Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold
flüsterte sie. »Willkommen zu Hause.«
Vielleicht war es dieser Satz. Die Partie unterhalb von Liebermanns Nabel schwoll so plötzlich an, dass der derbe Stoff seiner Jeans ihm die Tränen in die Augen trieb.
»Ich ...«
»Psst!«
Mit einer Hand hielt sie ihm den Mund zu, die andere flog über seine Verschlüsse. Liebermanns Männlichkeit schnellte aus ihrem Verlies. Ein kurzer Luftzug, dann hüllte wunderbare Wärme sie ein.
Mühsam hob Liebermann den Kopf. Er sah eine Flut von Haaren und Nicos elfenbeinfarbenen Nacken sich sacht auf und ab bewegen. »Wo kommst du denn her?«, murmelte er staunend.
»Und was machen Sie beruflich?«
Marion senkte den Blick auf ihren Teller. »Ich arbeite ... äh, in einer sozialen Einrichtung.«
»Alle Achtung!«, sagte Stefan und schenkte ihr einen Blick, der mit sozialen Einrichtungen nun überhaupt nichts zu tun hatte.
Was die Kochkünste seiner Frau anging, hatte er allerdings nicht übertrieben. Die Klöße zerschmolzen auf Marions Zunge und wurden von einem Gulasch, das ebenso geschmeidig wie feurig war, umschlossen, ehe sie sich auf den Weg der Verdauung machten. Dazu gab es einen schattig schmeckenden Rotwein. Stefan war extra zu seinem Auto gegangen, um ihn zu holen, was Marion vor die Frage gestellt hatte, ob er zusätzlich zu seinen Kunstgeschäften noch einen mobilen Weinhandel unterhielt.
Zwischen Bissen und Lobeshymnen gab sie sich große Mühe, dem von Susanne Berlich mit Interesse aufgenommenen Berufsthema eine andere Richtung zu geben. Wie sich herausstellte, hatte Frau Berlich als Kunsttherapeutin eine Zeitlang mit geistig behinderten Kindern zu tun gehabt.
»Diese Freiheit im Stil«, schwärmte sie, »müssen sich andere erst über Jahre wieder mühsam erarbeiten!«
»Und wo arbeiten Sie jetzt?«, bog Marion energisch an einer Weiche. Susanne Berlich sah auf ihre Hände. »Im Moment gar nicht. Ich bin krankgeschrieben.«
»Oh!«, sagte Marion mitfühlend und machte einen Haken auf ihrer Liste.
Frau Berlich lächelte schwach. »Ach, das wird schon wieder.«
»Sie ist eine Kämpferin«, sagte ihr Mann und beugte sich zu seiner Frau, um ihr einen Kuss auf die Stirn zu drücken.
Die Harmonie, die die beiden verströmten, wurde Marion langsam ein bisschen zu viel. An Charlotte Olbinghaus erinnerte hier nicht einmal eine aufgeschlagene Illustrierte. Und am eigentlichen Grund ihres Besuches manövrierte Stefan Berlich charmant, aber beharrlich vorbei. Immerhin, das war interessant. Interessant auch, wie er es schaffte, mit ihr und seiner Frau gleichzeitig zu flirten. Vielleicht merkte sie nichts davon. Wahrscheinlicher aber war, dass Susanne Berlich sich insgeheim über die besondere Aufmerksamkeit, die ihr Mann dem Gast zukommen ließ, amüsierte. Sie war selbstbewusst und freundlich und erwiderte die Zärtlichkeiten ihres Mannes mit offener Zuneigung, was wohl bedeutete, dass sie sich seiner sicher war. Je länger sie inmitten all der Freundlichkeit und Zuneigung saß, desto unerträglicher fand Marion sie.
Zur Erholung ließ sie ihren Blick durch eine der Glaswände in den lichten Garten wandern. Der Rasen war frisch gemäht. In einiger Entfernung befand sich ein kleiner Gartenpavillon, etwas weiter vorn ein Obsthain, wahrscheinlich Apfel.
Und unter einem der Bäume, im rotvioletten Zwielicht eine Nixe. Marion blinzelte verwirrt. Sie probierte es noch einmal.
Rotgoldenes Haar, lose über die Schulter geworfen, eine leichte Neigung des Kopfes, weiße Haut. Sogar ihre Hosen besaßen den blausilbernen Schimmer eines Herings. Oben trug sie ein rosefarbenes Shirt. Ihre Beine öffneten und schlossen sich wieder das einzige Detail, das Marions seliges Déjà-vu störte.
Die Nixe glitt vorüber, abwechselnd sichtbar und von Stämmen verdeckt. Doch jedes Mal, wenn sie auftauchte, saugte sich ihr Blick an die Abendbrottafel der Berlichs.
»Darf ich Ihnen nachschenken?«
Marion hob ihr Glas, ohne den Blick von der Gestalt zu wenden, die langsam ihrem Blickfeld entschwand.
»Ist alles in Ordnung?«
»Ich habe gerade eine Nixe gesehen«, sagte Marion. »Sie ist durch Ihren Garten gelaufen.«
Die gesamte Familie Berlich sah höflich in die Richtung, die Marions Finger wies. Eine Katze streunte über den gestutzten Rasen. Sonst war nichts zu sehen.
»Nixen können nicht laufen«, sagte Berlichs Tochter nach einer Weile. »Die haben einen Fischschwanz.«
Natürlich können Nixen laufen, dachte Marion, als sie Stefan Berlich wenig später in sein Büro
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