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Katrin Sandmann 01 - Schattenriss

Katrin Sandmann 01 - Schattenriss

Titel: Katrin Sandmann 01 - Schattenriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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Was geht Sie das alles an? Machen Sie, dass Sie hier rauskommen. Verschwinden Sie!“
    Katrin versuchte gefasst zu klingen. „Was ist mit den Filmen?“
    „Meine Güte, was wollen Sie? Ein paar illegale Kopien. Was soll’s. Alle machen das. Wenn Sie einen Film wollen, der erst kürzlich im Kino lief, okay, dann kann es sein, dass ich ihn da habe. Ist nicht ganz korrekt ich weiß, aber das macht doch jeder. Wissen Sie, unter was für ’ nem Druck ich hier stehe? Gleich um die Ecke auf der Lichtstraße ist die Filiale von ’ ner großen Kette. Die haben mehr Filme und sind auch noch billiger. Wem schadet das schon, dass ich hier ein kleines Extrageschäft mache?“
    „Hat Tamara Sie erpresst?“
    „Sie hat es Gewinnbeteiligung genannt. Schließlich würde sie ja auch das Risiko mittragen, erwischt zu werden. Kleines Miststück. Ich hab gleich geahnt, als sie sich hier für den Job vorgestellt hat, dass die nur Ärger bringt. Aber ich hab dringend jemanden gebraucht.“ Er verschränkte die Arme und sah Katrin scharf an. „Und was jetzt? Rufen Sie die Bullen?“
    Katrin erwiderte seinen Blick. Sie mochte ihn nicht, und seine Art zu denken war ihr zuwider. Aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass er etwas mit Tamaras Tod zu tun hatte. Dazu hatte er seine Wut viel zu offen gezeigt. Sie schüttelte den Kopf.
    „Ist nicht meine Angelegenheit.“
    Sie verließ die Videothek ohne ein weiteres Wort. Gutsche starrte ihr schweigend hinterher. Als sie auf die Straße trat, spürte sie, wie sich ein feuchter Schleier über ihr Gesicht legte. Es hatte wieder angefangen, zu nieseln, und sie hastete mit schnellen Schritten in Richtung Straßenbahnhaltestelle. Ein Mann stieg aus einem Auto, das ein paar Häuser weiter am Straßenrand geparkt war. Er beobachtete, wie sie sich langsam durch die Unterführung entfernte. Dann betrat er die Videothek.
    Der Sonntag begann wider Erwarten mit einem strahlend blauen Himmel. Die Menschen strömten in Scharen in die Parkanlagen und auf die Spazierwege am Rheinufer. Katrin deckte den Frühstückstisch auf ihrem kleinen Balkon. Während sie in Ruhe ihren Kaffee trank, machte Rupert es sich im Blumenkasten bequem und beobachtete die Tauben, die zwei Etagen unter ihm im Hof nach Krümeln suchten. Sein Körper nahm eine gespannte Haltung an und sein Schwanz schlug aufgeregt hin und her. Im Anfang hatte Katrin immer Angst gehabt, dass er plötzlich losspringen würde, und sich bei dem tiefen Sturz verletzen könnte. Mittlerweile wusste sie, dass ihr Kater viel zu bequem für derartige Abenteuer war, und dass er das Spektakel lieber wie einen guten Fernsehkrimi aus sicherer Distanz genoss.
    Katrin hatte sich Papier und einen Bleistift mit herausgebracht und alles aufgeschrieben, was sie über Tamaras Tod wusste. Sie hatte beschlossen, die Sache mit Logik anzugehen, wie eine komplizierte Mathematikaufgabe. Sie studierte ihre Notizen. In die Mitte des Blattes hatte sie das Wort Tamara geschrieben. Darunter stand alles Wichtige, das sie über das Mädchen wusste: hochbegabte Schülerin mit einem Hang zum Selbsthass, lässt sich von Freund verprügeln – sie stockte. Wenn Timm sich geweigert hatte, Tamara zu schlagen, dann muss es jemand anderen gegeben haben. Irgendwoher mussten die Verletzungen und Narben ja schließlich kommen. Möglicherweise gab es einen anderen Jungen aus der Schule, jemanden, der weniger Skrupel als Timm hatte oder der womöglich auf so etwas stand. Vielleicht war es auch ein Fremder? Was war mit diesem Videothekbesitzer? Irgendetwas in ihr sträubte sich, daran zu glauben. Dieser Kerl war schmierig und unsympathisch, aber er wirkte nicht brutal. Sie müsste noch mehr Einzelheiten über Tamaras Tagesablauf wissen. Sie musste herausfinden, was sie gewöhnlich tat und was sie speziell am letzten Montag alles unternommen hatte. Katrin seufzte. Um das herauszufinden, würde sie noch einmal mit den Eltern reden müssen. Aber unter welchem Vorwand konnte sie schon wieder dort auftauchen?
    Das Klingeln des Telefons löste ihr Problem. Dieter Arnold war am Apparat. Er klang nervös.
    „Es tut mir Leid, Sie schon wieder zu stören, Frau Sandmann, aber meiner Frau geht es gar nicht gut. Ich glaube, ein wenig Gesellschaft würde ihr gut tun. Sie redet dauernd von Ihnen. Ich weiß, es muss Ihnen sehr lästig sein. Könnten Sie es vielleicht einrichten, heute Nachmittag kurz vorbei zu kommen?“
    Katrin sagte hastig zu. Sie betonte, dass es ihr nicht das Geringste ausmachte.
    Sie

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