Katzen jagen nachts
wohl nie vergelten können...«
Die Tür öffnete sich. Zwei Frauen segelten in sein Büro.
Die wortreiche Herzlichkeit von Everett Belder klang reichlich hohl.
»Theresa!« rief er. »Und Carlotta! Wie nett, daß Ihr mal vorbeigekommen seid. Ich konnte leider vorhin meine Besprechung nicht unterbrechen. Entschuldigen Sie bitte«, wandte er sich an Bertha.
»Selbstverständlich«, antwortete Bertha förmlich.
Mrs. Goldring ließ ihren Blick gemächlich über Berthas umfangreiche Gestalt wandern.
»Theresa, du siehst einfach großartig aus«, sagte Belder hastig. »Wie Carlottas Schwester.« Und dann, als er merkte, daß dies ein recht zweifelhaftes Kompliment für Carlotta war, fügte er hinzu: »Und Carlotta sieht auch prächtig aus. Schöner denn je. Das sage ich schon die ganze Woche, nicht wahr, Carlotta?«
Carlotta zog ein gelangweiltes Gesicht. Mrs. Goldring bedachte Belder gegen ihre Absicht mit einem neckischen Lächeln. »Findest du das wirklich, Everett, oder sagst du’s nur so?«
»Nein, wirklich Theresa — ich schwöre es. Wenn man dich so auf der Straße sieht, könnte man denken, du wärst erst — ich meine — niemand würde glauben — ich wollte sagen, man sollte nicht denken, daß du Carlottas Mutter bist.«
»Das ist sie ja auch nicht«, bemerkte Carlotta beißend.
»Du weißt schon, wie ich’s meine«, sagte Belder. »Geht schon durch in mein Zimmer. Ich bin hier gleich fertig.«
»Hoffentlich stören wir nicht«, sagte Mrs. Goldring.
»Nein, nein, gar nicht. Geht nur schon hinein und macht es euch gemütlich.«
Mrs. Goldring rührte sich nicht von der Stelle. »Everett — wo ist Mabel?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Belder verzweifelt. »Ich will sie ja selber sprechen. Du weist genau, daß sie nicht zu Hause ist?«
»Natürlich. Wir kommen gerade von dort.«
»Setzt euch schon immer. Ich komme gleich nach.«
»Hast du eine Ahnung, wohin sie gegangen sein könnte?« fragte Mrs. Goldring.
»Sie hatte sich irgendwo verabredet. Ich habe den Wagen für sie auftanken lassen. Ich... Nun geht bitte hinein.«
»Aber ich muß Mabel sprechen, Everett! Ich bin extra von San Franzisko gekommen. Meine Nachricht hat sie bekommen, das weiß ich genau. Sie hat ja noch Carlotta erzählt, daß ich komme.«
»Deine Nachricht?« Belder versuchte verzweifelt, Zeit zu gewinnen.
»Ich habe ihr ein Telegramm geschickt, nachdem ich... Hat sie nicht mit dir darüber gesprochen?«
»Nein. Ich... Sie ist also zum Bahnhof gegangen, um dich abzuholen?«
»Der Zug hatte mehrere Stunden Verspätung. Carlotta ist zeitig losgefahren. Mabel sagte, sie würde sich mit ihr am Bahnhof treffen. Wann hast du Mabel zum letztenmal gesehen?«
»Ich weiß nicht. Im Augenblick kann ich mich nicht darauf konzentrieren. Ich habe etwas Geschäftliches zu erledigen. Wollt ihr nicht hineingehen und euch setzen?«
Mrs. Goldring betrachtete Bertha nochmals von oben bis unten. »Ja, richtig, du warst ja dabei, einen Auftrag abzuschließen, nicht wahr, Everett? Es tut mir wirklich leid, daß ich so hereingeplatzt bin. Hoffentlich haben wir dir nicht das Konzept verdorben.«
»Gar nicht, gar nicht. Ich komme sofort. Setzt euch nur gemütlich hin.«
»Komm, Liebes«, sagte Mrs. Goldring zu Carlotta. Und, zu Bertha gewandt, mit einem säuerlichen Lächeln: »Ich hoffe, wir haben Ihre wichtige Transaktion nicht verdorben.«
»Gar nicht«, sagte Bertha. »Von so unbedeutenden Zwischenfällen lasse ich mich nicht aus der Fassung bringen.«
Mrs. Goldrings Kinn ruckte in die Höhe. Sie warf Bertha einen giftigen Blick zu, riß sich zusammen und rauschte ins Nebenzimmer.
»Werden Sie ihr von der Erledigung der Forderung erzählen?« fragte Bertha leise.
Belder warf einen besorgten Blick auf die Tür, die Carlotta in voller Absicht offengelassen hatte. »Nein, nein«, flüsterte er.
»Also gut«, meinte Bertha. »Sehen Sie zu, daß Sie die beiden möglichst schnell wieder loswerden.«
»Das brauchen Sie mir nicht erst zu sagen«, stöhnte Belder. »Ich kann doch nicht losgehen, um Mabel zu suchen, solange die bei mir herumhocken.«
»Und weshalb, meinen Sie, hat Ihre Frau Ihnen nicht von dem Telegramm erzählt, mit dem ihre Mutter ihr Kommen ankündigte?«
»Keine Ahnung«, sagte Belder verzweifelt. »Es sieht ihr gar nicht ähnlich.«
»Sie sollten nichts von dem Besuch Ihrer Schwiegermutter erfahren«, fuhr Bertha fort. »Sie sah einen Familienkrach voraus und wollte ihre Mutter zur Hilfestellung bei sich haben. Ich
Weitere Kostenlose Bücher