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Katerstimmung (German Edition)

Katerstimmung (German Edition)

Titel: Katerstimmung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Reinartz
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selbst nicht mehr wiedererkannt. So an nur eine Frau denken die ganze Zeit, da war ich über mich selbst entsetzt. Deswegen wollte ich ja auch unbedingt diesen Urlaub. Ich dachte, dass ich da vielleicht wieder der Alte werde. Aber nix. Nur Sandra im Kopf.»
    «Du wolltest den Treuetester Männerurlaub auf dich selbst ansetzen?»
    «Ja, Extremsituationen eben. Aber hat alles nicht geklappt.»
    «Und der Mile High Club?»
    «Ach, da lief doch nix. Hab einen Rückzieher gemacht. Die wollten mit mir im Hotelzimmer bleiben. Aber ich hatte keine Lust.»
    Wir setzen uns auf drei weiße Sonnenstühle mit direktem Blick aufs Meer. Es ist dunkel und doch eher beruhigend als beängstigend. Man vernimmt nur das regelmäßige Rauschen der heranbrausenden Wellen und eine einzelne Möwe, die ihr Gulu-Gulu krächzt. Oder ist es Wasim?
    «Du hast immer so ein wahnsinniges Glück bei Frauen», meint Wilhelm und klingt fast ein bisschen melancholisch.
    «Was meinst du?», fragt Lenny.
    «Ja, du hast Luxusprobleme. Feste Freundin oder wildes Hallodrileben? Bei mir ist das eher so: Wenn die Frau Puls und Brüste hat, bin ich schon zufrieden.»
    «Ja, aber dafür bist du total schlau», sage ich.
    «Jetzt redest du wie meine Mutter.»
    «Sorry.»
    «Und außerdem gibt das einem nicht so viel. Ich studiere seit 16 Semestern, aber echte Erfolgserlebnisse hast du da auch nicht wirklich.»
    «Und Buddha? Der Beglückte, der Genügsame, der Gesättigte?»
    «Hermann Hesse, halt die Fresse», grinst Wilhelm und wenn wir etwas zu trinken in der Hand hätten, würden wir jetzt wohl anstoßen.

[zur Inhaltsübersicht]
    Herzrasen
    Sie sollten wirklich nach Köln fliegen», rät mir ein Arzt im grünen Kittel, der sich als Dr. Blequala vorstellt. «Wir haben unser Menschenmöglichstes getan, aber wir finden ihr Herz nicht.» Was ist los? Wo bin ich? Wo ist mein Herz? «Sie haben es hier in Spanien verloren.» Ich schrecke in meinem Bett hoch wie im Film. Grelles Licht. Ein weißes Krankenhauszimmer. An der Wand steht in dicken Buchstaben «Das Herz! Doof-Reporter links oben ohne – zum Live-Ticker». Im Nebenbett schnarcht ein Brustpelz. Eine studentische Hilfskraft tritt neben meinen Kopf und pflastert ein Post-it auf meine Stirn. Exklusivmaterial. Wie kann ich das lesen? Liege ich schon auf dem Server? Eine Frauenstimme lockt mich von der anderen Seite des Bettes. «Hast du heute Abend schon was vor?» Es ist Tigermimi. «Nein, aber ohne Herz kann man nicht lieben!», keuche ich. Der Wackelpudding springt vom Tablett auf dem Nachttisch in Mimis Gesicht und schreit: «Scheißegal! Besoffen!» Sie küssen sich. Claus Kleber klappt das Tablett auf. «Kann man ohne Herz überhaupt leben? So ein komplexes Thema ist wie geschaffen für das Internet. Unsere Kollegen der Onlineredaktion haben dazu auf heute.de ein umfangreiches Paket zusammengestellt.» Lenny beugt sich mit einem Paket über mich. «Meine Pornosammlung! Da brauchst du kein Herz für.» Er gibt Sandra einen Kuss auf die Backe. «Ich hab den Scheiß jetzt nicht mehr nötig.» Sandras Ohrringe funkeln vor Freude. «Wir haben uns gefunden.» Es ertönt R. Kelly. «Und wir», ruft Mimi mit grünem Wackelpuddinggesicht. «Und wir», postet die studentische Hilfskraft auf Sabines Pinnwand. Sabine gefällt das . «Und wir», flüstert eine Touristin dem schnarchenden Brustpelz zu. «Ich geh nur noch einmal rasch ins Picasso-Museum, bevor die Sonne aufgeht.» But now I know the meaning of true love. «Ich habe alles richtig gemacht», meint der Goldkettchenbär und tätschelt den prallen Hintern einer Frau, die gerade das Fenster putzt. «Wir füßeln jeden Abend», grinst Claus Kleber und zwinkert Gundula Gause zu. «I believe I can fly», summt Simon mit und streichelt zwei kiffenden Mädchen durch die Haare. «Wir haben uns auch wieder vertragen», haucht Wilhelm und küsst einen alten Mann mit Brille in Schwarzweiß. «Und was ist mit mir?», schreie ich durch den Raum. Keiner hört mir zu. «Aber ich bin doch für dich da, Max.» Plötzlich steht ein Typ neben mir, der aussieht wie ich selbst. «Wer bist du?» – «Karl Säuler vom Express . Ich liebe dich. Aber Moment, der Ticker klingelt.» Es klingelt. Und klingelt. Und klingelt.
    Mein Handy! Ich tapse durch das halbdunkle Hostelzimmer zu meiner Jeans. Erste Feststellung: Full House. Wir haben entweder neue Bettnachbarn, oder die Strebertouris halten gerade Mittagsschlaf nach der Sonnenaufgangstour mit der Seilbahn. Zweite

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