Katie Chandler 01 - Hex and the City-ok-neu
Nachmittag klopfte Trix an meine Tür. »Es gibt ein Notfall-Meeting. Er möchte dich dabeihaben.«
Ich nahm meinen Stift und meinen Notizblock und fragte mich, was los sein mochte. Ob das schon meine erste große Sitzung als Merlins persönliche Verifiziererin war?
Als ich sah, wer sich da versammelt hatte, kamen mir Zweifel. Es war dieselbe Gruppe wie am Freitag, nur ohne Gregor und den Zwerg aus der Buchhaltung. Owen guckte grimmig und wirkte wie abwesend. Als ich eintrat, begrüßte er mich gerade mal mit einem angedeuteten Kopfnicken. Im Zimmer herrschte eine düstere, unheilvolle Stimmung, und ich setzte mich schweigend an den Tisch.
Merlin eröffnete die Sitzung. »Warum erzählen Sie uns nicht einfach, was Sie heute herausgefunden haben, Owen?«
»Idris hat eine neue Formel auf dem Markt, und die ist reichlich übel. Womit wir wieder am Anfang wären.«
»Worum geht es bei der neuen Formel?«, fragte Hartwell.
»Im Wesentlichen handelt es sich dabei um die Formel, an der er arbeitete, als wir ihn gefeuert haben. Wie es aussieht, hat er sie doch noch für den Verkauf fertiggestellt.«
»Wenn das bisschen, was wir gegen ihn unternommen haben, so viel Wirkung zeigt, könnte das ein Zeichen dafür sein, dass er Panik bekommt«, erklärte ich. »Er musste irgendetwas auf den Markt werfen, von dem er wusste, dass es funktioniert, während er unter Hochdruck daran arbeitete, die andere Formel zu verbessern.«
»Was nicht heißt, dass wir kein Problem hätten«, erwiderte Owen seufzend. »Diese Formel funktioniert, und wir haben keinen Gegenzauber für sie. Sie ist gut, verbraucht nicht viel Energie, hält alles, was sie verspricht. Dabei geht es nach wie vor darum, das Verhalten von anderen beeinflussen zu können. Nicht in dem marionettenhaften Sinne wie bei der anderen Formel – dabei hat er sich übernommen. Diese hier macht das Opfer in ungeahnter Weise empfänglich für Suggestion. Es hat zwar bis zu einem gewissen Grad noch einen freien Willen, doch es zeigt einen großen Drang, alles zu tun, um seinem Meister zu gefallen, der es verzaubert hat. Wenn diese Formel in die falschen Hände gerät, hätte das verheerende Folgen. Das Opfer würde nicht einmal bemerken, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist. Genau wie bei der anderen Formel.«
»Und wenn diese Formel tatsächlich hält, was sie verspricht, wird auch keine unserer Marketingmaßnahmen viel gegen sie ausrichten können«, sagte ich. »Wir können nicht weiter behaupten, dass wir die Einzigen sind, deren Formeln auch wirklich funktionieren und gründlich getestet wurden.« Diese Entwicklung bestürzte mich noch mehr als der Angriff auf meine Person, denn sie machte wochenlange Arbeit praktisch wertlos.
Alle schauten zu mir hin, und ich wünschte mir, ich hätte nichts gesagt. »Haben Sie eine Idee, Katie?«, fragte Merlin.
Ich schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, aber im Augenblick fällt mir nichts ein. Das Hauptunterscheidungsmerkmal zwischen ihm und uns ist, wie es aussieht, dass unsere Formeln nicht dazu benutzt werden können, anderen zu schaden. Die Leute, die nichts Böses im Sinn haben und andere Leute nicht für ihre Zwecke missbrauchen wollen, werden sich für Idris’ Arbeit ohnehin nicht interessieren. Und die anderen werden sich durch nichts, was wir sagen, davon abhalten lassen, sie zu nutzen. Ich fürchte, gut gemeinte Appelle nutzen uns da wenig.«
Ich war ganz sicher, Enttäuschung in Merlins Blick zu sehen, und fühlte mich schlecht, weil ich seinen Erwartungen nicht gerecht wurde. Meine früheren Erfolge hatten mein Ego ganz schön aufgeblasen. Sie hatten mich vergessen lassen, dass ich bloß ein Landei mit einem Abschluss in Betriebswirtschaft und einem Jahr Berufserfahrung als Marketingassistentin war. »Tut mir leid«, sagte ich nach einer Weile. »Ich muss darüber nachdenken.«
»Bitte tun Sie das«, sagte Merlin, und ich musste mich zusammennehmen, um nicht in Tränen auszubrechen. Als ich mich von Merlin abwandte und stattdessen Owen anschaute, sah ich, dass er mich mitleidig anblickte. Da wurde mir klar, dass wir so ziemlich im selben Boot saßen und dass auch alle seine vorhergehenden Erfolge mit einem Mal nichts mehr wert waren.
»Wie lange wird es dauern, bis Sie einen wirksamen Gegenzauber gefunden haben, der diese Formel bedeutungslos macht?«, fragte Merlin ihn.
»Kann ich nicht sagen. Ich weiß nicht mal, ob wir jemals einen finden werden. Wie ich schon sagte: Das war die Formel, an der er arbeitete, als
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