Katie Chandler 01 - Hex and the City-ok-neu
Ereignisses des Tages aus meinem Kopf verschwunden. Ich hatte kaum die Fenster aufgerissen, um die Wohnung durchzulüften, als auch schon meine Mitbewohnerin Gemma nach Hause kam. Sie arbeitete immer länger als ich, aber so etwas Verrücktes, wie zu Fuß nach Hause zu gehen, wäre ihr nie in den Sinn gekommen. Nicht in den Schuhen, die sie normalerweise trug.
Sobald sie zur Tür hereinkam, kickte sie ihre hochhackigen Sandalen von den Füßen und dehnte ihre Waden. »Willst du so gehen?«, fragte sie.
»Wie?«
»Du hast anscheinend die E-Mail nicht gesehen, die ich dir geschickt habe.«
»Nein, tut mir leid. Jedes Mal, wenn ich versucht habe, mich einzuloggen, streckte Mimi ihren Kopf herein, um mich irgendwas zu fragen.« Für private Mails benutzte ich bei der Arbeit einen Webmail-Service. Denn wenn ich über den firmeneigenen Account ging, riskierte ich Arger mit Mimi. Und ich ging lieber auf Nummer sicher, als ihr einen Vorwand zu liefern, mich anzuschreien.
»Du brauchst dringend einen anderen Job.«
»Ich weiß«, jammerte ich, während sie in die Küche ging und eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank nahm. Einen Augenblick lang überlegte ich, ihr von dem Jobangebot zu erzählen, das ich per E-Mail bekommen hatte. Aber sie hätte mich bloß ausgelacht. »Also: Was steht an und was soll ich anziehen?«
Sie kehrte ins Wohnzimmer zurück, rollte sich auf dem anderen Ende des Sofas zusammen und zog ihre nackten Füße unter ihren Körper. »Wir gehen zusammen essen. Wir drei und Connie.« Connie war eine weitere Freundin aus der Schule, die mit Gemma und Marcia hierher gezogen war. Als sie geheiratet hatte und ausgezogen war, hatten die beiden mich eingeladen, nach New York zu kommen.
»Gibt’s einen besonderen Anlass?«
»Ich hab Neuigkeiten.« Sie setzte eine geheimnisvolle Miene auf, und ich kannte Gemma gut genug, um zu wissen, dass ich kein Wort mehr aus ihr herausbekommen würde, bis sie es von selbst ausspuckte. Mein Magen zog sich krampfartig zusammen. Wurden jetzt etwa meine schlimmsten Befürchtungen wahr? Da Gemma mit niemandem ernsthaft zusammen war, bezweifelte ich, dass sie heiraten und ausziehen wollte. Aber vielleicht war sie befördert worden und zog jetzt in ein Loft in SoHo oder in eine unendlich viel schickere Wohnung als unser schäbiges kleines Apartment.
»Muss ich mich dazu denn extra aufbrezeln?«, fragte ich. Ich fand es schon schwer genug, mich jeden Tag für ein neues Outfit zu entscheiden.
»Nichts spricht dagegen, jeden kleinen Ausflug zu einem Ereignis zu machen. Man weiß ja nie, wem man in die Arme läuft.« Gemma war die selbst ernannte Koordinatorin all unserer abendlichen Aktivitäten und entschlossen, dafür zu sorgen, dass wir drei das Leben in New York voll ausschöpften. Sonst hätten wir uns auch Jobs in Dallas oder Houston suchen können, wie sie gern betonte.
Sie hatte ja auch Recht. Man konnte nie wissen, wem man über den Weg lief. Filmstars oder Musikern zum Beispiel. Oder Mr. Right aus der U-Bahn, der möglicherweise in der Nähe wohnte. Auch wenn er ein bisschen seltsam war. Ich stand auf und ging zurück ins Schlafzimmer. »Irgendwelche Vorschlä ge?«
Sie sprang auf. Auf dem Gebiet war sie Expertin. Schließlich arbeitete sie in der Modebranche.
Bis Marcia nach Hause kam, hatten wir uns beide richtig aufgestylt. In dem Pulli, den ich mir von Gemma geliehen hatte, fand ich mich geradezu glamourös, auch wenn mir klar war, dass ich neben den anderen wie ein Mauerblümchen aussah. Ich war gewiss nicht unattraktiv, aber ich sah eben supernormal aus. Ich war nicht klein genug, um so zart und zierlich auszusehen wie Connie, und auch nicht groß genug, um eine so eindrucksvolle Figur zu machen wie Gemma. Meine Haare waren irgendwas zwischen blond und brünett, nicht kurz und nicht lang, und meine Augen waren weder besonders grün noch besonders blau. Positiv betrachtet hieß das, dass mich, sollte ich jemals einen bewaffneten Raubüberfall begehen, kein Zeuge stichhaltig würde beschreiben können, ohne dass gleich die halbe Stadt verdächtig war.
Während Marcia sich umzog, kreuzte Connie in der Wohnung auf. Sie war völlig aufgedreht, was mich vermuten ließ, dass sie in Gemmas Vorhaben eingeweiht war. Also entspannte ich mich wieder. Wahrscheinlich wollten sie Blind Dates für uns alle arrangieren. Auch wenn das nicht unbedingt meiner Vorstellung von einem spaßigen Abend entsprach, war es immer noch besser, als plötzlich ein paar hundert Dollar
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