Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte
mitten auf der Straße an zu weinen. Mir brach es schier das Herz. »Ich vermisse meinen Daddy!«, jammerte er. Ich kniete mich vor ihn, und Ryan sank in meine Arme. Ich umarmte ihn fest, und Katie schleckte die Tränen von seinem süßen Gesichtchen.
»Daddy liebt dich, und ich liebe dich auch«, sagte ich. »Er wird bald wieder daheim sein, das verspreche ich dir.« Dann kaufte ich ihm zur Aufmunterung ein Eis. Ein breites Lächeln erhellte sein Gesicht. Allerdings wurde es ein bisschen schief, als Katie so viel wie möglich von dem Erdbeereis stibitzte.
In meiner Collegezeit in Boston hatte ich für einen Achtjährigen, Kenny, den großen Bruder gespielt, und zwar sehr gern. Ich ging mit Kenny in den Park, ins Museum, ins Kino und zum Essen. Als ich nach Baltimore umziehen musste, um dort meinen Master zu machen, fiel mir die Trennung schwer. Kenny überreichte mir zum Abschied ein kleines Briefchen. »Bitte vergiss mich nie!«, hatte er geschrieben. Und ich habe ihn tatsächlich nie vergessen.
Nun war achtzehn Jahre später ein anderes Kind in mein Leben getreten und bot mir die Gelegenheit, als Mentor und Teilzeitbetreuer mein Bestes zu geben.
Wenn John unterwegs war, ließ ich manchmal meine Badewanne volllaufen und gab einen kräftigen Schuss Schaumbad dazu. Ryan kletterte dann mit seinen Gummitieren und seinen Booten in die Wanne, während Katie am Rand stand und zusah. Er blies ihr Schaum auf die Schnauze, das hasste sie, und wenn er mit Wasser spritzte, hasste sie es noch mehr. Ryan wusste das ganz genau, doch er neckte sie gern und hörte nicht damit auf. Schließlich hob sie dann manchmal die Pfote, als wollte sie sagen: Hör auf, ich mag das nicht . Aber sie ertrug es und wich nicht von seiner Seite.
Danach kämmte ich Ryans Haare, und er lachte fröhlich, wenn ich ihn föhnte. »Jetzt weißt du, wie Katie sich beim Hundefriseur fühlt«, witzelte ich. Anschließend rieb ich ihn mit Babypuder ein, und Katie stand daneben und beobachtete das Ganze ein wenig eifersüchtig.
Manchmal stellte sich Ryan auf den Toilettensitz und betrachtete sich im Spiegel, er schnitt Grimassen und tanzte herum. Schließlich schlüpfte er flink in seinen Schlafanzug, trapste zur Couch im Wohnzimmer und legte sich hin. Katie sprang zu ihm hoch und rollte sich zusammen, ich deckte die beiden mit einer Baumwolldecke zu, und im Nu war Ryan eingeschlafen.
Auf dem Gang im dritten Stock unseres Hauses ging es nun recht turbulent zu, wenn das »Kid« und das »Kind«, sein Hundebegleiter, von einer Wohnung zur anderen flitzten.
Nachdem sich alle Aufmerksamkeit fünf Jahre lang auf Katie konzentriert hatte, war Ryan eine willkommene Neuheit für uns alle. »Es ist fast so lustig, wie einen Welpen zu erziehen«, sagte ich zu Pearl.
»Und noch dazu kann er reden«, erwiderte sie lachend. Sie war ebenso bezaubert von ihrem neuen Pflegekind wie ich.
Pearl stürzte sich mit Freuden auf ihre neue Rolle und verwöhnte »ihren Jungen« mit köstlichen Mahlzeiten – Tomatensalat mit milden weißen Zwiebeln, Paprikahühnchen, gebratene Zucchini und Kürbis, Kartoffelbrei mit Knoblauch, und zum Schluss noch eine selbst gebackene Aprikosentarte oder Schokoladenkuchen.
»Mm!«, grinste Ryan fröhlich, auch wenn das Essen nur zum Teil in seinem Mund landete. Der Rest wurde über sein ganzes Gesicht und auf dem Boden verteilt.
Die gefräßige Katie thronte stets neben Ryan auf einem grünen Esszimmerstuhl und reckte den Hals, um ihm die Reste vom Gesicht zu schlecken, bevor sie sich über den Fußboden hermachte. Ryan musste über ihren Eifer kichern.
Wenn Pearl Spaghetti machte, spielte Ryan eines seiner Lieblingsspiele: Er hielt eine Nudel über Katies Kopf, um sie ein wenig auf die Folter zu spannen, dann riss er sie entzwei und ließ ihr die Stückchen ins Maul fallen.
»Braves Mädchen«, meinte Pearl. »Du bist ein ausgezeichneter Staubsauger.«
Pearl ging völlig in ihrer neuen Aufgabe auf, sich um Ryan zu kümmern und ihn zu verwöhnen. Arthur hingegen war nicht ganz so begeistert. Seine Kräfte schwanden zusehends, immer öfter fing er sich eine Erkältung oder eine Atemwegserkrankung ein. Außerdem plagte ihn seine Arthrose, und seine Herzprobleme führten zu Kurzatmigkeit.
All dies deprimierte ihn ziemlich, und er verließ die Wohnung kaum noch. Meist lief er in seinem blauen Schlafanzug und seinem karierten Bademantel herum und sah fern oder las, während Katie sich an ihn kuschelte.
An manchen Vormittagen kletterte Ryan
Weitere Kostenlose Bücher