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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Anlauff
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ohne Ankündigung in eine Operation!
    Doch in der Teeküche war niemand. Stattdessen fand sie den Kommissar neben dem Aschenbecher im Foyer, den Blick auf eine weinberankte Mauer gegenüber der Gerichtsmedizin geheftet. »Schloss Lindstedt«, sagte er, als sie sich eine Zigarette in den Mund steckte.
    »Sieh an!«, erwiderte sie und riss an einem Streichholz. »Sind Sie hier, um mir die Sehenswürdigkeiten der Umgebung zu erklären?«
    »Keineswegs. Ich bin hier, weil Sie mich herbestellt haben.«
    Das Streichholz brach. Franziska schnaubte, während sie es mit einem neuen probierte. »Dass die Leiche identifiziert ist, wissen Sie ja wohl.«
    »Nein. Ich bin noch nicht im Dienst«, fügte er entschuldigend hinzu.
    »Und warum rufen Sie mich dann an?«
    »Um sicherzugehen, dass Hauptkommissar Otto in seinem Abschiedsstress nicht versäumt hat, mich auf den aktuellen Stand zu bringen. Es ist also der Internist?«
    Franziska überlegte, bis das Feuer ihre Fingerkuppen erreicht hatte, dann warf sie Streichholz und Zigarette in den Aschenbecher.
    »Na schön. Aber schnell, ich hab Feierabend!«
    Angesichts der Leiche überkam Liebermann eine latente Übelkeit, die zunahm, als Dr. Genrich über die wulstige Naht strich.
    »Er hat es mir nicht leichtgemacht. Aber am Ende habe ich ihn geknackt.«
    Liebermann schielte zur Uhr. Nico hatte wenig Begeisterung ob seines späten Ausflugs gezeigt, bei den Mädchen dagegen hatte er den Eindruck gehabt, dass sie lieber auf ihn als auf Dienstag verzichteten. Er riss sich zusammen und heftete seine Augenwieder auf die Ärztin, deren Hand inzwischen auf der Stirn des Internisten verweilte. Eine Begegnung unter Kollegen, falls er mit seiner Vermutung richtiglag. Die sie im Übrigen noch immer nicht bestätigt hatte. Er wagte einen Vorstoß. »Kannten Sie den Toten?«
    Mit einem Ruck zog Dr. Genrich die Hand zurück. »Wie kommen Sie darauf? Kaiser war Hausarzt!«
    In ihrem Blick lag Verachtung. Und noch etwas anderes, das Liebermann zur Vorsicht mahnte.
    »Damit eins klar ist«, sagte sie. »Punkt acht marschiere ich hier raus. Falls Sie mich bis dahin über meine Bekanntschaften ausfragen oder mich mit Stadttratsch langweilen wollen, bitte.«
    Liebermann winkte ab. »Ich bin ganz Ohr.«
    Sie fixierte ihn abschätzend, dann hob sie eine der schrumpligen Hände des Toten an. »Wie Sie vielleicht sehen, haben wir es mit einer Waschhaut bis etwas unter dem zweiten Fingerglied zu tun. Das deutet bei einundzwanzig Grad Haveltemperatur auf einen Aufenthalt im Wasser von zehn bis maximal sechzehn Stunden hin.«
    »Eher zehn«, sagte Liebermann eingedenk Franks Bemerkung über unauffälliges Ertrinken an der Havelpromenade.
    »Zehn bis sechzehn«, wiederholte Franziska Genrich. »Dem widerspricht allerdings die ziemlich ausgeprägte Zyanose. Die Verfärbung der Haut«, setzte sie hinzu, als sie sah, wie Liebermann die Brauen hob. »Die würde unter den gegebenen Umständen frühestens zwei Tage nach Todeseintritt einsetzen, was mich zunächst verwirrt hat.«
    »Hauptkommissar Otto und mich ebenso.«
    Ihr linkes Lid begann leicht zu zucken. Liebermann dachte an das Fingerbeil. »Im Gegensatz zu uns haben Sie das Problem offensichtlich gelöst«, fügte er deshalb hinzu.
    »In der Tat. Mein Fehler war, dass ich mich anfangs zu der Annahme habe hinreißen lassen, der Patient wäre ertrunken.«Sie brach ab, um sich ausgiebig an seiner Überraschung zu weiden.
    »Ist er nicht?«
    »Nein. Er ist erstickt.«
    »Ertrinken und Ersticken schließen sich nicht unbedingt aus«, gab Liebermann zu bedenken.
    »In diesem Fall schon.«
    Liebermann warf einen raschen Blick auf den Internisten. »Wollen Sie mir weismachen, dass er einen Herzinfarkt hatte und im Todeskampf in die Havel gekippt ist?«
    Die Pathologin verzog den Mund. »Interessanter Gedanke, aber nein.«
    »Es hat auch nichts auf Strangulation hingedeutet.«
    »Richtig.«
    »Auf Lungenversagen auch nicht.«
    »Wie man’s nimmt.«
    Sie spielt mit mir, dachte Liebermann. Lass den blöden Bullen sich abzappeln, bis es acht ist, und dann hau ich ab. Blieb die Frage, warum sie ihn überhaupt hierherbestellt hatte. »Mehr fällt mir nicht ein!«
    Dr. Genrich zog sich einen Hocker heran und stellte seelenruhig einen Fuß darauf ab. »Ich könnte Ihnen den Erstbefund vorlesen. Aber Sie begreifen es schneller, wenn ich ihn übersetze, und außerdem hab ich ihn noch nicht fertig. Der Tod ist durch Atemlähmung eingetreten, als Folge einer letalen Dosis von

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