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Kater mit Karma

Kater mit Karma

Titel: Kater mit Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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Wartezimmer dem Tod in die Augenhöhlen blickten, schien den Mann, der »Was machst’n heute Abend?« in sein Handy brüllte, kein bisschen zu interessieren. Ich hätte ihn erwürgen können.
    Eine große Frau mit blonden Haaren und hängenden Schultern kam herein und setzte sich neben die Igelschnitt-Frau. Wie ein zu lange verheiratetes Paar wechselten die beiden kein Wort miteinander und sahen sich nicht einmal an, auch wenn sie zweifellos zusammengehörten. Vielleicht hatten sie gestritten.
    Ich hatte selbstverständlich angenommen, dass die Verbitterte zur Nachsorge gekommen war, aber als die Krankenschwester in der Tür erschien, sprang die Blonde auf und folgte ihr. Eine Weile starrte die Freundin mit unbewegter Miene vor sich hin, dann fingen ihre Lippen an zu zittern und sie wischte sich mit der Hand eine Träne weg.
    Ein Mann vergrub sich im Sportteil der Zeitung. Philip fragte, ob ich noch einen Pfefferminztee haben wolle. Ich sagte ja. Es ist gut, Männern etwas zu tun zu geben.
    Dann trat eine Krankenschwester auf mich zu. »Kommen Sie bitte mit«, sagte sie.
    Dankbar, das Wartezimmer verlassen zu dürfen, folgte ich ihr den Korridor hinunter.
    Ich betrat das Untersuchungszimmer. Ich wusste, was ich zu tun hatte. Von der Taille aufwärts entkleiden und einen weißen Bademantel anziehen, der mich in eine Patientin verwandelte. Es ist einfach furchtbar hier , dachte ich, als ich meine rote Jacke auszog und die Ohrringe abnahm.
    Am liebsten wäre ich weggelaufen, aber schuld an meinem Zustand war ja nicht dieser Ort oder dieser spezielle Tag. Heute war einfach nur der Tag, an dem überprüft werden sollte, welche Fortschritte ich in den letzten zwei Jahren gemacht hatte. Oder nicht. Greg hatte gesagt, dass es fünf Jahre dauern würde, bis ich »aus dem Schneider« sei.
    Wie ein Hund beim Tierarzt beäugte ich misstrauisch die chinesische Röntgenassistentin und machte sie darauf aufmerksam, dass meine rechte Brust nicht echt war und es daher reichte, wenn sie meine linke in die Maschine quetschte. Aua.
    Die Röntgenassistentin sagte, sie wäre gleich zurück und machte sich mit den Aufnahmen auf den Weg zur Radiologin. Fünf Minuten vergingen, fünfzehn, zwanzig. Ich fragte mich, wo sie blieb. Ich bekam Angst. Hatten sie etwas gefunden?
    »Ach, Sie sind noch da«, rief sie mir fröhlich von der Tür aus zu. »Wir haben tief in Ihrer Brusthöhle einen Schatten entdeckt, aber er sieht nicht verdächtig aus.«
    Danke. Als Journalistin waren mir Verdächtigungen grundsätzlich verdächtig, daher war ich erleichtert, dass sich nichts Verdächtiges in meiner Brust festgesetzt hatte. Ich wechselte in das Ultraschallzimmer und danach zog ich mich wieder an, um im Sprechzimmer der Ärztin Philip zu treffen. Sie machte mir ein Kompliment zu meiner Bluse und sagte, dass die Mammographie keinen Befund ergeben habe.
    Bester Laune verließen wir das Krankenhaus und ich küsste Philip und schickte ihn zurück ins Büro. Über dem Park hingen riesige Baiserwolken. Schwer von Regen, erinnerten sie mich an die Wolken aus meiner Kindheit, die an den Rändern dunkel wurden, bevor sie sich über die Viehweiden ergossen.
    In meiner Nase kitzelte es. Der auffrischende Wind führte den feuchten, metallischen Geruch nach Regen mit sich. Dann fing es an – nicht das traurige Tröpfeln, mit dem wir uns seit Monaten begnügen mussten, sondern ein richtiger, satter Regen. Er prasselte herunter, bis die Gullys zu gluckern begannen.
    Lachend streckten die Leute ihre Gesichter dem Himmel entgegen. Die Dürrezeit war zu Ende.
    Ich drehte den Schlüssel im Zündschloss und das Radio ging an und spielte »Joy to the World« von Three Dog Night. Ich drehte es auf volle Lautstärke und fuhr »Jeremiah was a bullfrog!« grölend nach Hause. Die Scheibenwischer kamen gegen die Wassermassen nicht an. Der Regen trommelte auf das Autodach, und in meiner Tasche steckte die Bescheinigung, dass ich gesund war. Das Leben hatte mich zurück.
    Zur Feier des Tages hätte ich die Sektkorken knallen lassen sollen. Stattdessen fuhr ich nach Hause, wischte die Küchenschränke aus und dachte darüber nach, einen Garten anzulegen. Einen Garten der Dankbarkeit.
    Seit wir Shirley gekauft hatten, verwandelte sich der Vorgarten immer mehr in eine Dünenlandschaft. Wir hätten dort Kamele züchten können. Aber auch das Unkraut gedieh prächtig, so wie das Seegras, das seine hungrigen Finger unter dem Zaun durchsteckte.
    Bei dem schlechten Boden und dem extremen

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