Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Katzen jagen nachts

Katzen jagen nachts

Titel: Katzen jagen nachts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
Vom Netzwerk:
lassen könnten. Dann müßten Sie aussagen. Er hielt es aber für klüger, eine gütliche Einigung vorzuschlagen.«
    »Mein Gedächtnis ist nicht mehr das beste«, sagte Bertha bedauernd. »Im Augenblick kann ich mich tatsächlich nicht mehr daran erinnern, ob in Everetts Zimmer überhaupt ein Feuer im Kamin gebrannt hat. Möglich, daß es mir später wieder einfällt.«
    Mrs. Goldring erhob sich würdevoll. »Das ist sehr schade, Mrs. Cool. Ich hatte gehofft, daß wir Ihre Aussage bekommen würden, ohne zu offiziellen Schritten gezwungen zu werden.«
    Bertha Cool griff nach ihren Briefen. »Guten Morgen.«
    Als sie sicher war, daß ihre Besucherinnen außer Hörweite waren, griff sie tief in den Schatz ihrer Kraftausdrücke, was aber ohne Publikum wenig befriedigend war.
    Dann riß sie die Tür auf.
    Elsie Brand sah auf. »Die Damen waren wohl ein bißchen verärgert?«
    » Die waren verärgert?«, fuhr Bertha los. »Diese Giftschlangen! Diese Heuchlerinnen! Weißt du, was sie wollten? Ich sollte vor Gericht beschwören, daß am Donnerstag in Everett Belders Kamin Papiere verbrannten, während ich zusammen mit Sergeant Sellers in seinem Büro war. Und dafür wollten sie mir ein Zeugenhonorar zahlen! Also — also...«
    Bertha Cool erstickte fast vor Wut.
    »Ich glaube, das ist das erste Mal, daß ich Sie sprachlos gesehen habe, Mrs. Cool.«
    »Sprachlos?« fauchte Bertha. »Das liegt nur daran, daß ich mich nicht so schnell für die treffendste Beleidigung entscheiden kann!«

19

    Das Locklear Apartment Hotel umgab sich mit einer Atmosphäre von diskretem Luxus und vornehmer Zurückhaltung, die geeignet war, Außenstehenden gehörigen Respekt einzuflößen.
    Der Empfangschef war Anfang Dreißig — groß, schlank, liebenswürdig und gepflegt. Als er sah, daß Bertha mit großen energischen Schritten durch die Halle kam und nicht im mindesten von diesem Luxus beeindruckt schien, versteifte sich seine Haltung unmerklich.
    Er hob die Augenbrauen, eine Bewegung, die dazu angetan war, sämtliche Besucher einzuschüchtern, sofern sie nicht — wie Bertha — weder Tod noch Teufel fürchteten.
    »Guten Tag«, sagte der Empfangschef und holte die Stimmlage aus der Schublade, die einem von der Geschäftsleitung bestellten Dekorateur vorbehalten und eine Tonart besser als die für Lieferanten war.
    Bertha verlor keine Zeit mit höflichen Vorreden. »Wohnt bei Ihnen eine Mrs. Cornish — Dolly Cornish?«
    »Soso, Mrs. Cornish... Wie war doch gleich Ihr Name?«
    »Ich bin Mrs. Cool.«
    »Leider hat Mrs. Cornish ihr Apartment ziemlich unerwartet aufgegeben, Mrs. Cool.«
    »Wohin ist sie gezogen?«
    »Das kann ich Ihnen leider nicht sagen.«
    »Hat sie eine Adresse hinterlassen?«
    »Für ihre Post wird gesorgt.«
    »Wohin schicken Sie die Post?«
    »Wenn Sie ihr ein paar Zeilen schreiben wollen, Mrs. Cool, werden wir sie auf dem üblichen Weg weiterleiten.«
    Bertha warf ihm einen ungeduldigen Blick zu. »Ich muß mit Mrs. Cornish reden. Es ist dringend. Wenn Sie wissen, wo sie ist, spucken Sie’s aus. Wenn nicht, geben Sie mir wenigstens einen Tip , wo ich nach ihr fragen kann.«
    »Tut mir leid , Mrs. Cool. Mehr kann und darf ich Ihnen nicht sagen.«
    »Wann ist sie ausgezogen?«
    »Das kann ich Ihnen leider nicht sagen.«
    »War ihr jemand auf den Fersen?« fragte Bertha.
    »Wie bitte?«
    »Wollte jemand herausfinden, wo sie wohnt?«
    »Darüber kann ich Ihnen leider keine Auskunft geben.«
    Der Empfangschef sah über Bertha Cool hinweg. Dabei fiel sein Blick auf einen breitschultrigen Mann mittleren Alters in einem abgetragenen Anzug, der in der linken Hand einen mit einem Gummiband zusammengehaltenen Papierstapel hielt.
    »Guten Tag«, sagte der Empfangschef, und seine Stimme wurde noch um einige Schattierungen vornehmer.
    Der Mann gab den Gruß nicht einmal zurück. Er blätterte mit dicken Wurstfingern in seinen Papieren. Der Zeigefinger mit dem Trauerrand unter dem Nagel spießte eine Rechnung auf. » Acme -Flügelverleih«, sagte er. »Dolly Cornishs Miete für ihren Flügel wird fällig. Wollen Sie zahlen, oder soll ich mir die Kröten von ihr selber holen?«
    Der Empfangschef wand sich vor Verlegenheit. Nach einem hastigen Blick auf Bertha Cool, sagte er zu dem Kassierer: »Mrs. Cornish wird sich in den nächsten Tagen mit Ihnen in Verbindung setzen.«
    »Sie ist ausgezogen«, teilte Bertha mit.
    »Ausgezogen?« wiederholte der Flügelmann.
    »Weg. Verduftet.«
    »Den Flügel darf sie aber nicht ohne schriftliche

Weitere Kostenlose Bücher