Katie Chandler 01 - Hex and the City-ok-neu
grinste. »Ich hab nicht mal versucht zu verbergen, dass ich zaubere – nicht dass es bei Ihnen einen Unterschied gemacht hätte. Fast jeder steht am U-Bahn-Gleis und wünscht sich dringend, der Zug möge kommen. Ich bin darin nur wesentlich effektiver.«
Mir war schlecht und schwindlig. Vielleicht war das einer von diesen Träumen, die man in der Nacht vor einem großen Ereignis hat, dem man ängstlich entgegenfiebert. So ein Traum, der das gesamte Ereignis vorwegnimmt, nur dass es dann unglaublich bizarr wirkt. Ich würde sicher jede Sekunde aufwachen und feststellen, dass ich von dem verrücktesten Vorstellungsgespräch aller Zeiten geträumt hatte. Ich kniff mich unter dem Tisch in den Oberschenkel, aber ich saß weiter da an diesem runden Tisch in dieser riesigen Halle.
»Wir sind zu einem guten Teil damit beschäftigt, Trugbilder zu erzeugen, um zu verbergen, wer wir wirklich sind und was wir machen«, sagte Rod, der offenbar nicht mitbekam, dass ich kurz vor einer totalen Nervenkrise stand. »Deshalb sehen Sie so viele Dinge, die andere Menschen nicht sehen. Eine unserer magischen Regeln lautet, dass die, die nicht über Zauberkräfte verfügen, auch nicht sehen können, was wir tun – obwohl das bei Leuten wie Ihnen nicht funktioniert. Die meisten Leute sehen einfach ganz gewöhnliche Menschen, wenn Ihnen in Wahrheit Feen, Elfen oder andere Zauberwesen über den Weg laufen. Sie sehen das, was wir sie durch unsere Magie sehen machen wollen.«
Ich nickte, als hätte ich verstanden. In gewisser Weise hatte ich das auch. Genau gesagt ergab all das sogar zu viel Sinn, und ich wusste, dass ich mich nicht so leicht mit solchen abseitigen Erklärungen abspeisen lassen sollte. Ich brauchte Beweise, aber wenn ich sie darum bat, konnten sie sich leicht aus der Affäre ziehen. Sie konnten ja einfach behaupten, dass ich das, was sie machten, nicht sah. Ich betrachtete die über ihren Stühlen schwebenden Feen und die auf Kissenstapeln thronenden Zwerge und wusste nicht mehr, was ich glauben sollte.
»Es war Ihre Immunität gegenüber Illusionen, die uns half, Sie zu finden«, erklärte Rod. »Owen beobachtete vor einigen Wochen, wie Sie etwas anstarrten, das Sie eigentlich gar nicht sehen sollten, und berichtete mir davon.« Ich versuchte mich zu erinnern, was das gewesen sein konnte, doch es kam mir vor, als wären seitdem nicht Wochen, sondern anderthalb Jahrhunderte vergangen. Dann hakten meine Gedanken plötzlich an einem bestimmten Punkt ein. An der Tatsache, dass es Owen gewesen war, der mich aus der Ferne beobachtet hatte. Ich spürte, wie eine Schamesröte in mir aufstieg, die der Owens in nichts nachstand. Doch während Rod weiterredete, rief ich mir in Erinnerung, dass es meine Immunität gegen Zauberei war, die Owen aufgefallen war, und nicht etwa meine schönen Beine oder mein wippendes, glänzendes Haar.
»Also haben wir angefangen, Sie zu beobachten. Sie schienen auf Dinge zu reagieren, die Ihnen eigentlich hätten verborgen sein sollen. Aber da Ihre Reaktionen nicht sonderlich eindeutig ausfielen, konnten wir uns nicht ganz sicher sein. Uns fiel auf, dass Sie montags morgens meistens die U-Bahn nehmen, also haben wir dort einen Test mit Ihnen durchgeführt. Owen sorgte dafür, dass die Bahn, in der ich bereits saß, pünktlich eintraf, und dann konnten wir beobachten, wie Sie auf mich reagierten.«
Wenn mir vorher schon schlecht und schwindlig gewesen war, dann ging es mir jetzt noch schlechter. Die Vorstellung, dass diese Freaks mich eine Woche oder länger beobachtet hatten, gefiel mir nicht. »Und wie sollte ich reagieren?«
Er grinste mich verlegen an. »Was sehen Sie, wenn Sie mich anschauen?«, fragte er. Alle Frauen am Tisch beugten sich sehr interessiert vor, aber mir wollte nicht einfallen, wie ich es diplomatisch ausdrücken konnte. Er musste mein Unbehagen gespürt haben, denn er sagte: »Keine Sorge, ich weiß schon. Sie brauchen keine Angst zu haben, mir zu nahe zu treten.«
»Ah, na ja, Ihre Nase ist ein bisschen groß, und Sie könnten mal ein gutes Hautpflegeprogramm gebrauchen«, erwiderte ich und wand mich dabei. Die anderen Frauen im Raum starrten ihn an und wechselten dann mit hochgezogenen Augenbrauen Blicke. »Aber es war nicht Ihr Aussehen, das mich an diesem Morgen so abstieß«, setzte ich schnell nach. »Es war eher Ihre Persönlichkeit. Sie waren ziemlich schmierig, und Sie haben sich benommen, als fänden Sie selbst, dass Sie ein ganz toller Typ sind, was nie
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