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Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Titel: Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Anlauff
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schon nicht nach seinen Wünschen gegangen, als sein Vater gestorben war, und es würde vermutlich nie danach gehen. Uwe klingelte und straffte sich, als sich bald darauf die Tür des berankten Hauses öffnete.
    Der Anblick der Witwe überraschte ihn. Natürlich hatte sich der fehlende Schlaf in den sanften Tälern um ihre Augen eingenistet. Natürlich hatte sie geweint.
    Aber sonst traf Uwe oft auf eine leichte Schlampigkeit bei trauernden Angehörigen. Der Verlust und die fremden Beschäftigungen, die mit diesem einhergingen, nahmen sie so vollkommen in Anspruch, dass für den eigenen Körper keine Zeit mehr blieb. Die Witwe Berlich hatte sie sich genommen. Ihre Haare glänzten frisch gewaschen, sie war geschminkt und trug einen enganliegenden hellbraunen Hosenanzug. Sie versperrte ihm das Tor, bis er seinen Dienstausweis gezückt und den Grund seines Kommens erläutert hatte.
    Als Uwe den Schlüssel erwähnte, schoss Susanne Berlich endlich das Wasser in die Augen. Sie wandte sich ab, während ihre ausgestreckte Hand ihm den Weg ins Haus wies. Uwe stakste durch einen ziemlich quadratischen Flur in ein Zimmer, das einem Ballett als Tanzsaal gereicht hätte und an einer Seite in ein wandhohes Gartenfenster auslief. Damit hatte er nicht gerechnet. Von außen hatte das Gebäude einen eher biederen Eindruck gemacht. In der Nähe des Fensters stand ein wuchtiger Tisch, der nach poliertem Schwemmholz aussah, gegenüber an der Wand lud ein Sofa aus weißem Leder zum Sitzen ein, flankiert von zwei passenden Sesseln. Uwe steuerte darauf zu, überprüfte seine Hose auf Schmutzreste und setzte sich.
    Frau Berlichs Augen waren wieder trocken, ihre Stimme klar, als sie sagte:
    »Stefans Sachen sind oben, ich hole Ihnen den Schlüssel. Möchten Sie einen Kaffe, solange Sie warten?« Und als Uwe zögerte, weil er sich nichts sehnlicher wünschte als einen Kaffee, die Trauernde aber nicht über Gebühr beanspruchen wollte, lächelte sie. »Er ist schon fertig.«
    Eine Minute darauf hielt er eine Tasse in der Hand. »Ich hoffe, ich finde ihn gleich«, sagte sie.
    Davongemacht drückte es ganz gut aus, fand Uwe. Ziemlich säuberlich davongemacht.
    »Lächerlich!«
    Sie weigerte sich, den Tatsachen ins Auge zu sehen. Das war normal. Aber es würde ihr auf Dauer nicht helfen, den Tod ihres Mannes zu verkraften. Den sie, dachte Uwe plötzlich, vielleicht auch nicht akzeptierte. Deshalb ihr tadelloser Aufzug. Susanne Berlich sah aus wie jemand, der sich auf ganz normale Weise den Tag vertrieb, ehe der Partner wie gewohnt von der Arbeit kam. Das machte seine Aufgabe nicht unbedingt leichter. Uwe schielte in seine Tasse, ehe er fortfuhr.
    »Leider nicht. Aber vielleicht hilft es Ihnen zu wissen, dass Ihr Mann dieses Verhältnis nicht aus Gründen der Leidenschaft gepflegt hat, sondern um ein bestimmtes Ziel zu erreichen.«
    Susanne Berlich saß sehr gerade in ihrem Sessel. Neben ihr kam Uwe sich klein vor.
    »Hat es etwas mit der Galerie zu tun?«, fragte sie nach einer Weile. Uwe sah überrascht auf.
    »Ja. Er wollte Herrn Olbinghaus über seine Frau dazu bewegen, einige der jungen Künstlerinnen, die er betreut hat, dort aufzunehmen.«
    »Das hat er geschafft«, stellte sie fest.
    »Schon. Aber er brauchte einen Ort, wo er die ... Gegenleistungen für den Gefallen, den ihm Frau Olbinghaus getan hat, erbringen konnte. Deshalb, glauben wir, hat er sich die Wohnung genommen. Er hat sie vor ziemlich genau einem halben Jahr angemietet. Gar nicht weit von hier.«
    Er konnte sehen, wie Susanne Berlich an der Flut von Informationen, die er über ihr ausschüttete, schluckte.
    »Stefan hat immer viel gearbeitet. Aber ich konnte ihn jederzeit anrufen, wenn etwas war. Wenn ich ihn brauchte, war er sofort da.«
    »Und Frau Olbinghaus haben Sie nie gesehen?«
    »Doch, natürlich. Auf der Vernissage von Iljana Karuleit. Sehr bunt und knapp gekleidet für ihr Alter.« Sie verzog das Gesicht, vermutlich bei dem Gedanken daran, was ihr Mann aus der knappen Kleidung gepellt hatte.
    »Ist sie Ihnen kürzlich noch einmal über den Weg gelaufen?«
    »Was heißt kürzlich?«
    »Nach Freitag vergangener Woche.«
    Sie sah aus der Glaswand in den Garten und schüttelte den Kopf.
    »Vor anderthalb Wochen«, sagte Uwe, »hat Ihr Mann sich nämlich von ihr getrennt. Und wie es aussieht, nicht in gegenseitigem Einvernehmen. Kurz danach ist Frau Olbinghaus verschwunden. Ist Ihnen nach dem 9. Mai irgendetwas an Ihrem Mann aufgefallen? Unruhe vielleicht, Gereiztheit,

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