Katerstimmung (German Edition)
dieses Mal gleich ein ganzes Rudel nehmen. Auch keine schlechte Idee. Auf jeden Fall schon mal eine Steigerung zu Drogenjunge Simon. Mister Oswalds Fragetechnik ist gar nicht so doof.
«Wie können Sie diese vervielfachten Bestandteile miteinander verbinden? Lassen sie sich beispielsweise ineinanderstecken?»
Faickney, du Sau! Ich will Nachrichten machen und keinen Schwulenporno drehen.
«Welche bislang gar nicht vorhandenen Komponenten könnten das Produkt für den Kunden interessanter machen?»
Hm, normalerweise Tierbabys oder Promis. Aber die werde ich nicht bekommen. Drogendealer wär in dem Fall nicht schlecht. Aber bevor ich die vor die Kamera bekomme, reitet Paris Hilton auf einem Panda über die Ramblas.
«Werfen Sie einen Blick auf die Herstellung. Welche Maschinen wurden bisher für die Produktion benötigt?»
Maschine Max, Maschine Lenny, Maschine Wilhelm.
«Gibt es Maschinen, auf die Sie verzichten könnten, ohne die Produktqualität zu beeinträchtigen?»
Wenn man ehrlich ist, brauche ich eigentlich nur Maschine Max. Aber soll ich die anderen beiden jetzt nach Deutschland abtransportieren lassen?
«Können Sie die Funktion dieser Maschinen ändern? Rollen oder Aufgaben vertauschen? Neue Komponenten herstellen lassen?»
Ja, meine Wunschkomponente wäre ein Drogendealer vor der Kamera, aber den kann ich schlecht von Maschine Lenny und Maschine Wilhelm herstellen lassen. Obwohl. Plötzlich habe ich eine Idee.
Ich lege das Buch zurück ins Regal, und zwar extra, trotz des trinktropfenschwarzen Covers, auf den Stapel mit den hellen Einbänden. Ich bin noch mehr anders als du, Blequala! Dann zahle ich mein Wasserfarbenwasser und renne zum nächsten größeren Kaufhaus.
Zwanzig Minuten später komme ich mit zwei Einkaufstüten im Hostel an. Lenny und Wilhelm sitzen in der Cafeteria.
«Karl Säuler! Nicht schlecht, hast du es echt in die Zeitung geschafft mit der Story», meint Lenny anerkennend.
«Mhm», sage ich kleinlaut. Das gestern war Kindergeburtstag gegen das, was wir heute produzieren. Sofern ich meine Maschinen umgestellt bekomme.
«Hast deinen Job also behalten?»
«Ja, erst mal schon. Aber die wollen heute was haben. Was Exklusives.»
«Die News ? Du willst schon wieder Nachrichten erfinden?» Wir, Lenny, wir. Gerade heute spielt ihr da eine ganz zentrale Rolle.
«Ja, nix Wildes. So wie gestern ungefähr.»
«Was hast du vor?», fragt Wilhelm in jetzt schon vorwurfsvollem Tonfall.
«Ich dachte, wir fahren vielleicht in einen dieser Urlaubsorte. Lloret de Mar oder so. Geli meinte doch auch was von wegen Küschtentour. Hier, Tschiringgito.»
«Was hast du vor?», wiederholt Wilhelm stoisch.
«Ich … ich dachte daran, dass wir vielleicht dieses Mal eine ganze Gruppe von Jugendlichen dabei überraschen, wie sie gerade von Drogendealern angesprochen werden.»
«Ah, und wann die Dealer wo sind, steht im Veranstaltungskalender auf dem Bürgeramt Lloret? Oder sollen wir die am Ende noch selbst spielen?», lacht Lenny. Ich lache nicht. Wilhelm merkt das und lacht auch nicht. Lenny lacht noch aus, dann frieren auch seine Gesichtszüge ein.
«Max. Das ist nicht dein Ernst», sagt Wilhelm.
«Es ist doch nur wegen der Maschinen. Es ist doch viel sinnvoller, wenn die neue Komponenten herstellen!»
«Welche Maschinen?»
«Ja ihr.»
«Warst du zu lange in der Sonne?»
«Mein Gott, es wird euch auch keiner erkennen», sage ich und drapiere meine Einkäufe auf dem Tisch. Zwei schwarze Rauschebärte, Sonnenbrillen und Sombreros. Lenny und Wilhelm schauen wie Marsmenschen, die mal eben einen ruhigen Ausflug zu einem unbewohnten Planeten machen wollten und am 11. 11. auf dem Heumarkt in Köln gelandet sind.
«Alter! Du glaubst doch nicht wirklich …»
«Mensch, Lenny, an Karneval läufst du als Ganzkörperelch rum! Und jetzt zierst du dich, einen Hut aufzusetzen.» Ich finde mein Argument eigentlich gut.
«Es geht hier aber nicht um eine Verkleidungsparty, sondern um Nachrichten!»
«Na ja, Nachrichten, jetzt lassen wir mal die Kirche im Dorf. Wir reden von den News .»
«Ich habe aber keine Lust, mich affig zu verkleiden, nur damit du deinen Spaß hast!», poltert Wilhelm.
«That’s what she said. 1–1», schiebt Lenny regungslos ein.
«Dass wir dir helfen, deine Traumfrau zu finden, ist eine Sache. Aber dieser ganze Nachrichtenmüll, da hab ich keine Lust mehr drauf.»
«Ja, aber deswegen mach ich das doch! Ihr hattet diese gnadenlos beknackte Idee mit Spanien. Wer ist denn
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