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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Anlauff
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dazwischen.
    »War zur Tatzeit mit ihrer Tochter zu einem Sprachtest«, murrte Müller. »Ich hab in der Logopädiepraxis angerufen, es stimmt.«
    Deshalb die Verspätung. Liebermann fiel die Bemerkung seines Vorgängers über Müllers Zuverlässigkeit ein.
    Kommissarin Holzmann lehnte sich zurück. »Okay. Wenn die Frau rausfällt, darf ich dann fragen, Hauptkommissar, warum Sie diese Liebesschülerin so vehement verteidigen?«
    Liebermann nickte. »Weil sie nicht dumm ist. Sie müsste aber entweder dumm oder ziemlich leichtfertig sein, um nach einem so sorgsam geplanten Mord einen derartigen Trampelpfad an Spuren zu hinterlassen.«
    »Sie war mit Kaiser am betreffenden Tag zum Mittag verabredet«, beharrte Müller.
    »Das eben meine ich«, entgegnete Liebermann zufrieden. »Die Verabredung bildet das letzte Glied einer hübschen Kette, angesichts deren sich jeder Kriminalist die Hände reibt. Einekleine Studentin wird von ihrem Liebhaber verlassen. Sie ist untröstlich, dann nimmt der Liebhaber wieder Kontakt auf. Sie schöpft Hoffnung, bleibt aber vorsichtig. Verweigert Treffen, bis der Geliebte die Bande zu seiner Frau gekappt hat. Hält es dann aber nicht aus und trifft sich doch schon vorher mit ihm, in ihrem kleinen, dürftig besuchten Stammlokal. Der Geliebte weigert sich, ihre Hoffnungen zu erfüllen. Er hält die Kleine hin, die eine Trennung von seiner Frau verlangt. Daraufhin läuft bei ihr das Fass über: Sie begreift, dass er sie nur als Gespielin benutzt, wo sie ihn doch mit Haut und Haar liebt. Da sie an diesem Verdacht bereits seit der Trennung leidet, hat sie vorsorglich einige Tollkirschen in der Tasche, die sie ihm unter den Nachtisch jubelt.«
    »Woher hat sie die Tollkirschen?«, fragte Simon.
    Liebermann zuckte die Achseln. »Entweder aus der Aphrodite, wo man sie zu verschönernden Augenwässerchen verarbeitet, oder aus irgendeinem Wald. Im Garten der Schule gibt es einen Busch mit schwarzen Beeren. Es kann nicht schaden, sie mal untersuchen zu lassen.«
    »Und was ist mit ihrer Aussage, sie hätte das Lokal nicht betreten?«, bohrte Kommissarin Holzmann nach.
    »Was würden Sie sagen?«, wandte Liebermann sich an Müller.
    »Dass sie lügt.«
    Liebermann lächelte ihr zu. »Da sehen Sie’s. Zurück zu unserer Kette: Ehe die Wirkung des Gifts mit voller Macht einsetzt, schleppt Fräulein van Hoefen ihren Exgeliebten aus dem Lokal, sagen wir, auf ein leerstehendes Hausboot an der Havel. Dort überlässt sie ihn seinem Todeskampf. Zuvor schenkt sie uns allerdings ein Zeichen, indem sie in Kaisers Schlund einen Ring – vermutlich ein Geschenk von ihm – wirft. Den Rest des Tages vergnügt sie sich in der Liebesschule, um schließlich in der Nacht zurückzukehren und den inzwischen toten Kaiser in den Fluss zu kippen, darauf hoffend, dass die Strömung ihn forttreibt. Da sichdie Strömung aber wenig um menschliche Wünsche schert, wirft sie ihn kurzerhand gegen das nächstbeste Bullauge.«
    Eine Weile herrschte Schweigen, dann begann Müller einsam zu klatschen. »Wo liegt das Problem? Können Sie es nicht leiden, wenn sich etwas in Wohlgefallen auflöst? Brauchen Sie es kompliziert, um uns zu beweisen, dass Sie der Topmann für den Job sind?«
    Liebermann seufzte. Seit dem Morgen hatte er jetzt Müllers Stimme in den Ohren. Er hatte das Gefühl, dass sie sich langsam entzündeten. »Im Gegenteil, Oberkommissar. Ich lasse mich nur ungern an der Nase herumführen. Und wie ich schon versucht habe anzudeuten, leidet Constanze van Hoefen nach meinem Dafürhalten nicht unter dem Drang, Mittelpunkt einer Gerichtsverhandlung zu sein. Mithin setzt jenes perfekte Bild eines Rachemordes, das ich gerade nachgezeichnet habe, einen anderen Schöpfer oder eine andere Schöpferin voraus. Was bedeutet, dass wir noch einmal von vorn anfangen. Jeder Maler hinterlässt Spuren, und an die werden wir uns halten.«
    »Welche Art Spuren meinen Sie?«, fragte Simon schüchtern.
    »Den Pinselstrich, die Wahl der Farben.«
    Kommissarin Holzmann beugte sich über den Tisch und angelte nach der Kanne. »Wie kommen Sie eigentlich darauf, dass Kaiser auf einem leeren Hausboot zwischengelagert war?«
    »Jemand hat in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag auf diesem Hausboot einen Wolf heulen gehört. Der Inhaber ist seit einiger Zeit abwesend, und meines Wissens besitzt er keinen Wolf.«
    Die drei Beamten sahen sich an.
    »Aha«, sagte Müller in einem Ton, der stellvertretend für alle war.
    Als sie auseinandergingen,

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