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Kathedrale

Kathedrale

Titel: Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Mangels
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ihr mehr zu verraten. Attraktiv und diskret , dachte sie. Ach du meine Güte.
    Sie entschloss sich zu einem Themenwechsel. »Übrigens danke für den Tee. Kann ich etwas für Sie tun? Sie kamen sicher nicht her, um von einer mehr oder weniger Fremden über Ihre bisherigen Leben bei der Trill-Polizei ausgefragt zu werden.«
    »Lieutenant, Sie sind mir keineswegs fremd«, sagte er. »Ich wäre wohl kaum als Sicherheitsbeauftragter der Föderation tätig, wenn ich nicht über jeden Anwesenden auf diesem Gipfel eine Akte hätte – und über jeden, der für die Sicherheit sorgt. Bisher haben wir uns nur bei einigen Besprechungen gesehen, aber ich muss gestehen, dass mich die Lektüre Ihres Lebenslaufs durchaus fasziniert hat. Insbesondere die Abschnitte über Ihre Zeit beim Maquis und Ihre Sternenflottenmission nach Garon II.«
    Auf Garon II waren acht Mannschaftskollegen von der Wellington ums Leben gekommen, weil Ro die Befehle ihres Vorgesetzten missachtet hatte. Nie würde sie diesen Tag vergessen – oder die Jahre im Gefängnis von Jaros II, die er ihr einbrachte. Und wie es schien, wurden die Föderation und ihre Verbündeten nie müde, sie daran zu erinnern.
    Die Wut, die die Würdenträger während der vergangenen Stunden in ihr entfacht hatten, war mit einem Mal wieder da, und Ro hatte Mühe, sie im Zaum zu halten. Eine Prügelei unter Sicherheitsleuten würde die Diplomaten nur beunruhigen.
    Ihre Erwiderung war steif und förmlich. »Falls Ihre Recherche wirklich so gründlich war, muss Ihnen bewusst sein, dass die Umstände auf Garon II … besonders waren.«
    »Bitte missverstehen Sie mich nicht, Lieutenant«, sagte Gard und hob abwehrend die Hand. »Ich kritisiere Ihre Handlungen nicht. Im Gegenteil, ich bewundere Sie für den Großteil der Entscheidungen, die Sie im Laufe der Jahre trafen – und für Ihr Glück. Querschläger wie Sie sind in höheren Kreisen meist nicht sehr beliebt. Doch die da oben wissen, dass sie Leute wie uns brauchen, um die Drecksarbeit zu erledigen. Richtig?«
    Hizikis mildernde Worte und freundliches Lächeln ließen sie wieder ruhiger werden. »Das sieht nicht jeder so«, sagte sie nickend.
    »Womit wir bei meinem eigentlichen Anliegen wären. Ich habe mir die Ereignisse der letzten sechs Monate hier auf Deep Space 9 angesehen – insbesondere den Angriff der Jem’Hadar-Splittergruppe von vor fünf Monaten – und nun einige Sorgen bezüglich der Sicherheit der morgigen Vertragsunterzeichnung sowie der anschließenden Feier.«
    Na prima. Jetzt stellt er meine Kompetenz infrage.
    Ro wollte gerade zu einer scharfen Erwiderung ansetzen, da hob Gard abwehrend die Hand. »Bitte interpretieren Sie meine Besorgnis nicht falsch. Auch ich verabscheue es, wenn sich Bürokraten in meine Arbeit einmischen. Ich hoffte nur, wir zwei Querschläger könnten die Sicherheitsvorkehrungen gemeinsam überprüfen. Vielleicht kann ich Ihnen nützlich sein – nicht nur als der Typ, der Botschafter Gandres und die anderen Delegierten daran hindert, ohne Eskorte auf der Station herumzuwandern und in Schwierigkeiten zu geraten. Das können meine Assistenten auch ohne mich.«
    Und schon wieder verflog ihr Zorn. Für einen erfahrenen Sicherheitsexperten war Gard beeindruckend redegewandt. Vermutlich machten sich die ganzen Jahre im Umfeld von Diplomaten – und die Erfahrungen aus seinen vergangenen Leben – bemerkbar. Überrascht stellte Ro fest, dass sie nicht nur seine berufliche Expertise gebrauchen, sondern auch in Sachen Taktgefühl und Argumentation noch einiges von ihm lernen konnte. Derartige Dinge dürften für ein föderalisiertes Bajor so wertvoll sein wie das taktische Training der Sternenflotte.
    »Wenn Sie wollen, können wir für morgen früh einen Termin ausmachen«, schlug sie vor. »Sagen wir um 0600 in meinem Büro?«
    »Wie wär’s mit heute Abend? Beim Essen?«
    Ein Glitzern lag in seinen Augen. Ro spürte, wie sie errötete. Das passte gar nicht zu ihr. »Danke für das Angebot, aber ich bin bereits verabredet.« Sie sah zu Quark hinüber, der Gard von jenseits des Tresens böse Blicke zuwarf.
    Gard folgte ihrem Blick und lächelte verständnisvoll. »Gemessen am Kaliber seiner Abendbegleitung, sollte man meinen, dass Quarks Ego keineswegs so angreifbar sein dürfte.« Er erhob sich, ein kleines provokantes Lächeln auf den Lippen. »Dann also morgen um 0600.«
    Nachdem er gegangen war, lehnte Ro sich auf ihrem Sitz zurück. Es war Äonen her, dass jemand so offensiv und charmant

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