Katzen, Killer und Kakteen
an, irgendwo da draußen.«
»Penny, Liebling, da draußen ist nur ein verlassener Bergabhang. Es gibt dort wahrscheinlich Klapperschlangen und eine Vielzahl anderer ekliger Viecher.«
»Es ist noch zu früh für Schlangen.«
»Und was ist mit den anderen ekligen Viechern?«
»Sie sagen, hier oben lebt ein Berglöwe«, warf Rathy ein.
»Also, damit wäre es entschieden«, sagte Cassie. »John, verschließe die Türen. Wir werden dieses Gefährt nicht verlassen. Wenn Freda Soundso Champagner will, muß sie ihn sich holen.«
»Wir könnten doch einfach fahren«, schlug Penelope vor.
»Wir warten. Ich will diese Freda sehen. Und während wir warten, kannst du mir genau erklären, was hier los ist. Und diesmal bitte auf Englisch.«
Es dauerte eine weitere Viertelstunde und ein weiteres Glas Champagner, bis Cassie die etwas verworrene Abfolge der Ereignisse begriffen hatte. Penelope fühlte sich noch nicht dazu in der Lage zu erzählen, daß sie von der toten Frau einen Telefonanruf erhalten hatte.
»Und nun seid ihr, Mycroft und du, dem Mörder auf der Spur?« fragte Cassie, als Penelope ihre Geschichte beendet und den restlichen Champagner heruntergeschüttet hatte. »Hältst du das für sehr klug?«
»Fang du jetzt nicht auch noch damit an, Cassandra Warren. Ich habe es langsam satt, daß sich jeder um mich Sorgen macht.«
»Ich habe nur an Mycroft gedacht. Wenn dir etwas passiert, muß ich ihn zu mir nehmen, und ich bin mir nicht so sicher, ob ihm die Welt des Films gefallen würde. Er müßte dann Sonnenbrillen und Designer-Flohhalsbänder tragen.«
»Er hat keine Flöhe.«
»Nach einem Treffen bei Disney hätte er sie bestimmt. Wenn nicht noch etwas Schlimmeres. Diese Leute sind unmöglich. Was hältst du übrigens von der Amazonentruppe?«
»Es war ein Heuler«, sagte Penelope ehrlich.
»Ja, das stimmt. Darf ich es trotzdem wagen, zu fragen?«
»Mycroft fand ihn scheußlich, wie üblich.«
»O Mikey, schäm dich. Tante Cassie gibt sich immer solche Mühe.«
Penelope rutschte unruhig auf dem Klappsitz herum. »Wo kann sie nur sein? Da draußen gibt es nichts, wo sie hingegangen sein könnte.«
»Vielleicht hat der Berglöwe sie erwischt«, sagte Cassie.
»Das ist nur eine Legende«, sagte Penelope.
»Vielleicht liegt sie mit jemandem in den Büschen«, schlug Kathy vor.
»In ihrem Alter?«
»Timmy versucht immer, mich abends hier herauf zu kriegen.«
»Timmy leidet an unheilbarer Wollust.«
»Vielleicht ist sie hingefallen«, sagte Cassie nachdenklich, »und hat sich den Knöchel gebrochen oder so was. Vielleicht liegt sie da draußen, windet sich vor Schmerzen, beobachtet die Aasgeier, die über ihr kreisen, und wartet auf einen gnädigen Tod.«
»Da draußen sind keine Aasgeier«, sagte Penelope. »Ich gehe nach ihr suchen.«
»Gute Idee«, stimmte Cassie zu. »Kathy, bring den Champagner mit. Das arme Ding liegt vielleicht da draußen und kommt bei der Hitze vor Durst um.«
»Wir haben zwanzig Grad«, sagte Penelope, »wenn überhaupt.«
»Man kann nie wissen. John, nimm deine Waffe mit.«
»Ich habe keine Waffe, Stormy«, antwortete er.
»Was? Nicht mal eine Brechstange oder so etwas ähnliches?«
»Ich habe nur meine Karte vom Automobilklub.«
»Na gut, dann nimm die mit. Sie ist bestimmt nützlich, wenn wir eine verschlossene Tür aufbekommen müssen.«
Penelope stieg aus der Limousine. »Freda?« rief sie. Der Wind trug Penelopes Ruf über die Berghänge, aber keine Antwort. Sie drehte sich um und blickte auf die Schar, die sich hinter ihr versammelt hatte. Penelope zuckte mit den Achseln.
Fredas Auto war jedenfalls leer und unverschlossen. »Die Schlüssel stecken im Zündschloß und ihre Handtasche liegt auf dem Sitz«, sagte Penelope. »Sie kann nicht weit weg sein.« Penelope holte tief Luft und versuchte ihre beste Kommandostimme. »Freda!« rief sie.
Keine Antwort.
Mycroft schnupperte.
»Wir teilen uns am besten auf und suchen nach ihr«, sagte Penelope. Sie ging auf die niedrige Steinmauer zu, die den kleinen Parkplatz umgab.
Schritte folgten ihr.
Penelope drehte sich um. Cassie, Kathy und John standen dichtgedrängt hinter ihr. Cassie lächelte. »Wir sollten besser alle zusammenbleiben«, sagte sie.
»Wo ist Mycroft?« fragte Penelope.
»Er war eben noch hier«, sagte Cassie und blickte sich schnell um. »Ich habe ihn gerade erst auf den Boden gesetzt.«
»Mycroft!« schrie Penelope. Er war nirgends zu sehen.
»Mycroft!«
Die anderen stimmten mit ein.
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