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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Anlauff
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das Handy ein und sah auf die Uhr. »Und was machen wir beide jetzt? Ich nehme an, dass Feldmeyer nochin seiner Schule ist. Außerdem wäre es mir lieber, wenn unsere Truppen abgezogen wären, ehe wir zu ihm fahren. Und für den Keller der Witwe brauchen wir einen Wisch vom Staatsanwalt.«
    Er deutete durch das Fenster auf das Café. »Hunger?«

18
    Ein paar Spatzen flohen panisch vom Weg, als sie Cäsars ansichtig wurden. Er sah ihnen bedauernd nach. Sein Magen knurrte. Aber jetzt war nicht die Zeit für Spatzen. Kurz hinter dem südlichen Parkeingang hatte er einen Federhaufen gefunden. Einen flachen Kegel Daunen, gemischt mit einigen blau-weißen Deckfedern, die kaum von einer Mauser stammen konnten. Vor einer Bank dann einen zweiten – diesmal braun-weiß. Mit wachsender Beklemmung scharrte Cäsar ihn auseinander. Kein Schnabel, keine Krallen oder sonstige Überreste einer Mahlzeit. Es sah aus, als hätte jemand die Vögel halbgerupft verschleppt. Jemand mit einem unnatürlichen Appetit. Oder, dachte Cäsar, als er wenige Meter weiter auf das nahezu vollständige Kleid eines Rotkehlchens stieß: jemand, der absichtlich Spuren hinterließ. Er verharrte, eine Pfote noch im Flaum des toten Sängers. Dann verließ er den Weg und lief quer über eine Wiese zu dem Gebäude hinüber, das sie begrenzte. Nichts. Er durchstöberte die Büsche der Umgebung, quälte sich durch das Unterholz am südlichen Parkzaun und kehrte schließlich kurz vor dem Kompost auf den Weg zurück, wo er alsbald auf einen halb gerupften Kleiber stieß. Dort setzte er sich. Alles deutete darauf hin, dass dieser Jemand seine grausame Marke nur auf öffentlichen und deshalb gut einzusehenden Plätzen hinterließ.
    Serranos verrückte Idee nahm plötzlich Gestalt an, zusammen mit einem Klumpen im Hals. Sollte der Schwätzer tatsächlich auferstanden sein?
    Vorsichtig drehte Cäsar den Kleiber auf die Seite und betrachtete die Bissspuren. Seine Beklemmung wuchs. Wer auch immer der Vogelschlächter war: Da er sich den Park zur Bühne erkoren hatte, lag es nahe, sein Quartier hier zu vermuten. Und zwar indiesem Teil des Parks, der dem Katzenhaus am nächsten lag und der, wie Cäsar sich aus alten Legenden zu erinnern meinte, dem Schwätzer früher als Heimstatt gedient hatte. Er verließ den Weg abermals und kehrte zu dem Gebäude zurück, um dort, unter wildem Wein verbogen, ungestört nachzudenken.
    So verschwenderisch der Schwätzer mit den Zeichen seiner Auferstehung um sich warf, er würde mit Sicherheit eine andere Messlatte anlegen, sobald es um seinen Unterschlupf ging. Er zeigte nur seine Anwesenheit, nicht sich selbst, so war es auch bei den Überfällen auf die Kater gewesen. Feige und heimtückisch. Also musste Cäsar nach verborgenen Plätzen suchen, von denen der Park leider jede Menge beherbergte.
    Instinktiv schlug er den Weg zum Kompost ein. Wenig später gelangte er auf den kleinen Pfad, auf dem er Serrano unlängst verlassen hatte, um sich den Anblick seiner toten Halbschwester zu ersparen. Schon begann seine Nase vom Gestank des braunen Berges zu verkleben. Vermutlich lag er völlig daneben. Wer sich hier ein Quartier suchte, musste fürwahr ein Ausgestoßener sein. Zögernd ging Cäsar noch ein paar Meter und blieb stehen. Wie von selbst zog sein Kopf zum Stamm einer alten Buche hinüber. Bei seinem letzten Aufenthalt hier war er mit anderen Dingen beschäftigt gewesen, aber er meinte sich verschwommen zu erinnern, am Stamm dieser Buche etwas bemerkt zu haben. Als er den Kopf hob, erkannte er, was es war: Etwa in anderthalb Meter Höhe schlug die silberne Rinde eine ringförmige Wulst.
    Mit dem dumpfen Gefühl, einen Schritt zu tun, dessen Folgen schlecht abzuschätzen waren, näherte Cäsar sich dem Baum und stellte sich auf die Hinterläufe, um zu sehen, was die Wulst umschloss. Ein Loch. Die Buche war hohl. Aber nicht leer, wie er im selben Augenblick erkannte.
    Im Halbdämmer der Höhle lagen Blätter und Gras zu einem dichten Polster verarbeitet, hier und da durchsetzt mit Federn.
    Alles an ihm wehrte sich, den Kopf tiefer in das Versteck zu schieben. Er tat es allein um der schwachen Hoffnung willen, Serrano am Ende doch noch widerlegen zu können. Aber auch dieser letzte Schimmer erlosch, als er inmitten der Polsterung ein Büschel schwarzer Haare fand.
    Einen halben Kilometer weiter westlich bedeutete Maja ihrer Freundin Trudi, dass sie verstanden habe. »Geh, ich danke dir. Und falls du die Dürre triffst, schick sie zu

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