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Katharina von Medici (German Edition)

Katharina von Medici (German Edition)

Titel: Katharina von Medici (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Zweiten Weissagung gerechtfertigt. Katharina erfand jenes politische Schaukelspiel, das seitdem von allen sich in ähnlicher Lage befindlichen Fürsten nachgeahmt wurde; sie stellte nacheinander die Calvinisten den Guisen und die Guisen den Calvinisten entgegen. Nachdem sie die beiden Religionen einander im Herzen der Nation sich hatte befehden lassen, stellte Katharina den Herzog von Alençon Karl dem Neunten entgegen. Nachdem sie die Dinge einander den Fehdehandschuh hatte hinwerfen lassen, hetzte sie die Menschen aufeinander, indem sie die Knoten all ihrer Interessen in den Händen behielt. Bei solch einem Spiele aber, das den Kopf eines Ludwigs des Elften oder eines Ludwigs des Achtzehnten verlangte, zieht man sich unabwendbar den Haß aller Parteien zu. Man verdammt sich dazu, immer siegen zu müssen, denn eine einzige verlorene Schlacht macht einem alle Interessen zu Feinden; freilich findet man beim ewigen Gewinnen schließlich keine Mitspieler mehr. Der größte Teil der Herrschaft Karls des Neunten war der Triumph der häuslichen Politik dieses erstaunlichen Weibes. Wieviel List mußte Katharina nicht aufbieten, um den Befehl über die Heere dem Herzog von Anjou zuzuschieben unter einem jungen tapferen, ruhmgierigen, fähigen und edelmütigem Könige und angesichts des Kronfeldherrn Anne von Montmorency! In den Augen der Politiker Europas hatte der Herzog von Anjou die Ehre der Bartholomäusnacht, während Karl der Neunte alles, was schimpflich an ihr war, einstecken mußte. Nachdem sie dem Könige eine blinde und heimliche Eifersucht wider seinen Bruder eingeflößt hatte, bediente sie sich dieser Eifersucht, um Karl des Neunten große Eigenschaften in den Intrigen einer bürgerlichen Rivalität abzustumpfen. Cypierre, der erste Gouverneur, und Amyot, Karls des Neunten Lehrer, hatten aus ihrem Schüler einen so großen Menschen gemacht, hatten eine so schöne Regierung vorbereitet, daß die Mutter vom ersten Tage an, wo sie die Macht zu verlieren fürchtete, nachdem sie sie so mühselig errungen, einen Haß auf ihren Sohn warf. Auf diese Gegebenheiten hin haben die meisten Historiker an irgendwelche Vorliebe der Königin-Mutter für Heinrich den Dritten geglaubt; das Benehmen aber, das sie in diesem Augenblicke an den Tag legte, beweist die völlige Gefühllosigkeit ihres Herzens gegen ihre Kinder. Als der Herzog von Anjou nach Polen reiste, um seine Regierung anzutreten, beraubte sie sich des Werkzeuges, dessen sie bedurfte, um Karl den Neunten durch jene häuslichen Kabalen in Atem zu halten, die bis dato seine Energie unwirksam gemacht hatten, indem sie seinen maßlosen Gefühlen Nahrung bot. Dann ließ Katharina la Moles und Coconnas Verschwörung schmieden, in welche sie den Herzog von Alençon verstrickte, der, durch seines Bruders Regierungsantritt Herzog von Anjou geworden, sich in willigster Weise für seiner Mutter Absichten hergab, indem er einen Ehrgeiz entfaltete, zu dem ihn seine Schwester Margarete, die Königin von Navarra, ermutigte. Diese Verschwörung war damals bis zu dem Punkte gediehen, wo sie Katharina haben wollte. Ihr Ziel war, den jungen Herzog und seinen Schwager, den König von Navarra, an die Spitze der Calvinisten zu stellen, sich Karls des Neunten zu bemächtigen und diesen erbenlosen König gefangen zu halten. Er sollte so die Krone dem Herzog überlassen, dessen Absicht dahin ging, den Calvinismus in Frankreich durchzusetzen. (Einige Tage vor seinem Tode hatte Calvin die Belohnung erhalten, die sein Ehrgeiz so sehr ersehnte: er sah, daß die Reformation sich ihm zu Ehren Calvinismus nannte.) Wenn le Laboureur und die urteilsfähigsten Schriftsteller nicht schon bewiesen hätten, daß la Mole und Coconnas, die fünfzig Tage nach der Nacht, mit welcher diese Geschichte anhebt, verhaftet und im folgenden Aprilmonde enthauptet wurden, die Opfer der Politik der Königin-Mutter waren, würde die Teilnahme des Kosmus Ruggieri an dieser Affaire genügen, um den Gedanken zu erwecken, daß sie beider Unternehmen heimlich lenkte. Dieser Mann, gegen den der König viel Argwohn und Haß hegte, dessen Gründe hier genugsam erörtert werden sollen, ward in den Prozeß verwickelt. Er räumte ein, la Mole eine den König darstellende Figur verschafft zu haben, deren Herz von zwei Nadeln durchbohrt war. Diese Art der ›Behexung‹ stellte zu jenen Zeiten ein Verbrechen dar, worauf Todesstrafe stand. Das Wort Behexung deutet eines der gräßlichsten höllischen Bilder an, die der Haß

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