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Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Titel: Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Anlauff
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wieder setzte und einen Zettel von der Pinnwand klaubte. Nein, er hatte es nicht vergessen. Es passte alles. Es gab nur kein Motiv!
    Seine Augen flogen über die unselige Korkwand. An einem der unteren Zettel blieben sie hängen. Zögernd löste Liebermann ihn ab und legte ihn neben den anderen.
    Silberfresser. Er las es wieder und wieder, und sein Herz schrumpfte dabei auf die Größe eines Kirschkerns. Ehe es sich ganz auflöste, schob er die beiden Zettel zur Seite und griff nach einem Schreibblock und Kugelschreiber.
    Um halb drei erwischte Liebermann die Krämerin gerade noch beim Abschließen der Ladentür und schob ihr wortlos einen Brief in die Hand. Dann ließ er sie stehen und hastete weiter.
    Unterwegs bereute er, seine Jacke nicht mitgenommen zu haben. Dabei zeigte das in Kaktusform gehaltene Außenthermometer des Katinkas vierundzwanzig Grad, und sogar die Fleischerei hatte eine Eisfahne herausgehängt. Nils’ Brief steckte Liebermann mit Nicos zusammen in ihren Kasten. Liebermann war sich sicher, dass die beiden nach Erhalt ihrer Post ohnehin Kontakt zueinander aufnehmen würden. Ein Brief oder ein kaputter Fenstergriff, es war alles dasselbe. Die Bärmanns, Goran, Laura und Estrella er hatte die Sphinx beim Schwanz gepackt! Mit federleichten Beinen wanderte Liebermann von einer Tür zur nächsten und hinterließ überall einen Umschlag. Nicht nur Moritz konnte den Postboten spielen! Als er fertig war, dehnte er seinen Spaziergang auf die Markthalle aus, die wie er vernommen hatte nicht mehr zum Viertel gehörte.
    Wahrscheinlich gab es dort auch am Samstag bis zwanzig Uhr Bier.
    Der Fremde war wirklich zu blöd. Er hatte das mit Aurelia doch auch begriffen, oder nicht? War ja auch nicht schwer: einmal genau hingeguckt, das Gesehene weitergeleitet, bei der Gelegenheit etwas störende Petersilie aussortiert, und fertig. Wie hatten die Menschen nur all das zustande bekommen, Vierräder und Häuser, ganz zu schweigen von den elektrischen Messern des Fleischers, wenn sie nicht einmal in der Lage waren, eine so simple Demonstration zu deuten? Dazu dreimal hintereinander! Noch einmal würde er nicht springen. Er hatte sich beim letzten Mal die linke Hinterpfote verstaucht, er würde sich nicht umbringen, nur weil einer zu blöd war. Außerdem hatte er den alten Knochen wachgerüttelt. Vermutlich würde der von nun an Tag und Nacht mit seinem Messer auf der Lauer liegen. Nur der Fremde nicht. Der saß in seinem Unglück, trank Flüssigkeiten, von denen er übel aufstieß und den geraden Gang verlor, und verstand keinen Stich. Schade drum. Serrano hatte den Fremden mit dem nebligen Blick fast mögen gelernt. Aber sich mit der Dummheit abzugeben, hatte Bismarck einmal gesagt, machte einen über kurz oder lang selbst dumm. Und das riskierte Serrano nicht. Er war es Bismarck schuldig, wenn auch sonst niemandem mehr.
    Was das betraf, hatte Serrano sich entschieden. Es hatte auf der stinkenden Decke des Fleischers begonnen. Sicher gewesen war er erst nach seinem zweiten Besuch bei Streuner. Für eine weise Entscheidung musste man sich Zeit nehmen, die erste und letzte Silbe deutlich auszusprechen. Auch einer von Bismarcks Sprüchen. Wo er die wohl herhatte? Vielleicht von einem wesentlich älteren Lehrer, der ausschließlich Sprotten gefressen und unter einer Weide gelebt hatte.
    Er fand Cäsar in einem der offenen Schuppen, die zur Kirche gehörten. Maja hatte ihm den Tipp gegeben. Obwohl sie sich seit einer Woche kaum einen Schritt aus ihrer Kinderstube bewegt hatte, wusste sie so etwas. Das beruhigte Serrano irgendwie. Es würde sich nicht viel ändern.
    Cäsar legte eine Pfote auf die Maus, die er gerade gefangen hatte, und ging in Abwehrposition.
    »Lass gut sein«, sagte Serrano zu ihm. »Ich will deine Maus nicht. Im Gegenteil, ich will dir ein Angebot machen.«
Abends
    Tante Lehmann konnte sich nicht erinnern, ihren Laden während der letzten Jahre jemals so voll gesehen zu haben. Nils hatte die Biergarnitur von draußen hereingeholt und vor dem halbleeren Kühlregal aufgebaut. Er saß nun neben Nico, die sich mit Jürgen über die bevorstehende Jubiläumsfeier der Bar unterhielt. Sie beachtete Liebermann nicht. Verlief sich ihr Blick doch einmal in seine Richtung, sah sie durch ihn hindurch.
    Liebermann war hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, ihr Handschellen anzulegen oder den kleinen Fleck verschmierter Wimperntusche unter ihrem Auge wegzuküssen, damit niemand sah, dass sie geweint hatte.
    Er

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