Kates Geheimnis
zu ihm hinsah. Dann fand sie, was sie suchte. »Alex, hör dir das an«, sagte sie aufgeregt. »Die Hochzeit von Anne Bensonhurst, einziges Kind von Lord Randolph Bensonhurst, und 408
Edward Sheldon, Viscount Braxton, wird am Samstag, den achtzehnten August 1909, stattfinden.«
Jill sah Alex in die Augen. Ihr Herz raste. »Ob sie die Hochzeit verschoben haben, weil Kate vermisst wurde?«
»Von wann ist der Artikel?«, fragte Alex und stach mit der Gabel in seinen warmen Apfelkuchen.
»Vom siebten Februar - vier Monate nach Annes Geburtstagsparty und Kates Verschwinden«, antwortete Jill. Ihre Augen hingen schon wieder an dem winzigen Bildschirm vor ihr. »Himmel, wie arbeitest du bloß an diesem Ding? Es ist so winzig«, schimpfte sie leise, während sie seitenweise Artikel überflog, so schnell sie konnte.
»Mit äußerster Konzentration«, konterte Alex.
Sie wusste, dass er sie weiterhin beobachtete, aber sie schaute nicht auf, denn sie war zu vertieft in die alten Zeitungen. Jill konnte nicht sagen, wie viele Minuten vergingen, bis sie über den Bericht von der Hochzeit stolperte. »Sie haben tatsächlich am achtzehnten August geheiratet«, keuchte sie. Der Artikel war kurz, und Jill las ihn vor.
»>Lady Anne Bensonhurst, die einzige Tochter von Lord Randolph Bensonhurst, und Edward Sheldon, Viscount Braxton, ältester Sohn des Earl of Collinsworth, heirateten gestern um ein Uhr in der St.
Paul’s Cathedral. Dreihundertfünfzig Gäste erschienen sowohl zu der Zeremonie als auch zum 409
anschließenden Empfang im Hotel Ritz. Lord und Lady Braxton werden ihre Flitterwochen in Marseille verbringen.<« Jill lehnte sich vor, ihr Herz raste wieder. »Oh Gott. Hör dir das an:
>Der einzige Schatten über diesem rauschenden Fest, das Seine Lordschaft angeblich zweihunderttausend Pfund kostete, ist die betrübliche Tatsache, dass eine gute Freundin der Braut, die amerikanische Erbin Katherine Gallagher, noch immer vermisst wird. Ihr Verschwinden wurde in diesem Januar von ihrer Mutter, Mrs. Peter Gallagher aus New York City, angezeigt.<«
Jill verstummte. Dann spürte sie Alex’ leichte Berührung. »Also, sie haben die Hochzeit nicht verschoben.«
Sie drehte sich zu ihm um. »Nein, haben sie nicht.«
Sie war jetzt hellwach und spürte nichts mehr von dem Wein. »Das ist ekelhaft.«
»Du nimmst das zu persönlich«, sagte Alex.
»Vielleicht war sie ja auch schwanger.«
Jill starrte ihn und fragte: »Machst du Witze?«
»Eigentlich nicht.«
»Glaubst du, er hat mit allen beiden rumgespielt?«
»Er hat nicht mit Anne gespielt, Jill. Sie kam aus einer hervorragenden Familie. Und sie war eine reiche Erbin. Als Ehefrau war sie allererste Wahl.«
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Jill starrte ihn an und wurde rot vor Wut. »Während Kate aus der Unterschicht kam, auch wenn sie Geld hatte - willst du das damit sagen?«
»Ich will nicht mit dir streiten. Ich habe fast mein ganzes Leben hier verbracht. Grenzen zwischen den Schichten gibt es immer noch, und jeder, der dir was anderes erzählt, ist ein Idiot.«
Sie rückte von ihm und dem Notebook ab. »Kate war für Edward das, was ich für Hal war.« Dann fügte sie hinzu: »Nur habe ich kein Geld, und sie war reich.«
»Dies ist eine sehr alte, ehrwürdige Familie«, sagte Alex leise.
»Warum spuckst du’s nicht endlich aus?« Jill hörte selbst, wie verbittert sie klang. »Hal hätte mich nie geheiratet. Selbst wenn er gewollt hätte, hätten Thomas und William das niemals zugelassen.«
»Es hätte den nächsten Weltkrieg gegeben.«
Jill stand auf. »Warum musst du immer so direkt sein?«
Auch Alex erhob sich langsam. Jill registrierte kühl, dass er ebenfalls seine Schuhe ausgezogen hatte.
»Wäre es dir lieber, wenn ich dich anlüge? Was sollte das bringen? Ist es nicht besser, die Wahrheit zu kennen - damit man denselben Fehler nicht zweimal macht?«
Jill schüttelte den Kopf. »Nur keine Sorge. Ich mache nie zweimal denselben Fehler.« Und das 411
meinte sie auch so. Das hatte sie sich geschworen, und sie würde ihren Schwur halten.
»Jill«, sagte er voller Mitgefühl.
»Ist schon gut«, erwiderte sie. »Aber ich mach Schluss für heute.«
»Ich auch.« Er kniete sich hin und sicherte den Artikel. »Bis morgen, Jill.«
Sie beobachtete, wie seine Hände über die Tasten hüpften. »Was machst du da?«
»Ich speichere diesen Artikel. Ich hab einen Gallagher-Ordner angelegt. Dieses Dokument nenne ich >Annes Hochzeit<. Okay?« Er schaltete aus, schloss das Notebook
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