Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold
Pärchen es gut zwei Wochen aushalten konnte. Uwe kehrte in das Zimmer zurück.
Falls Charlotte Olbinghaus sich nicht im Schrank oder unter der aufgewühlten Doppelbettdecke versteckt hatte, war sie nicht hier. Nur der Ordnung halber überprüfte Uwe diese beiden Möglichkeiten. Unter der Bettdecke fand er die aufgerissene Verpackung eines Kondoms der Marke Durex.
Liebermann hätte hier seine helle Freude gehabt, dachte er mit Blick auf den Weinfleck an der Wand. Ein Pinnwandzettel neben dem anderen. Der Fleck befand sich ungefähr in Kopfhöhe. Von dort aus liefen breite Farbbänder an der weißen Tapete hinunter bis zum Boden. Der Hals der Flasche war noch intakt. Er lag ungefähr im Zentrum eines Scherbenreigens, der bis zur Mitte des verdorbenen Teppichs reichte.
Uwe ließ ihn liegen. Stattdessen nahm er den kleinen Tisch vor der anderen Fensterfront unter die Lupe. Zwei Gläser und ein Aschenbecher. In einem Glas zeugten ein Dutzend toter Gärfliegen auf schwärzlichem Grund davon, dass es bei Verlassen des Zimmers noch nicht leer gewesen war. Im Aschenbecher krümmten sich einige Kippen, zwei mit braunem, die anderen mit weißem Filter.
Ehe er ging, warf Uwe noch einen Blick in den Papierkorb neben der Tür. Bis auf den ehemaligen Inhalt der Durex-Verpackung und ein Taschentuch war er leer. Uwe fragte sich, ob das Kondom genauso alt war wie der Weinfleck. Vermutlich ließ sich das feststellen, aber ebenso vermutlich war es nicht von besonderer Bedeutung, ob Charlotte Olbinghaus mit Stefan Berlich geschlafen hatte, ehe sie versucht hatte, ihm den Schädel einzuschlagen.
Marion folgte Uwes Rat und fragte Liebermann.
»Ach, die Katze«, sagte er. »Das war ein Auftrag. Jemand hat sehr an ihr gehangen.«
»Deine Nachbarin, derentwegen du gestern so eilig das Haus der Berlichs verlassen musstest?«
»Nein«, sagte Liebermann matt. »Eher ein Nachbar.« Serrano saß zu seinen Füßen und starrte auf ein Foto von Charlotte Olbinghaus an der Pinnwand.
»Du hast der Pathologin gesagt, die Katze wäre eine Zeugin!«, sagte Marion empört.
»Irgendetwas musste ich sagen. Sie hätte mich sonst für verrückt gehalten.«
Marion ließ eine kurze, aber beredte Stille einkehren. »Gut. Olbinghaus oder die Nixe. Eine von beiden hat Berlich auf dem Gewissen. Soll ich das so an die Potsdamer weitergeben?«
Obwohl Liebermanns Stimmung seit gestern Nachmittag unter leichter Schlagseite litt, konnte er sich beim Gedanken daran, wie der Leiter der Potsdamer Mordkommission Marions Nixe aufnehmen würde, ein Grinsen nicht verkneifen. »Versuch’s. Aber warte, bis die sich melden.«
»Warum?«
»Ich möchte den Alten noch auf dem Gipfel seines wiedererlangten Gattenstolzes sehen, bevor die von der Mordkommission ihn dort runterholen. Er hat kein Alibi für vorgestern Abend. Außerdem hängen wir durch seine Vermisstenanzeige ebenfalls in dem Fall, und zwar schon länger als die Potsdamer. Was die Nixe angeht, tu, was du willst.«
Serrano verließ selbstverständlich mit Liebermann die Wohnung. Zum ersten Mal konnte Liebermann sich vorstellen, einen Hund zu haben, der ihm nicht von der Seite wich und der einen nie unterbrach, egal wie sinnlos die Monologe waren, die man hielt. Noch besser allerdings war ein Kater wie Serrano, um den man sich noch dazu überhaupt nicht kümmern musste. Am frühen Morgen hatte er Auslass begehrt, aber auf dem Rückweg vom Kindergarten war er auf dem Spielplatz wieder zu ihm gestoßen. Offensichtlich kannte er Liebermanns Gewohnheiten. Liebermann wusste nicht, was er davon halten sollte. Aber nachdem die Vorfreude, Nico zu treffen, sich im Kindergarten in Dunst aufgelöst hatte, kam ihm der Kater gerade recht. Jemand wartete auf ihn.
»Also«, sagte er, als sie die Treppen hinuntergingen. »Du hast es gehört.« Serrano nahm geschmeidig Stufe um Stufe. Liebermann hatte keine Ahnung, ob er ihm zuhörte.
»Deine Aurelia ist zerdrückt worden.« Jetzt sausten Serranos Augen und Schwanz aufwärts. Liebermann nickte zufrieden. »Ihren Namen verstehst du. Wie sieht’s mit dem Rest aus?«
Sie langten im Erdgeschoss an. Liebermann kramte in seinen Taschen und förderte nach einer Weile ein fusseliges Gummibärchen zutage, das er sich im Vierfüßlerstand auf die Hand setzte. »Aurelia«, erklärte er. Dann senkte er den Daumen auf das Bärchen und drückte es platt. »So. Wie eine Briefmarke.« Serranos Augen ruhten aufmerksam auf dem am Daumen klebenden Gummibärchen. Zeichen irgendeiner
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