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Katzendaemmerung

Katzendaemmerung

Titel: Katzendaemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Gordon Wolf
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der toten Leitung. Von nun an gab es kein Zurück mehr. Ich hatte den Hebel der Maschine umgelegt, und nun konnte ich ihren Lauf nicht mehr steuern. Nach all der Zeit lastete Mias Geheimnis endlich nicht mehr nur allein auf meinen Schultern.
    Nachdenklich starrte ich durch das Fenster auf die immer noch dunkle Straße. In immer kürzeren Abständen wurde der Asphalt von den Lichtkegeln vorbeifahrender Autos erhellt. Für die meisten Menschen hatte der neue Tag schon längst begonnen. Ein Tag wie jeder andere.
    Ein kurzes, humorloses Lachen durchbrach die Stille des Raumes. Zuerst glaubte ich, das Geräusch würde durch den Telefonhörer dringen, die Leitung gab nun aber nicht einmal mehr ein statisches Summen von sich. Erst da wurde mir klar, dass ich selbst diesen kläglichen Ton ausgestoßen hatte.
    Endlich konnte ich mich dazu durchringen, den nutzlos gewordenen Hörer aufzulegen. Was ist nur los? , fragte ich mich. Seltsamerweise verspürte ich nicht den geringsten Hauch von Erleichterung.
    Die Erklärung hierfür lag jedoch auf der Hand; ich hatte zwar die Lunte zum Glimmen gebracht, doch damit war die Sache noch längst nicht erledigt. Die Bombe musste mit größter Wahrscheinlichkeit dennoch eigenhändig zur Explosion gebracht werden. Und für diese Aufgabe würde vermutlich ich selbst verantwortlich sein. Aber genau das wollte ich eben. Ich hatte keineswegs alle Fäden aus der Hand gegeben. Nur aus diesem Grunde war es so wichtig für mich, dass der Sheriff ohne Verstärkung anrückte.
    Wenn erst einmal Dutzende von Polizisten das Gelände durchsuchten, würde ich den Ausgang der Aktion nicht mehr beeinflussen können. Mein Plan sah aber vor, dass ich bis zuletzt die größtmögliche Kontrolle über den Ablauf der Dinge behielt. Ich allein sah mich dazu befähigt (und auch berechtigt), den Urteilsspruch über Sachmet zu fällen. Friedlander war nichts weiter als eine Sicherheitsmaßnahme für den Notfall. Nur ich allein hatte das Recht dazu, die Löwengöttin zu töten.
    Meine Nervosität wuchs mit jeder Minute, die verstrich. Unzählige Male ging ich hinüber zur Küche und blickte aus dem Fenster. Zwischen den Ruinen konnte ich jedoch nicht die geringste Bewegung ausmachen. Im fahlen Licht der Dämmerung war selbst der Umriss des Buswracks kaum zu erkennen. Alle Schatten wirkten, als seien sie, unabhängig vom Licht erstarrt, wie auf einer meiner Fotografien.
    Das trostlose Bild stellte mich zumindest in einer Hinsicht zufrieden; wie es aussah, hatte Friedlander sein Wort gehalten. Keine noch so geschulte Sondereinheit hätte sich auf dem unwegsamen Gelände ohne Taschenlampen bewegen können. Und mit Nachtsichtgeräten waren die Cops aus Yucca Springs wohl kaum ausgerüstet.
    Obwohl ich in nahezu allen Räumen die Beleuchtung eingeschaltet hatte, fühlte ich mich unsicher. Wie niemals zuvor empfand ich das bedrohliche Wesen der Wohnung. Sie war ein lebender, beobachtender Organismus. Die Stille um mich herum wirkte daher auch kaum beruhigend; die völlige Abwesenheit eines Geräuschs löste vielmehr ein Gefühl der Enge und Beklemmung aus. Mir war, als wenn die Wände stetig näher rücken würden, doch immer dann, wenn ich genau hinsah, hielten sie ihren Atem an.
    Nichts weiter als paranoide Halluzinationen , sagte ich mir. Mach dir lieber Gedanken über den tatsächlich existierenden Wahnsinn.
    Wie in aller Welt wollte ich Sachmet überhaupt bezwingen? Etwa mit einer Spitzhacke? Betroffen musste ich feststellen, dass ich nicht die geringste Ahnung hatte. Wie tötete man ein Gottwesen? Konnte ein derartiges Geschöpf überhaupt sterben? Für eine Anfrage bei ›Soldiers of Fortune‹ blieb leider keine Zeit mehr.
    Vergiss es!, versuchte ich mich zu beruhigen. Bleib’ cool. Wenn es soweit ist, wirst du genau wissen, was zu tun ist. Insgeheim vertraute ich dabei auf die einzige starke Waffe, die ich besaß: Meine unerschütterliche Entschlossenheit.
    Als die Türschelle plötzlich schrill-kreischend zum Leben erwachte, starrte ich verwirrt auf die Uhr. Es war nicht einmal zwanzig Minuten nach sieben. Friedlander musste geflogen sein.
    Noch bevor ich die Tür erreichte, schellte es erneut. Diesmal noch schriller und anhaltender. Mein unbekannter Besuch war offenbar sehr in Eile.
    »Hören Sie auf, verdammt«, fluchte ich. »Ich komme ja.« Das hohe Klingelgeräusch musste selbst noch in Little Mexico zu hören sein.
    »Wer ist dort?«, rief ich durch die geschlossene Tür. Obwohl ich die Antwort eigentlich

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