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Kates Geheimnis

Kates Geheimnis

Titel: Kates Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
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getäuscht.
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    Auch Thomas weinte, die Tränen strömten über sein Gesicht. Obwohl ihr alles vor den Augen verschwamm, beobachtete Jill, wie Alex zu seinem Cousin ging und ihn beim Arm nahm, um ihm von der Kanzel zu helfen.
    Sie sah, wie William aufstand, wie Thomas in seines Vaters Arme fiel und die beiden sich unter Tränen umklammerten. Alex stand hilflos daneben.
    Er hatte eine Hand auf Thomas’ Rücken gelegt, ließ sie aber wieder sinken.
    Die drei Männer nahmen schließlich ihre Plätze wieder ein, als der Pastor das Wort ergriff. Es wurde ein letztes Gebet gesprochen. Als es vorbei war, gab er den Ort der Beerdigung bekannt. Jill blieb reglos sitzen, als die Trauergäste sich allmählich erhoben.
    Sie bemerkte nun, wie heftig ihr Herz schlug, wie völlig erschöpft sie auf einmal war, und schrecklich erleichtert, dass diese schwere Prüfung zu einem Ende kam. Sie senkte den Kopf, weil sie niemandem der Vorübergehenden in die Augen sehen wollte, besonders nicht der Familie Sheldon.
    Plötzlich schrien mehrere Frauen erschrocken auf.
    Jill sprang auf. Als sie sich in Richtung der Schreie wandte, erkannte sie, dass Marisa ohnmächtig im Gang lag.
    Keine Sekunde später waren Alex und Thomas bei ihr, knieten sich neben sie und versuchten, sie wieder zu Bewusstsein zu bringen. Jill verfolgte mit starrem Blick, wie Thomas ihre Wangen tätschelte.
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    Alex stand auf und rief nach einem
    Riechfläschchen. Der Pastor, der auf solche Fälle offenbar gut vorbereitet war, reichte ihm über mehrere Köpfe hinweg eine kleine Flasche. Alex ließ sich wieder neben Marisa nieder.
    Und einen Augenblick später beobachtete Jill, wie Thomas Marisa aus der Kirche geleitete, den Arm um ihre Taille gelegt, während sich die zierliche Frau an ihn lehnte. Alex folgte ihnen auf dem Fuße.
    Jill verließ die Kirche als Letzte, ganz allein.
    Jill stand reglos auf einer belebten Straße mitten in London. Sie war sich nicht sicher, wo sie sich befand.
    Sie hatte versucht, die British Library zu finden, nachdem sie nach der Beerdigung etwa eine Stunde ziellos herumgeirrt war, um nicht zur Residenz der Sheldons in Kensington Palace Gardens zurückkehren zu müssen. Sie war auf die Idee gekommen, dass sie in der Bibliothek nicht nur die Zeit totschlagen, sondern vielleicht sogar etwas über Kate Gallagher in Erfahrung bringen könnte.
    Jill hatte an einer Straßenecke einen Stadtplan gekauft, den sie jetzt auseinander faltete, um sich zurechtzufinden. Sie konnte sich kaum konzentrieren.
    Nicht nur, dass Alex und Thomas Marisa in der Kirche zu Hilfe geeilt waren; Thomas hatte sie außerdem zum Wagen der Familie geleitet und Marisa zusammen mit den Sheldons zum Friedhof gefahren. Sie, Jill, war genau so zum Friedhof 109

    gekommen wie zur Kirche. Ein Chauffeur in einem braunen Mercedes hatte sie allein dorthin gefahren.
    Sie sollte vermutlich dankbar dafür sein, dass die Familie sie zumindest auf diese Weise unterstützte.
    Aber sie war nicht dankbar, überhaupt nicht.
    Offensichtlich gehörte Marisa zur Familie. Jill war völlig durcheinander, und Marisas Verhalten beunruhigte sie noch mehr. Es war klar, dass sie Hal geliebt hatte. Thomas’ Botschaft an Jill hingegen war unmissverständlich gewesen. Sie war die Außenseiterin - und das würde sie immer bleiben. Das Einzige, was Jill nicht so genau wusste, war, ob er sie absichtlich so verletzen wollte.
    Es war einer der schlimmsten Tage ihres Lebens gewesen, und Jill starrte auf den Stadtplan, während sich heftige Kopfschmerzen hinter ihrer Stirn breit machten. Es stellte sich heraus, dass die British Library nur ein paar Ecken entfernt lag. Sie seufzte, packte den Plan in ihre Umhängetasche und marschierte los. Sie wusste, dass dieser Versuch nur ein Schuss ins Blaue war, aber das war ihr egal. Sie würde erst dann zu den Sheldons zurückkehren, wenn alle tief und fest schliefen. Gott sei Dank flog sie morgen nach Hause.
    Endlich entdeckte Jill die Bibliothek, ein riesiges, modernes Gebäude, an der nächsten Ecke. Sie ging langsamer und, während die anderen Fußgänger geschäftig an ihr vorbeieilten, trat ihr Kate Gallaghers Bild auf einmal deutlich vor Augen. Jill hatte kaum 110

    jemals eine Bibliothek betreten. In ihrer Schulzeit hatte sie immer Schwierigkeiten gehabt, sich in einer Bibliothek zurechtzufinden. Sie schaute zu der imposanten und, in ihren Augen, ziemlich hässlichen futuristischen Fassade hinauf und sagte sich dann, was soll’s. Nun war sie schon hier -

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