Katie Chandler 01 - Hex and the City-ok-neu
mehr im Monat hinblättern zu müssen, weil Gemma auszog.
Wir ergatterten einen Tisch auf dem Gehsteig vor einem kleinen Cafe am St. Mark’s Place im East Village. Gemma bestellte die erste Runde Drinks. »Die geht auf mich«, verkündete sie entschlossen. Also führte sie tatsächlich was im Schilde.
Sobald wir genug getrunken hatten, um keinen Widerstand mehr leisten zu können, wechselten Gemma und Connie einen Blick. Dann wandte Gemma sich an uns: »Ich hab ‘ne super Nachricht!«, meinte sie.
Jetzt sahen Marcia und ich uns an. »Und die wäre?«, erkundigte Marcia sich misstrauisch.
»Wir haben am Wochenende alle ein Date.«
»Ach, tatsächlich?«, fragte ich. Wir hatten an fast jedem Wochenende alle ein Date. Und das nicht, weil wir besonders beliebt gewesen wären, sondern weil Gemma für ihr Leben gern Kupplerin spielte. Sie arrangierte ständig Blind Dates für uns, und sie nahm auch jedes für sie arrangierte Angebot wahr, das sie kriegen konnte.
»Es sind Freunde von Jim«, erklärte Connie, womit sie sich auf ihr Finanzgenie von Ehemann bezog. »Auf diese Weise können Jim und ich mitkommen, und die Jungs kennen sich untereinander genauso gut wie wir. Das wird lustig.«
Mich erinnerte das eher an unsere Verabredungen in der Schulzeit, doch ich hielt den Mund. Wenigstens hatte ich auf diese Weise selbst dann noch Leute, mit denen ich reden konnte, wenn mein Date eine Pleite war.
Bevor Marcia darauf etwas erwidern konnte, erschien der Kellner wieder mit einem Tablett voller Drinks. »Wir haben aber noch gar keine neue Runde bestellt«, protestierte Gemma.
»Diese hier spendiert Ihnen der Gentleman dort drüben«, erklärte der Kellner, während er die Getränke vor uns abstellte. Wir wandten alle den Kopf und erblickten einen Mann, der allein an einem der anderen Tische auf dem Gehsteig saß. Ich fiel fast vom Stuhl. Es war der Aal aus der U-Bahn.
Ich drehte mich wieder zu meinen Freundinnen um, aber die sabberten buchstäblich auf den Tisch vor Begeisterung, selbst Connie, die verheiratet war. »Oh, hallo«, gurrte Gemma und schlug ihre langen Beine übereinander, damit ihr Minikleid noch ein bisschen höher rutschte. Marcia beugte sich vor, um ihr Dekollete besser zur Geltung zu bringen. Connie lächelte und spielte mit ihren Haaren. Ich sah wieder zu ihm hin, aber er sah immer noch genauso schmierig aus, wie ich ihn aus der U-Bahn in Erinnerung hatte. Es musste irgendetwas geben, das meinen Augen entging.
»Muss man den kennen?«, raunte ich den anderen zu.
»Warum fragst du?«, erkundigte sich Marcia, ohne ihren Blick von dem Aal abzuwenden.
»Weil ihr ihn alle anstarrt, als wäre er Johnny Depp.«
»Mmm, Johnny Depp ist genau der richtige Vergleich«, sagte Gemma. »Aber das ist er doch nicht, oder? Was meint ihr?«
»Lebt der nicht in Paris?«, fragte Connie.
Ich sah erneut zu diesem Typen hin, nur um mich zu vergewissern, dass ich nicht verrückt geworden war. Aber es sah ganz so aus, als wäre nicht ich diejenige, um deren geistige Gesundheit es schlecht bestellt war. »Seid ihr verrückt geworden?«, fragte ich. »Er sieht Johnny Depp nicht die Spur ähnlich. Selbst dann nicht, wenn der sich für eine Rolle ganz eklig zurechtmacht.«
»Du solltest mal zum Augenarzt gehen, Schätzchen«, erwiderte Gemma.
Ich kapierte wirklich nicht, was an diesem Typ dran sein sollte, dem erst die Frauen in der U-Bahn und jetzt meine Freundinnen zu Füßen lagen. Die Vorstellung, dass er einfach so da auftauchte, wo ich gerade beim Dinner saß, gefiel mir auch nicht. Geographisch gesehen mochte New York ja klein sein, aber es gab hier Tausende von Restaurants, und die Chancen, dass er dieses rein zufällig ausgesucht hatte, waren gering. Na klasse, mein erster Stalker. Wenn sich schon einer von den Männern aus der U-Bahn an meine Fersen heftete, warum konnte es dann nicht dieser süße Typ sein?
Ich beugte mich vor und flüsterte: »Ich glaube, der verfolgt mich. Er hat heute Morgen neben mir in der U-Bahn gesessen.«
»Du Glückliche«, schnurrte Marcia. »Wenn du ihn nicht willst, kann ich ihn dann haben?« Sie zwinkerte ihm zu und fuhr mit der Zunge über ihre Lippen.
»Oh, seht mal, er kommt rüber!«, kreischte Connie. Während er näher kam, vergewisserten sie sich alle, dass sie einen attraktiven Anblick boten.
»Guten Abend, die Damen«, sagte er mit derselben öligen Stimme, mit der er mich in der U-Bahn angesprochen hatte. »Schmecken Ihnen die Drinks?«
Schlagartig vergaßen sie,
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