Kathedrale
Ich frage mich, warum er um deine Aufmerksamkeit buhlt.«
Sie hob die Schultern. »Vielleicht will er nur höflich sein.«
Quark setzte sich ihr gegenüber und warf Gard einen missbilligenden Blick zu. »Das glaube ich erst, wenn er auch Sergeant Shul oder Sergeant Etana Getränke spendiert.«
Obwohl Gard an einem im Schatten gelegenen und gut zehn Meter entfernten Tisch saß, konnte Ro die Trill-Flecken ausmachen, die von seinem dunklen Haaransatz bis zum Kragen seines maßgeschneidert wirkenden, graubraunen Anzugs zu erkennen waren. Wie weit sie wohl führen mochten?
Nachdenklich nippte sie an ihrem Tee. »Eifersucht steht dir nicht, Quark.«
»Eifersucht?«, wiederholte er. »Weshalb sollte ich eifersüchtig sein? Solange du eine private Sicherheitsbesprechung mit Mister Groß, Dunkel und Vereinigt da hinten nicht unserem gemeinsamen Abend vorziehst …«
Heute sollte ihre »zweite Verabredung« mit Quark in der Holosuite stattfinden – und da sie beim ersten Mal das holografische Thema gewählt hatte, war es nun an ihm, den Abend zu gestalten. Er hatte sie gebeten, sich in Schale zu werfen. Von daher schien er sie in keine billige Oo-mox -Falle locken zu wollen.
»Würde mir nicht im Traum einfallen.« Überrascht registrierte sie, dass sie sich tatsächlich darauf freute, den Abend mit Quark zu verbringen. Obwohl der Ferengi mitunter schroff und schmierig war, blieb die gemeinsam verlebte Zeit doch eine willkommene Abwechslung von einer Wirklichkeit, die scheinbar stündlich düsterer wurde. Dennoch waren ihre zunehmend herzlicher werdenden Gefühle für Quark kein Grund, sein offensichtliches Unbehagen in Sachen Gard nicht zu genießen. Außerdem: Jetzt war ein guter Zeitpunkt, um mit dem Trill-Sicherheitsmann ins Reine zu kommen. Also winkte sie den lächelnden Gard zu sich.
Quarks Stirnfalten wurden tiefer. »Was machst du da?«
»Ich erwidere nur Mr. Gards freundliche Geste. Bis heute Abend, Quark.«
Der alles andere als subtile Hinweis entging ihm nicht. »Ich muss dann mal wieder«, murmelte er, erhob sich und verschwand.
Einen Moment später saß Gard an seinem Platz. Aus der Nähe betrachtet, war das Lächeln des Trills sogar noch beeindruckender: ein krasser Gegensatz aus weißen Zähnen und dunklem Kinnbart. »Ich mag mich irren«, begann Gard, »aber mir scheint, Ihr Ferengi-Freund hält nicht allzu viel von mir.«
Ro kicherte. »Wodurch hat er sich verraten? Durch seinen verächtlichen Blick oder sein frustriertes Zähneknirschen?«
»Ah, Sie scheinen ebenso viel Berufserfahrung zu besitzen wie ich.«
»Nehmen Sie’s Quark nicht übel. Er hat ein kleines Selbstwertproblem.«
Gard nickte wissend und trank einen Schluck. »Die letzte Bastion des Ferengi-Kapitalismus zu sein, kann das Ego eines Mannes vermutlich ganz schön schwächen.«
Ro ließ sich nichts anmerken, als sie an ihrem Tee nippte, war aber beeindruckt: Gard hatte seine Hausaufgaben gemacht. Wenn seine Sicherheitsmaßnahmen so durchdacht waren wie seine Recherche sorgfältig, hatte Botschafter Gandres vermutlich nichts zu befürchten. »Also«, sagte sie schließlich, »bevorzugen Sie Hiziki oder Gard als Anrede?«
In seinen Augen funkelte es. Für einen Moment bedauerte sie es, den Abend bereits mit Quark verplant zu haben. »Mein Vereinigungsname reicht völlig aus«, antwortete er. »Ich verwende ihn bereits seit einigen Leben.«
»Demnach hatten Sie schon viele Wirte?«
»Oh ja«, bestätigte er. »Und in den meisten meiner Leben arbeitete ich im Bereich Sicherheit und Recht. Manchmal denke ich, die Symbiosekommission lässt mich absichtlich nicht aus der Schublade.«
Sie lachte leise. »Meine eigenen Erfahrungen mit vereinigten Trill beschränken sich weitestgehend auf Ezri Dax. Ich würde sie Ihnen vorstellen, wäre sie nicht gerade auf einer Forschungsmission im Gamma-Quadranten. Dax hatte vor Ezri bereits acht Wirte. Nach allem, was man hört, müssen sie ein recht bunter Haufen sein.«
Gard lächelte wieder, und in seinem Blick lag Erkennen. »Ich bin Dax bereits begegnet. Im Vergleich zu ihren Leben dürften die meinen recht langweilig aussehen.«
»Auf die Langeweile«, sagte Ro, und sie stießen an. Dann stellte sie ihr Glas wieder ab. »Und woher kennen Sie Dax?«
Er zögerte, wirkte nachdenklich. »Sagen wir einfach, eine ihrer früheren Inkarnationen hatte mal ein wenig Ärger mit dem Gesetz.«
Ro hob die Brauen, doch die Pause, die nun folgte, machte klar, dass Gard viel zu professionell war, um
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