuordnen konnte. Aus der Dunkelheit löste sich eine Gestalt, die sich jedoch bewusst außerhalb des Lichtkegels der Handylampe hielt.
Alexandra blinzelte. Wer war der Mann?
Du bist einfach zu neugierig …
Plötzlich schossen Hände auf Alexandra zu und legten sich um ihren Hals. Sie drückten zu, sodass ihr die Luft wegblieb. Alexandra versuchte verzweifelt, sich zu wehren – doch es war vergebens! Sie spürte, wie alle Kraft ihren Körper verließ, und fürchtete schon, jeden Moment ohnmächtig zu werden. Doch ihre Sinne waren seltsam geschärft, und sie konnte alles um sich herum wahrnehmen.
Ein Mann schleifte sie zu der Holzkiste hinüber und öffnete den Deckel. Scheinbar mühelos hob er sie hoch und legte sie in die Kiste. Als er sich wieder aufrichtete und den Deckel über ihr schließen wollte, sah Alexandra endlich sein Gesicht. Es war …
… Bernd Wilden! Mit einem Aufschrei fuhr Alexandra aus dem Schlaf und riss entsetzt die Augen auf. Ihr Atem ging in schnellen, abgehackten Stößen, sie war schweißgebadet und zitterte am ganzen Körper wie Espenlaub. Es war nur ein Traum, sagte sie sich, als sie wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. Es war nur ein böser Traum … Sie saß in ihrem Bett, sie war nicht in einer Holzkiste gefangen.
Es dauerte eine Weile, bis sie sich wieder beruhigt hatte. »Mein Gott«, murmelte sie und stand auf, um sich mit ausgestreckten Armen ins Badezimmer vorzutasten. In der Dunkelheit drehte sie den Wasserhahn auf, hielt die Hände unter den Strahl und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht, bis sie sich besser fühlte. Das war’s jetzt wohl, dachte sie. Nach diesem Albtraum würde es ihr sicher nicht gelingen, noch einmal einzuschlafen …
Ein wiederholtes Summen ließ Alexandra aufschrecken. Einen Moment sah sie sich ängstlich im Zimmer um, in das das erste schwache Licht des Morgens fiel. Dann lenkte das leuchtende Handydisplay ihren Blick auf das Gerät, das auf dem Nachttisch lag. Sie hatte eine SMS erhalten!
Assmann!, war ihr erster Gedanke. Endlich!
Hektisch tastete sie nach dem Mobiltelefon und drückte die Freigabetaste. Die Nummer des Absenders sagte ihr nichts; nicht einmal die Vorwahl konnte sie im ersten Moment zuordnen.
Mit klopfendem Herzen öffnete Alexandra die SMS … und spürte, wie ihr Freudentränen in die Augen traten. Ein Foto leuchtete ihr entgegen: Es zeigte Kater Brown, wie er auf dem Behandlungstisch in der Praxis von Dr. Paressi saß … Alexandra blinzelte. Er war wohlauf, er lebte! Kater Brown lebte!
Und er hatte offenbar eine Nachricht für sie.
Holt mich hier ab! , stand in einer Sprechblase über seinem Kopf geschrieben.
Mit zitternden Fingern blätterte Alexandra weiter, um zum Text der SMS zu gelangen.
Ich dachte, das sollten Sie sehen. Ein Smiley, das ein Auge zusammenkniff, folgte. Rufen Sie mich ab 9 Uhr an! Gegen Mittag können Sie den Kleinen dann abholen. Gruß, Paressi.
Alexandra spürte, wie sich auf ihrem Gesicht ein Strahlen ausbreitete. Sie blätterte zurück und betrachtete wieder das Foto. Zugegeben, Kater Brown schaute noch ein wenig verschlafen in die Kamera, so als wäre er gerade erst aufgewacht, aber … er lebte, er war gerettet! Nur das zählte!
Nun gab es für Alexandra kein Halten mehr. Wie sie war, stürmte sie auf den Flur hinaus und klopfte an Tobias’ Zimmertür. Nichts geschah. »Tobias, wach auf! Ich muss dir was zeigen.«
Endlich ertönte leises Gemurmel, Füße tappten auf dem Boden, und im nächsten Moment wurde die Tür aufgestoßen. »Weißt du eigentlich, wie spät es ist?«, maulte Tobias, als er im Lichtschein ihres Handydisplays ihr Gesicht erkannte.
Alexandra hielt ihm strahlend Kater Browns Foto entgegen.
»Was ist …« Er verstummte und betrachtete das Bild. Sie konnte ihm ansehen, wie er zu verarbeiten versuchte, was er da gezeigt bekam. Dann begriff er, und mit einem Mal strahlte er über das ganze Gesicht.
»Gerade eben reingekommen«, flüsterte sie mit rauer Stimme. Ihre Kehle war auf einmal vor Freude wie
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