Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold
Tussi von der ... wie hieß ihr Wischblatt gleich ... na, egal.
»Hallo!«, sagte sie zeitgleich mit der anderen.
Marion räusperte sich. »Ich hoffe, ich störe nicht.«
»Na ja, wenn Sie schon so direkt fragen wir sind gerade beim Abendbrot. Kommen Sie rein. Es gibt Gulasch.«
In der für die Ausmaße des Hauses ziemlich geräumigen Diele nahm Frau Berlich Marion den Mantel ab. »Selma, nicht wahr?«
»Nein, Maria.«
»Maria?«
Frau Berlich sah sie forschend an. »Aber Sie sind Künstlerin?«
»Um Himmels willen!«, sagte Marion. »Nein, ich bin hier, um mich nach einer Künstlerin zu erkundigen , die Ihr Mann betreut.«
»Presse?«
Marion speicherte gierig den Anflug von Misstrauen. »Auch nicht. Ich habe ein völlig privates Interesse an Iljana Karuleit. Sie kennen sie doch?«
Jetzt lächelte Frau Berlich. »Ach so. Ja, ich hab sie mal getroffen. Nett, aber sehr introvertiert. Ohne Stefan wäre sie untergegangen.«
Vermutlich, dachte Marion und folgte ihr in ein angrenzendes Zimmer.
Als sie eintrat, wusste sie, wie sich ein so kleines Haus eine geräumige Diele leisten konnte. Die Wände des Zimmers bestanden nur zur Hälfte aus ehrwürdigem Gemäuer, die andere war aus Glas und ragte ein ganzes Stück in den Garten hinein.
An einem riesigen Esstisch saßen ein Junge von etwa acht und ein Mädchen von vielleicht sechs Jahren. Sie sahen ihr neugierig entgegen, während ihr Vater aufstand.
»Die junge Frau hier möchte sich mit dir über Iljana unterhalten«, sagte Frau Berlich.
Stefan Berlich sah Marion einen Moment lang aufmerksam an. Aufmerksamer, als ihr guttat. So schaute Liebermann manchmal, wenn er in ihrem Gesicht nach einer Begründung für eine seiner abstrusen Ideen suchte, und auch da wurde ihr regelmäßig etwas eng um die Brust. Aber Liebermanns Augen sprachen nicht, sie ließen nur ahnen. Die Deutlichkeit in denen von Berlich warf sie um.
»Na dann«, sagte er, »holen wir einfach noch einen Teller. Es wäre fatal, wenn Sie sich den Weg zu uns gemacht hätten, ohne in den Genuss von Susannes Gulasch zu kommen. Sie sind wohl keine Vegetarierin, oder?«
»Was?«, hauchte Marion.
»Was?«
»Ich glaube, es wird Zeit für mich«, wiederholte Liebermann etwas lauter.
»Wofür?« Nico wandte sich vom CD-Regal zu ihm um.
Liebermann überlegte. Ja, wofür eigentlich. Er goss sich noch einen Schluck Wein ein und unterzog ihn einer Geschmacksprüfung, so wie Uwe es mit neuem Kaffee tat. Lecker viel besser als seiner! Er durfte nachher nicht vergessen, sich den Namen vom Etikett abzuschreiben. Wo war er stehengeblieben ... ach ja: wofür eigentlich. Wofür eigentlich was?
Er streckte sich auf dem Sofa aus und genoss Nicos leises Gemurmel, während sie ihre Musiksammlung durchging. Erstaunt stellte er fest, dass er rundum zufrieden war. Die Luft floss ihm seidig und beinahe ohne sein Zutun in die Lungen. Liebermann hatte das angenehme Gefühl, beatmet zu werden. Wer weiß, dachte er träge, vielleicht hatte Nico etwas mit der Raumluft gemacht.
Der Wein gärte in seinen Adern, und durch das Fenster sah Liebermann in einen surrealistischen violetten Himmel. Nico selbst stand mit dem Rücken zu ihm und beugte sich zu ihrer Anlage hinunter. Durch das Kleid zeichneten sich schemenhaft ihre Hinterbacken ab. Es gab nichts, was diesem Augenblick noch hinzugefügt werden konnte. Fast. Als die Musik begann, schloss Liebermann die Augen.
Er hatte keine Ahnung, was Nico da eingelegt hatte. Zwei Mädchenstimmen, von denen ihn eine an eine Katze erinnerte und die andere an Sahne, besangen die Grausamkeit von Engeln. Möglicherweise sangen sie auch etwas anderes. Liebermanns Englischkenntnisse bedurften der Auffrischung, und außerdem interessierte es ihn nicht besonders.
»Gefällt es dir?«, fragte Nico. Ihr Atem flog warm in sein Ohr.
Liebermann hatte nicht damit gerechnet, sie plötzlich so nah bei sich zu haben. Der Schreck war köstlich, aber er sprengte ihm beinahe die Lenden. Mit noch immer geschlossenen Augen streckte er die Hände aus, traf ihre Schultern und zog sie zu sich herunter. Nico gab einen spitzen Laut von sich, als er sie küsste. Es entzückte ihn. Alles an ihr entzückte ihn. Ihre verstrubbelten Haare, ihre Haut, ihr Duft, die Energie, die von ihr ausging. Als Nico die Arme hochnahm und er ihr, wie er es von seiner Tochter gewohnt war, das Kleid über den Kopf zog, seufzte sie, und er war sprachlos.
Langsam hob er die Hände und schloss sie sacht um ihre Brüste.
»Hallo«,
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