Katharina von Medici (German Edition)
ausmalen, wie das Leben einer Fürstin verlaufen mußte, die ständig überwacht wurde von einer eifersüchtigen Geliebten, welche von einer großen Partei, der katholischen, durch zwei beträchtliche Verbindungen gestützt ward. Die aber hatte die Seneschallin bewerkstelligt, indem sie ihre beiden Töchter, die eine mit Robert de la Mark, Herzog von Bouillon, Fürsten von Sedan, und die andere mit Claudius von Lothringen, Herzog von Aumale, verheiratete. Wie verloren stand Katharina zwischen Madame d'Estampes Partei und der Partei der Seneschallin, – das war während Franz des Zweiten Regierung Dianas Titel – welche Hof und Politik zwischen diese beiden Todfeindinnen teilten, und sie versuchte gleichzeitig der Herzogin von Estampes und der Diana von Poitiers Freundin zu sein. Die eine so große Königin sein sollte, spielte die Dienerinnenrolle. So machte sie die Lehrzeit jener zweigesichtigen Politik durch, welche ihres Lebens Geheimnis war. Die Königin befand sich später zwischen den Katholiken und Calvinisten, wie das Weib zehn Jahre lang zwischen Madame d'Estampes und Madame de Poitiers gestanden hatte. Sie studierte die Widersprüche der französischen Politik: Franz der Erste unterstützte Calvin und die Lutheraner, um Karl den Fünften in Verlegenheit zu setzen. Dann, nachdem er heimlich und geduldig die Reformation in Deutschland beschützt, nachdem er Calvins Aufenthalt am Hofe von Navarra geduldet hatte, wütete er mit maßloser Strenge gegen sie. Katharina sah also, wie dieser Hof und dieses Hofes Frauen mit dem Feuer der Ketzerei spielten; Diana stand mit den Guisen zusammen an der Spitze der katholischen Partei einzig aus dem Grunde, weil die Herzogin von Estampes Calvin und die Protestanten stützte. Das war die politische Erziehung der Königin, die an dem Kabinette des Königs von Frankreich die Irrwege des Hauses Medici wiedererlebte. Der Dauphin arbeitete seinem Vater in jeder Beziehung entgegen; er war ein schlechter Sohn. Er vergaß die grausamste, aber auch wahrste Maxime des Königtums, daß nämlich Throne solidarisch sind und daß der Sohn, der während seines Vaters Lebzeiten etwa Opposition schürt, wenn er den Thron besteigt, dessen Politik betreiben muß. Spinoza, welcher ein nicht minder tiefer Politiker als großer Philosoph war, hat für den Fall, daß ein König einem anderen durch Empörung oder Attentat folgt, gesagt: Wenn der neue König seinen Thron sichern und sein Leben schützen will, muß er solchen Eifer zeigen, seines Vorgängers Tod zu rächen, daß jedwedem Menschen die Lust vergeht, ein ähnliches Verbrechen zu begehen. Um ihn aber würdig zu rächen, genügt es nicht, seiner Untertanen Blut zu vergießen, er muß die Maximen desjenigen billigen, den er ersetzt hat, und die nämliche Route in der Regierung beibehalten. Die Anwendung dieser Maxime verschaffte den Medici Florenz. Kosmus der Erste, Herzog Alexanders Nachfolger, ließ nach elf Jahren den Florentiner Brutus in Venedig ermorden und verfolgte, wie wir bereits gesagt haben, unaufhörlich die Strozzi. Das Außerachtlassen dieser Maxime war Ludwigs des Sechzehnten Verderben. Dieser König handelte gegen alle Prinzipien der Regierung, indem er die Parlamente wieder herstellte, die von seinem Großvater unterdrückt worden waren. Ludwig der Fünfzehnte hatte ganz recht gesehen: die Parlamente, besonders das Pariser, waren zur Hälfte an den Wirren beteiligt, welche die Berufung der Generalstände notwendig machten. Ludwig des Fünfzehnten Fehler bestand darin, daß er, nachdem er die Schranke, welche den Thron vom Volke trennte, niedergerissen, sie nicht durch eine festere ersetzt hatte; kurz, an Stelle der Parlamente hätte er eine starke Konstitution der Provinz errichten müssen. Dort war das Heilmittel für die Übel der Monarchie, dort befand sich das Votum der Steuern, ihre Regulierung und eine allmähliche Billigung der für das Regime der Monarchie notwendigen Reformen.
Heinrichs des Zweiten erste Handlung war sein Vertrauen dem Konnetabel von Montmorency zu schenken, den in Ungnade zu lassen sein Vater ihm ausdrücklich anbefohlen hatte. Der Konnetabel von Montmorency ward mit Diana von Poitiers, mit der er sich eng zusammengetan, des Staates Herr. Als sie Königin von Frankreich ward, war Katharina also noch weniger glücklich und noch weniger mächtig, als sie es als Dauphine gewesen. Erst hatte sie von 1543 an zehn Jahre lang alljährlich ein Kind und war während dieser ganzen Periode, welche die
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