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Kates Geheimnis

Kates Geheimnis

Titel: Kates Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Ich schätze, das war ein Versprecher.
    Ich hab ihn nur dreimal gesehen. Ich kannte ihn ja kaum.«
    Bei Jill schrillten die Alarmglocken. »KC, verschweigst du mir irgendwas?«
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    »Natürlich nicht«, antwortete KC, aber sie war ein grundehrlicher Mensch, und Jill hörte ihr an, dass sie log.
    »Erzähl mir von Hals Familie«, sagte KC schnell.
    »Ich muss gleich weg.«
    Jill versuchte einen klaren Kopf zu bekommen. Sie war zu müde zum Denken; es gab keinen Grund, weshalb KC ihr etwas vormachen sollte. »Sie sind nicht nett«, sagte sie schließlich. »Sie sind so reich, das würdest du gar nicht glauben. Dieses Haus ist ein kleines Schloss, KC, direkt gegenüber vom Kensington Palace.« Sie hielt inne, denn sie war drauf und dran gewesen, herauszusprudeln, dass Hal verrückt gewesen wäre, wenn er versucht hätte, sie hier einzuführen. Aber sie fürchtete sich vor dem, was KC sagen, oder schlimmer noch, sehen könnte.
    »Wow«, machte KC. »Hal war also steinreich.«
    »Ja.« Jill zögerte. »KC, hier ist etwas Merkwürdiges passiert.« Und sie erzählte ihr von dem Foto von Anne und Kate.
    »Oh mein Gott!«, rief KC aufgeregt. »Jill, das kann kein Zufall sein. Stell dir bloß vor, die Frau auf dem Foto könnte deine Großmutter sein oder so. Wär das nicht cool? Ich meine, die Sache mit der Familie spielt so eine große Rolle in deinem Leben! Vielleicht sollte Hal dich zu Kate führen.«
    Jill starrte auf den Hörer in ihrer Hand. Ihr wurde langsam mulmig.
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    »Ich muss jetzt Schluss machen«, sagte sie abrupt.
    »Danke, dass du dich um Ezekial kümmerst.«
    »Hab ich was Falsches gesagt? Jill, warte. Ich weiß, dass du das nicht glaubst, aber das Universum hat etwas mit dir vor, und Hal war nicht das Ziel.« KC
    klang so ernst und glühend überzeugt, dass Jill unter anderen Umständen darüber gelächelt hätte.
    Doch das tat sie nicht. Sie fuhr zusammen: Sie brauchte einen Moment, bis sie antworten konnte, denn Hals Bild stand ihr vor Augen - diesmal sah sie ihn nicht, wie er sterbend in ihren Armen lag, sondern so, wie er gewesen war, attraktiv und fröhlich und lebendig. »Nicht heute Nacht. Bitte, ich hatte einen schlimmen Tag. Das Universum - Gott - was auch immer, ist nicht fair, und das hier ist nicht gerecht.
    Weil Hal ein guter Mensch war und am Leben sein sollte und wir zusammen sein sollten und ich einfach nicht verstehe, wie Gott das zulassen konnte!« Jill griff nach ihrem zweiten Scotch, aber sie hatte ihn schon ausgetrunken.
    »Oh Jill, Er hat Seine Gründe«, erwiderte KC
    ernsthaft. »Jeder von uns hat seinen Weg zu gehen, und ...«
    »Ich weiß, ich weiß, das Universum hat für alle irgendeinen wunderbaren Plan«, seufzte Jill. Sie drehte sich um und rupfte ein Taschentuch aus der Box neben sich auf dem Bett.
    »Es gibt einen Plan für jeden von uns«, sagte KC
    leidenschaftlich. Sie sprach ohne Zögern weiter. »Ich 92

    hab die Karten für dich gelegt, Jillian. Ich konnte nicht anders.«
    Jill erstarrte. Genau das hatte sie vermeiden wollen.
    »Ich bin wirklich müde«, setzte sie an.
    »Jillian, zwei Karten tauchen immer wieder auf. Du musst vorsichtig sein.«
    Jill setzte sich auf. Im Gegensatz zu ihrer Nachbarin war sie keine romantische Spinnerin. Sie glaubte nicht an Wahrsagerei. Nicht wirklich. Aber KCs Trefferquote war richtig unheimlich. Sie musste fragen: »Welche beiden Karten?«
    »Der Narr und der Turm«, sagte KC ruhig.
    »Kannst du’s mir erklären?«, fragte Jill angespannt, denn die plötzliche Veränderung in KCs Ton gefiel ihr nicht.
    »Der Narr ist ein junger Mann. Er schlendert fröhlich in die Welt hinein mit seinem kleinen Hund und seinem Bündel über der Schulter. Aber er passt nicht auf, wo er hingeht. Er ist kurz davor, in einen Abgrund zu stürzen, Jill.« KC schwieg.
    »Was bedeutet das?«
    »Das ist doch ganz klar. Du musst dir jeden Schritt gut überlegen.«
    Jill fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Ich fürchte, ich befinde mich bereits im freien Fall«, murmelte sie und dachte an ihre Ankunft im Hause Sheldon.
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    »Der Turm sieht mittelalterlich aus; als hätte er vielleicht einmal zu einer Burg gehört. Er ist aus Stein, und der Blitz schlägt darin ein. Der Turm steht in Flammen. In Panik stürzen sich Menschen herunter.«
    Jill sträubten sich die Haare im Nacken. »Das verstehe ich nicht.« Doch das tat sie.
    »Der Turm steht für Umsturz, für Zerstörung. Und der Umsturz geschieht meist blitzschnell.«
    Jill schwieg lange.

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