Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Katzendaemmerung

Katzendaemmerung

Titel: Katzendaemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Gordon Wolf
Vom Netzwerk:
aber so schnell wieder, wie er aufgeflackert war. Mit hochrotem Kopf und aus Stirn und Nase blutend, wirbelte sie zu mir herum.
    »Schluss mit dem Gerede über mich und meine verachtenswerte Schwester«, schnaubte sie. »Lassen wir uns doch lieber über dich unterhalten.«
    Ich zuckte zusammen. »Über mich? Ich weiß nicht, worüber wir da reden sollten. Du siehst ja, was deine Botin mit mir angestellt hat. Meine linke Hand ist gebrochen, der ganze Arm … er fühlt sich wie taub an. Ein paar Rippen hat es glaub’ ich auch erwischt. Ich weiß nicht, wie lange ich mich noch auf den Beinen halten kann. Vielleicht solltest du mir hier erst einmal heraushelfen, bevor wir weiterreden.«
    Sachmets rasselndes Lachen verursachte mir Bauchschmerzen. »Du behältst selbst jetzt noch deinen Humor – wirklich erstaunlich. Erst verwüstest du meinen Tempel, und nun soll ich dir zum Dank dafür auch noch helfen? Du kannst von Glück sagen, dass du deine Sache nur stümperhaft erledigt hast; ansonsten hätte ich mich schon längst an deinem Blut berauscht.«
    Die Katzenmumie , schoss es mir plötzlich durch den Kopf. Ich hätte mich nicht davon abhalten dürfen, sie vollständig zu zerstören. So aber hatte ich meine vermutlich einzige Chance gegen die Löwengöttin leichtfertig vergeben.
    Sachmet legte abschätzend ihren Kopf schief. »Ich muss dir recht geben«, sagte sie. »Du siehst wirklich übel zugerichtet aus. Sehr übel. Warum sollte ich dich also aus dem Loch herausziehen? Du bist doch genau dort, wo du hingehörst.«
    »Ich … wieso? Ich weiß nicht, was du meinst.«
    »Aber natürlich weißt du das«, widersprach sie mir grinsend. »Denk einfach nur an den praktischen Keller nebenan. Auch für dich wird sich dort sicherlich noch ein hübsches Plätzchen finden lassen. Wie wär’s denn gleich neben Rosalie? Sie hat bestimmt nichts dagegen.«
    Eigentlich hätte ich gefasst reagieren müssen, schließlich war ich in diesen Kampf mit der Überzeugung gegangen, ihn nicht zu überleben. Der Zynismus, mit dem Sachmet sich aber von mir verabschiedete, traf mich härter als jede wilde Attacke.
    »Soll das heißen, du willst mich auch töten? Einfach so? Das kannst du doch nicht machen, nicht nachdem, was ich alles für dich getan habe!«
    Sachmet zog ihre Brauen leicht erstaunt nach oben. »Du? Für mich? Du meinst sicher dein kleines Gastspiel als Priester. Ich glaube, du misst deinem magischen Gestammel zu viel Bedeutung bei. Wenn du nicht gewesen wärst, hätte ich andere Mittel und Wege gefunden. Mein Wechsel hätte sich etwas verzögert, doch welche Rolle spielt schon die Zeit für mich. Du bist nichts Besonderes, mein lieber Thomas. Du bist ersetzbar. Und vor allem: Du bist ein Mensch. Könnte es einen besseren Grund für mich geben, um dich zu töten?«
    Betont ruhig legte ich die Taschenlampe auf den Boden und ließ meine Hand langsam am Körper nach unten gleiten. Auch ohne ›Mini-Mag‹ hatte man nun im Inneren eine recht passable Sicht; das dämmrige Tageslicht war unbemerkt an den Bus herangeschlichen. Sachmets zerzauste Haare wirkten im Gegenlicht wie eine Korona aus Stacheldraht. Meine Hand erreichte den Gürtel und wanderte zur Seite.
    »Ich glaube nicht, dass du mich so einfach töten kannst«, begann ich mein Ablenkungsmanöver. »Selbst du müsstest doch spüren, dass ich kein x-beliebiger Mensch bin; jedenfalls nicht für Bastet und dich. Uns verbindet weit mehr als eine Liebesbeziehung. Wir sind Schicksalsgefährten.« Meine Finger berührten kühles Metall.
    »Aber sicher doch.« Sachmet kicherte. »Du hast vollkommen recht. Unser beider Schicksal hat uns zusammengeführt, doch heute trennen sich unsere Wege. Und dein Schicksal wird sich an einem ruhigen, kühlen Ort unter der Erde erfüllen. Du kannst gerne schon einmal vorausgehen; den Weg kennst du ja.«
    Sie stemmte die Arme in die Hüften, als wartete sie tatsächlich darauf, dass ich ihrer Aufforderung nachkam.
    Unbeirrt hielt ich meine Stellung. »Fürchtest du nicht, Bastet könnte dich wegen dieser Tat zur Rechenschaft ziehen?« Der kantige Griff der Taurus schmiegte sich fest gegen meine Handfläche.
    Meine Totengräberin wich ein paar Schritte zurück. »Ich und mich fürchten? Ein lächerlicher Gedanke. Ich selbst bin die ›Herrin der Furcht‹, oder hast du das etwa schon wieder vergessen? Und wer ist schon diese Bastet; ein kleines tanzendes Kätzchen, das sich unter euch Menschen wohlfühlt. Warum also sollte ich zögern?«
    Vorsichtig

Weitere Kostenlose Bücher