Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte
herumkutschiert. Wieder zurück von dem Ausflug, hob ich Katie aus dem Wagen und wollte sie mit ins Haus nehmen.
»O nein, mein Lieber«, meinte Leona resolut. »Ich will nicht, dass mein Marmorfußboden einen Kratzer abbekommt. Lass sie im Auto.«
An diesem Tag hatte es gut dreißig Grad. »Wir können ja die Klimaanlage laufen lassen«, bot sie mir an.
Mit einem Blick auf die sorgfältig gestutzten Hecken, die gepflegten Blumenbeete und den tadellosen Rasen fragte ich mich, was wohl passieren würde, wenn Katie ihr Geschäft machen musste. Es dauerte nicht lange, bis ich es herausfand.
Als ich mich eine Stunde später verabschiedete und nach draußen ging, war Katie weg. Sie war aus dem offenen Fenster der Limousine gehüpft und ins Gemüsebeet entschwunden, wo sie ihr Geschäft erledigt hatte und gerade etwas Essbares verschlang.
»Was soll denn das?«, kreischte Leona und lief rot an. Ich fürchtete, gleich die dunkle Seite der Hotelkönigin kennenzulernen. Aber dann machte sie gute Miene zum bösen Spiel und befahl ihrem Chauffeur lächelnd, den Wagen zu starten.
»Zeit, dass ihr beide weiterkommt«, meinte sie lachend und winkte uns zum Abschied.
Das Beste habe ich mir für den Schluss aufgehoben. Am allerliebsten habe ich die unvergleichliche Katharine Hepburn interviewt. Sie brauchte eigentlich keine Publicity und lud nur von sich aus zu einem Gespräch, das in ihrem Stadthaus an der East 49th Street stattzufinden hatte. Mit knappen Kommandos gab sie den Ton an.
»Schinken-Käse um halb eins.«
Klick, aufgelegt.
Solche Anweisungen erhielt ich stets, wenn ich von Madame, wie Ms Hepburn von einem langjährigen Freund bezeichnet wurde, zum Lunch eingeladen wurde.
Vor und auch während meiner Zeit bei den Daily News habe ich Katharine Hepburn mehrmals interviewt – zum Beispiel zu ihrem achtzigsten Geburtstag, für ihre Autobiografie Ich – Geschichten meines Lebens und zu dem Fernsehfilm Kein Engel auf Erden , ihrem letzten Film, für den sie mit Ryan O’Neal vor der Kamera gestanden hatte. Unsere Gespräche liefen immer nach demselben Muster ab, und auch das Menü war immer gleich: hausgemachte Zucchinisuppe, ein Schinken-Käse-Toast und zur Nachspeise etwas Schokoladiges, was meist ich mitbrachte. Ganz besonders schätzte sie »Schildkröten«, eine Schokoladenspezialität mit Pecannüssen und Karamell.
Einmal brachte ich eine wahrhaft superbe Trüffeltorte mit, die ich am liebsten gleich gekostet hätte.
»Ah, die sieht ja faszinierend aus«, meinte sie mit einem Blick in die Schachtel. Dann rief sie ihrer Köchin zu: »Norah, bringen Sie das bitte in die Küche.«
Sie wandte sich wieder zu mir und meinte: »Das ist viel zu köstlich für ein Lunch, ich werde es später zum Abendessen verzehren.« Und schon war die Schachtel in der Küche verschwunden.
An jenem Tag fragte ich sie, ob sie je an den Tod denke. »Der Tod«, erwiderte sie, »wird eine große Erleichterung sein. Endlich keine Interviews mehr. Und jetzt reichen Sie mir bitte die Erdnüsse.«
Da ich Madame seit acht Jahren kannte, hatten wir uns so weit angefreundet, dass wir nicht nur über Berufliches plauderten. Gelegentlich besuchte ich sie rein privat zum Lunch.
Ab und zu spielte ich auch den Mittelsmann für sie und stellte sie Leuten vor, die sie interessierten, so auch Calvin Klein, den ich kurz vorher für den Playboy interviewt hatte. Der König der amerikanischen Mode hatte natürlich mehr oder weniger jeden Prominenten kennengelernt, den er je hatte kennenlernen wollen; fast jeden, bis auf Katharine Hepburn. Es war mir eine Ehre, die beiden Legenden zusammenzubringen.
Am vereinbarten Tag kam Calvin in ihren Salon, beladen mit exquisiten maßgeschneiderten Pullovern und Hosen aus Wolle und Kaschmir. Er hatte sie speziell für Ms Hepburn anfertigen lassen und bot sie ihr als Geschenk an.
Madame war zum Scherzen aufgelegt. Sie tat, als wolle sie die Sachen gar nicht haben, doch schließlich schob sie das Kinn vor und fragte schelmisch. »Sind sie denn gratis?«
»Aber natürlich«, erwiderte er lächelnd. Sie nahm ihm alles ab und verschwand damit nach oben in ihr Schlafzimmer. Später saßen die zwei dann noch lange beisammen und unterhielten sich angeregt über die Mode der Dreißiger- und Vierzigerjahre.
Einige Monate später dachte ich mir, ich könnte ja noch einen Kuppelversuch wagen, und bei dieser Gelegenheit kam Katie ins Spiel.
Eines Tages fragte ich also Ms Hepburn: »Würden Sie gern Peter Jennings
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