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Katzendaemmerung

Katzendaemmerung

Titel: Katzendaemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Gordon Wolf
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Thomas Trait letztmalig auf die Probe gestellt, um seine Seele zu retten. Doch auch diesmal tat er alles, um sich einen festen Platz in der Hölle zu sichern.
    Bin ich also auf ewig verdammt? Heute wie damals finde ich darauf keine schlüssige Antwort. Ich beginne aber, daran zu zweifeln. Natürlich klingt es nach einer billigen Ausrede, nach fehlendem Unrechtsbewusstsein, wenn ich nun jemand anderes für mein Verhalten verantwortlich machen will. Aber war es nicht vielleicht tatsächlich so?
    Als ich damals in jener Nacht grübelnd auf meiner Couch lag, stellte ich mir immer wieder dieselbe Frage: Wie lange schon hatte Mia uns heimlich von der Tür aus beobachtet? Etwa schon von Anfang an?
    Und hatte sie es wirklich beim bloßen Beobachten belassen? Wenn ich an diese bizarre Affäre zurückdenke, so spricht vieles dafür, dass mein Zusammentreffen mit Rosalie von ihr – von Bastet – inszeniert worden war. Der göttlichen Katze war natürlich nicht entgangen, wie ich mich mehr und mehr ihrem ausschweifenden Lebensstil zu entziehen versuchte. Was lag also näher, mich mit einem verlockenden Köder und ein paar magischen Tricks wieder fest an den Haken zu bekommen?
    Ich war eine leichte Beute. Ich schluckte nicht nur den Köder, sondern gleich auch noch die halbe Angel. Mia musste sehr zufrieden darüber gewesen sein, wie schnell ich meine guten Vorsätze wieder vergessen hatte. Vielleicht war nicht einmal einer ihrer magischen Tricks erforderlich, ich weiß es nicht. Trotz allem glaube ich aber daran, dass alle Ereignisse einem vorbestimmten Kurs gefolgt sind. Sie mussten einfach geschehen, so und nicht anders.
    Mein klägliches Scheitern war mir demnach vorherbestimmt. Vielleicht aber musste ich erst so tief fallen, um die Aufgabe, die mir noch bevorstand, lösen zu können. Nichts, keine noch so grauenvolle Tat, geschieht wirklich sinnlos; allerdings sind wir Menschen kaum dazu in der Lage, deren wahre Funktion zu erahnen. In meinem Fall gewährte mir das Schicksal einen kurzen Blick hinter die Kulissen. Dieses kurze Blitzlicht auf die unbegreiflichen Zusammenhänge des Seins ließ mich die Dinge nicht etwa verstehen … Ich fand aber die Kraft, daran zu glauben. Vielleicht quäle ich mich an diesem Schreibtisch auch nur deshalb so ab, weil ich noch nicht vollkommen aufgegeben habe. Ein schwacher Hoffnungsschimmer glimmt beharrlich in der Finsternis meiner Seele. Wenn alles – wirklich alles – einem großen, umfassenden Plan gehorcht, so müssen eben auch die scheinbaren Abweichungen als unabdingbare Elemente des Ganzen betrachtet werden.
    Nichts geschieht wirklich zufällig.
    In diesem Zusammenhang denke ich oft an eine Stelle in den Evangelien. (In den letzten beiden Jahren ist die Bibellektüre zu einem festen Bestandteil meines Lebens geworden.) Dort prophezeit Jesus ausgerechnet seinem treuesten Jünger Simon Petrus: »Wahrlich, ich sage dir: Heute, in dieser Nacht, ehe denn der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.« Und genauso geschieht es. Keine Warnung oder inbrünstige Treueschwüre können etwas daran ändern, dass sich das Schicksal letztendlich doch erfüllt. Der dreifache Verrat ist regelrecht vorprogrammiert. Er gehört zum ›großen Plan‹. Petrus erfährt daher auch keine ewige Verdammnis; schließlich ist er ja der Fels, auf den Christus seine Gemeinde bauen will. Erst die schmerzhafte Erkenntnis der eigenen Fehlbarkeit und das Wissen um die Allmacht Gottes geben dem Apostel die notwendige Kraft für seine zukünftige Missionsarbeit. Muss Sünde demnach also als ein notwendiges Übel betrachtet werden? Ich bin mir nicht sicher. Schließlich spielte auch Judas nur eine festgeschriebene Rolle; ihm wurde jedoch nicht vergeben.
    Ein frostiger Hauch überzieht meinen Körper. Natürlich kann und will ich mich nicht mit einem Petrus oder Judas vergleichen, aber auch ich bin zu einem Spielball der Götter geworden. Hat meine fast bedingungslose Hingabe an Bastet nun eine ewige Schuld auf mich geladen?
    Seufzend schließe ich die Augen. In der Stunde meines Todes werde ich die Antwort kennen …
     
    Warum? Warum nur? Immer wieder stellte ich mir dieselbe Frage. So sehr ich mich aber auch quälte, eine Erklärung für mein närrisches Verhalten fand ich in dieser Nacht nicht. Irgendwann ließ mich die sinnlose Monotonie der Fragen schließlich in einen leichten Dämmerschlaf fallen.
    Für unbestimmte Zeit trieb ich in einem grauen Zwischenreich; mein Bewusstsein war dabei nicht

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