Katie Chandler 02 - Alles ausser Hex-ok-neu
dann Gemma, Marcia und mich an, runzelte die Stirn und schaute anschließend wieder zu Rod hin, als versuchte sie zu verstehen, wieso wir ihm schöne Augen machten. Erst in dem Moment fiel mir wieder ein, dass sein Äußeres ja eine Illusion war und er einen jener Anziehungszauber benutzt haben musste, von dem er erzählt hatte. Mir war nicht klar gewesen, dass er ihn permanent einsetzte. Das erklärte auch sein spektakulär ereignisreiches Privatleben.
Ich zwang mich, mir diese Tatsache permanent bewusst zu halten. Schließlich wollte ich nicht, dass er wegen mir eine weitere Kerbe in seinen Bettpfosten ritzen konnte. Meinen Status als eine der wenigen Frauen der Firma, die noch nichts mit ihm gehabt hatten, wollte ich auf keinen Fall verlieren. Um konzentriert zu bleiben, ging ich im Geiste die Liste seiner ehemaligen Gespielinnen durch. In ihr waren so ziemlich alle weiblichen MMI-Angestellten verzeichnet, sowie eine nicht unbeträchtliche Anzahl aller Frauen, die im Telefonbuch von Manhattan standen.
Ich beschloss, dass es das Beste sein würde weiterzugehen, bevor Gemma und Marcia sich ihm an den Hals warfen. Auf diese Weise konnte ich ihn anschließend leichter ganz für mich allein beanspruchen. Nein! Ich schüttelte den Kopf, um diese krausen Gedanken daraus zu vertreiben. Dann rief ich mir das Bild zweier Mitarbeiterinnen aus der Buchhaltung ins Gedächtnis – Nummer vierundzwanzig und fünfundzwanzig auf der Liste der Verflossenen.
»Schön, dass wir uns über den Weg gelaufen sind«, sagte ich, »aber wir müssen jetzt zurück nach Hause.
Bis Montag!«
»Ja, bis Montag. Hat mich gefreut, Sie alle kennenzulernen«, erwiderte er.
Ich musste Gemma und Marcia förmlich festhalten, um sie daran zu hindern, ihm nachzulaufen. Und nur die Mühe, die es mich kostete, sie von ihm fernzuhalten, und der Gedanke an Nummer siebenundzwanzig auf der Liste der Frauen, mit denen er in der kurzen Zeit, seit wir uns kannten, ausgegangen war – eine mir nicht bekannte Blondine, die ich in einem Coffee Shop gesehen hatte –, hinderten mich daran, ihm selbst nachzustellen. Am Montag würde ich ihn ja ohnehin für mich haben, sagte ich mir. Als ich merkte, dass meine Gedanken schon wieder abdrifteten, dachte ich an die zwei Mädels aus einem Labor ganz in der Nähe von Owens Büro. Sie waren Aris Auskunft zufolge in Tränen ausgebrochen, nachdem sie herausgefunden hatten, dass sie beide am selben Wochenende mit Rod unterwegs gewesen waren.
Nein. Ich würde nicht auf ihn hereinfallen.
»Das war definitiv ein interessanter Fall«, sagte Mom, als wir auf dem Bahnsteig standen und auf den Zug warteten. »Ich wünschte, ich hätte ein paar Probchen mitgebracht. Dann hätte ich ihm eine Creme gegen seine Hautprobleme mitgeben können.«
Dad, Gemma und Marcia sahen sie an, als wäre sie verrückt geworden. Endlich verstand ich, warum die Leute sich Rod gegenüber so benahmen. Normalerweise war ich die Einzige, die sich fragte, warum alle so ein Gewese um ihn machten, und ihm am liebsten Tipps geben wollte, wie er das Beste aus sich machen konnte, um sich nicht länger hinter einer Illusion verstecken zu müssen.
Plötzlich stieß Mom einen markerschütternden Schrei aus. Wir fuhren alle herum und sahen, dass sie in der Luft hing. »Lass mich los, du grässliches, hässliches Ding!«, kreischte sie und unterstrich ihre Worte, indem sie mit ihrer großen Handtasche um sich schlug. »Los, verschwinde! So ist es gut! Und bleib, wo du bist!«, rief sie wütend in den U-Bahn-Schacht hinein.
Dad sah uns besorgt an. »Lois, da war doch gar nichts«, sagte er.
»Ja, jetzt nicht mehr! Weil es weggeflogen ist. Ich hab es verscheucht.«
»Das war bestimmt eine Fledermaus, die hier unten in den Tunneln lebt«, schlug ich vor, da ich Mom gegenüber ein schlechtes Gewissen hatte. Ich wusste ja, dass sie wahrscheinlich Dinge sah, die wir anderen nicht sahen. Das war eine ganz schöne Umstellung. Normalerweise ging es mir immer so. Ich fühlte mich plötzlich meiner Sinne beraubt.
»Dann war das aber die größte Fledermaus, die ich je gesehen habe, und außerdem hart wie Stein. Hoffentlich ist meine Handtasche nicht kaputtgegangen.«
»Gibt es wirklich Fledermäuse in den U-Bahn-Schächten?«, fragten Gemma und Marcia ängstlich, während Dad so aussah, als dächte er darüber nach, Mom in ein Pflegeheim einzuweisen.
Ein fast leerer Zug hielt an und bewahrte uns vor weiteren Diskussionen. Während wir Richtung Uptown ratterten,
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